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Wirtschaft
23.04.2024

Leistungs­kultur am Prüfstand

Der Themenschwerpunkt „Leistungskultur und Wirtschaftsstandort“ stand im Mittelpunkt der diesjährigen „Millstätter Wirtschaftsgespräche“.

In einer Zeit, in der weniger Arbeiten, Work-Life-Balance und Home-Office die Diskussion prägen, beschäftigten sich die achten „Millstätter Wirtschaftsgespräche“ mit offensiven Strategien und Ansätzen für mehr Leistung. 35 hochkarätige Referent:innen aus dem In- und Ausland begeisterten an vier Tagen rund 350 Teilnehmer:innen mit ihren unterschiedlichen Blickwinkeln auf das aktuelle Thema „Leistungskultur und Standorterfolg“. Mit dabei waren u.a. Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig, Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl, IV- Generalsekretär Christoph Neumayer, Talente-Professor Matthias Ehrhardt und Wirtschaftsphilosoph Anders Inset.

Weltfremde Vorstellung

„Work-Life-Balance ist ein irreführender Begriff“, postulierte Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen bei der Veranstaltung in der Kärntner Marktgemeinde Millstatt. „Arbeit gehört zum Leben und kann daher nicht durch Leben ausgeglichen werden. Die Vorstellung, wir könnten alle anstehenden Aufgaben unserer Gesellschaft erledigen, indem wir immer weniger arbeiten, ist weltfremd“, betont Palmer. Schon mit Grundschulmathematik könne man erkennen, dass der Arbeitskräftemangel nicht durch eine Viertagewoche aufzuheben sei.

Neue Technologien

Ein großes Thema war, wie sich technologische und menschliche Leistungen künftig entwickeln. Neue Technologien erhöhen vielfach unsere Produktivität – und machen bisherige menschliche Tätigkeiten zum Teil obsolet. Dennoch gilt: „Europa darf nicht zum Konsumkontinent werden“, fordert Europaabgeordneter Lukas Mandl im Rahmen eines Panels. „Wir brauchen Innovation und Produktion bei uns. Und es muss immer um menschliche Werte gehen. Künstliche Intelligenz ist die prägende Technologie unseres Jahrhunderts. Aber es ist nicht künstliche Weisheit oder auch nur Klugheit, es ist schon gar nicht künstliche Empathie. Das bleibt beim Menschen.“

Chancen der Digitalisierung

Zur Frage, wie Leistung in Zeiten der Digitalisierung gefordert sowie gefördert werden kann, bezog „Siemens Österreich“-CEO Patricia Neumann Stellung: „In einer Welt, die sich rasch verändert, müssen Unternehmen agile und anpassungsfähige Teams bilden, um auf neue Herausforderungen reagieren zu können.“ Es gehe darum, eine Umgebung zu schaffen, in der Fehler als Lernchancen gesehen werden und das Teilen von Wissen gefördert wird, bekräftigt Neumann: „Nur so können wir die Chancen der Digitalisierung voll ausschöpfen und einen nachhaltigen Erfolg sichern.“

Neue Leistungs­kultur

Die Leistungsbereitschaft jedes Einzelnen stand im Gespräch von „Sacher Group“-CEO Matthias Winkler und Wolfgang Peschorn, Präsident der Finanzprokuratur, im Fokus. Beide setzen auf das Definieren und Erreichen von Zielen als Anreiz für Leistung. Winkler führt, auch im Kontext des Wertewandels, weiter aus: „Wir brauchen eine neue, daher eine moderne Leistungskultur, angepasst an neue Realitäten. Wesentliche Parameter dafür sind gemeinsame Ziele, ausgewogen zwischen ‚Wir‘ und ‚Ich‘, faire Leistungsbeurteilung und Bezahlung, Arbeit in Teams sowie Transparenz. Führen als Vorbild erachte ich ebenfalls als zentrale Aufgabe.“

Zukunft der Leistung

Das Resümee der Initiatoren der „Millstätter Wirtschaftsgespräche“ Alfons Helmel und Markus Gruber fällt einstimmig aus. Die unterschiedlichen Impulse zur Zukunft der Leistung hätten eines klar gezeigt: „Wir brauchen einen neuen Konsens über die notwendige Leistungskultur für unseren Erfolg. Das ist eines der wichtigsten Projekte für Österreich und für Europa.“ Denn: „Ohne Leistung gibt es keinen Standort- und keinen Unternehmenserfolg – und auch nicht unser Lebensmodell.“

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