„Mein Wald ist eines der besten Dinge, die mir in meinem Leben passiert sind!“
„Lass den Wald selbst arbeiten, aber hilf ihm dabei"
Die Biologin erzählt im Interview, warum dies notwendig war und wie sie den Wandel zur naturnahen Waldwirtschaft schafft.
advantage: Was hat Sie dazu bewegt, Ihren Wald anders zu bewirtschaften?
Sissi Fuchs-Rothenpieler: Mein Alltag in den 1990-ern war davon geprägt, Fichten fragwürdiger Herkunft zu setzen und gegen den Käfer Gift zu spritzen. Tannen, Lärchen, Bergahorn, Eschen mussten wir mit Stäben, Zäunen und Hüllen extra schützen. Das Verstreichen gegen Wildverbiss im Winter und Sommer kam auch noch hinzu. Und trotzdem plagten uns viele Fege-, aber auch Schälschaden sowie Ausfälle durch Trockenheit und schlechte Genetik. Gesetzte Tannen stellten sich später als Küstentannen heraus, die auf 1.100 Metern nichts verloren haben.
Was haben Sie gegen diesen Zustand unternommen?
Mir wurde klar, dass der einzig gangbare Weg nur sein konnte, dass sich der Wald selbst reproduzieren muss. Ich wollte dem vollkommen verarmten Böden helfen. Also wurde 2010 die erste Fläche von einem starken Forstmulcher umgefräst und danach mit Kalk, Magnesium, Phosphor und Kalium gedüngt. Der Boden konnte aufleben, Selbstanflug fühlte sich nun auch in unserem Wald wohl. 2014 wiederholte ich diesen Vorgang.
Ist der Zukauf von externen Baumarten noch ein Thema für Sie?
Bäume von woanders sind meist nicht für meinen Boden geeignet. Ich nutze mittlerweile die eigene Genetik! Die Lösung liegt in den Keimlingen aus dem eigenen Wald. Sie wollen hier wachsen, sind mit der Bodenbeschaffenheit vertraut. Internationale Baumarten wie die Atlaszeder, die nicht heimisch ist, sind für mich kein Thema. Sie stammt aus Afrika. Da sind schon viele Fehler passiert. Wir haben genug gesunde Fichtenbestände, die sich langfristig auf den Klimawandel einstellen können. Ganz nach dem Motto „survival of the fittest“ schlummern meiner Meinung nach dank der Biodiversität in jedem Baum Anpassungsmöglichkeiten für herausfordernde Zeiten. Auch die Verteilung der Baumarten wird sich grundlegend ändern müssen.
Was ist die größte Veränderung in Ihrem Forstbetrieb?
Nach der intensiven Bodenaufbereitung birgt die Naturverjüngung eine große Chance! Nun macht der Wald seinen Job selbst. Und es gibt in meinem Wald keine Kahlschläge mehr. In Zukunft setze ich auf intensive Pflegemaßnahmen wie Auslichten, Durchforsten und das einzelne Kennzeichnen zu schlägernder Bäume. Das sehr gute Geschäft mit dem Wald gehört in Kärnten auf längere Sicht der Vergangenheit an. Unsere heutige Waldarbeit dient dem Erhalt der Böden, um der Erosion entgegenzuwirken. Denn Regen und Wind machen dem Wald in Zeiten des Klimawandels zunehmend zu schaffen.
1. Über 70 Teilnehmer:innen aus ganz Österreich besuchten die Exkursion von Pro Silva Austria im Gurktal.
2. In der Praxis: Beim Rundgang mehr über naturnahe Waldwirtschaft erfahren.
© Pro Silva Austria, Senitza