Denn die Hemmschwelle, einen solchen Beruf zu ergreifen, ist bei Mädchen nach wie vor hoch: Im vergangenen Jahr zählten Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau und Friseurin zu den beliebtesten Lehrberufen junger Frauen. Ein technischer Beruf wie Metalltechnik rangierte erst auf Platz sechs und machte lediglich 3,2 Prozent der Lehrverträge mit jungen Frauen aus. Dabei bietet der Einstieg in technische Berufe nicht nur Aufstiegsmöglichkeiten, sondern auch finanzielle Sicherheit.

„Noch immer werden technische Berufe deutlich besser bezahlt als klassische Frauenberufe“, sagt Manfred Vallant, Geschäftsführer der Technischen Akademie. Auch angesichts des Fachkräftemangels sei es wichtig, junge Mädchen für technische Berufe zu begeistern.

Ausprobieren ist wichtig

Praxiserfahrungen sind hierbei von großer Bedeutung. Deshalb organisierte die Technische Akademie St. Andrä im Lavanttal in den Sommerferien neben drei gemischten Camps erstmals auch eine Woche lang ein Technik-Sommercamp ausschließlich für Mädchen. „Projekte in der Vergangenheit haben gezeigt, wie wichtig es ist, Mädchen und jungen Frauen die Möglichkeit zu geben, sich selbst praktisch auszuprobieren und so Hemmschwellen gegenüber technischen Berufsfeldern abzubauen“, so Vallant.

Inspiration durch das Camp

Der Umgang mit Werkzeugen und technischen Verfahren fand bei den Camp-Teilnehmerinnen großen Anklang. „In dieser Woche habe ich gelernt, wie man lötet und wie man Blech biegt und schleift. Das hat echt Spaß gemacht“, sagte etwa die 12-jährige Magdalena aus St. Stefan. Dem pflichtet die 13-jährige Zoe aus Griffen bei: „Die Woche war einfach genial. Wir haben viele praktische Dinge gelernt, und das Bohren hat mir besonders viel Spaß gemacht. Nächstes Mal lasse ich mich bestimmt nicht mehr vom Akkubohrer abhalten.“ Auch die Firmenbesuche stießen auf großes Interesse. „Es war beeindruckend zu sehen, wie viele weibliche Lehrlinge bei der Firma Geislinger arbeiten. Das hat mich wirklich inspiriert“, sagt die 12-jährige Sara aus St. Stefan. „Eigentlich wollte ich Apothekerin werden, aber jetzt überlege ich mir definitiv, in die technische Richtung zu gehen“, so Magdalena (12) aus St. Andrä.

Das Programm der Technischen Akademie entstand in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Kärnten, Bezirksstelle Wolfsberg, und wurde auch von Frau in der Wirtschaft (FiW) gefördert. Es sollte ein spannendes und lehrreiches Erlebnis für junge Mädchen sein, so WK-Vizepräsidentin und FiW-Landesvorsitzende Astrid Legner: „Frau in der Wirtschaft unterstützt Mädchen in der Technik, weil wir davon überzeugt sind, dass sie die Innovatorinnen von morgen sind und eine starke Präsenz von Frauen in technischen Berufen für eine vielfältige und fortschrittliche Gesellschaft essenziell ist.“

Eine durchgängige Ferienbetreuung ist ein wichtiger Mosaikstein auf dem Weg zur Vollzeitbeschäftigung von Frauen. Tanja Telesklav, FiW-Landesgeschäftsführerin Kärnten, dazu: „Insgesamt müssen in Österreich 14 Wochen Ferien überbrückt werden. Das war einer der Gründe, warum Frau in der Wirtschaft vor zehn Jahren die Sommerbetreuungswebseite ins Leben gerufen hat.“

Türe zur Zukunft

Auch Gabriele Kucher-Ramprecht, FiW-Bezirksvorsitzende, war begeistert. „Ziel war es, Mädchen in der Technik von Morgen zu fördern und ihnen damit die Tür zu einer erfolgreichen beruflichen Zukunft zu öffnen. Darüber hinaus wollen wir mit einem Projekt wie diesem den Bezirk Wolfsberg stärken und zukunftsfähig machen, indem wir innovative Ideen und weibliche Talente in der Region fördern.“