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Gesundheit
27.09.2024

Männer­notruf in Kooperation mit AMS Kärnten

24 Stunden, anonym und kostenlos: Der Männernotruf bietet die Möglichkeit, über Krisen zu reden und sich Rat und Hilfe zu holen.

In Österreich wurde in der jüngsten Vergangenheit eine besorgniserregende Zunahme bei den Zahlen häuslicher Gewalt registriert. Männer verdrängen vielfach Probleme und persönliche Krisen. Die Sozialisation und Rollendefinition von Männern ist in der Gesellschaft nach wie vor darauf ausgerichtet, dass diese in ihrem unmittelbaren Umfeld kaum Gefühle wie Ängste, Traurigkeit und Verletztheit ansprechen oder ausleben können oder vermeintlich auch nicht dürfen.

Konse­quenzen fehlender Unter­stützung

Sie reagieren oft durch aggressives Verhalten oder durch Selbstisolation und Rückzug. Dies führt vermehrt zu Gewalttaten in der Familie. Nicht selten richtet sich die Aggression auch gegen sich selbst - die Folge - die Anzahl der Suizide von Männern hat ebenfalls zugenommen. Im Vergleich zu Frauen nehmen Männer seltener und später Hilfe in Anspruch. Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass den autoaggressiv handelnden Männern im entscheidenden Moment ein Ansprechpartner gefehlt hatte.

Gespräche von Mann zu Mann

Die Telefonhotline des Männernotrufs ist täglich rund um die Uhr kostenfrei erreichbar. 35 geschulte Berater stehen dabei derzeit als Ansprechpartner zur Verfügung. Der Männernotruf gibt den anrufenden Männern, aber auch Frauen, die Möglichkeit, über ihre Probleme zu reden und sich Rat und Hilfe zu holen. Es soll damit erreicht werden, dass es zu keiner Entladung in Form von Gewalt kommt. Das grundsätzliche Anliegen liegt dabei in der opferschutzorientierten Täterarbeit mit dem Ziel, eine gewaltfreie, selbstbestimmte und rücksichtsvolle Lösung der Krisen / des Konfliktes zu finden. Wesentlich dabei ist auch die Niederschwelligkeit des Angebotes. Damit wird der Zugang erfolgreich erleichtert. Die Devise „Von Mann zu Mann“ soll nochmals die Scheu vor vorschneller Stigmatisierung überwinden helfen und einem raschen Vertrauensaufbau dienen.

Anonym und nieder­schwellig

Dabei ist die Anonymität ein wichtiges Gut. Sie schützt vor dem „aufgedeckt“ werden und reduziert potentielle Schamgefühle. Wie aus der Statistik des Männernotrufs aus dem ersten Quartal dieses Jahres hervorgeht, handelt es sich bei weit über der Hälfte aller Anrufe um Beziehungsprobleme, Gewalt in der Familie und Streit um die Obsorge. Vor allem Männer, die wegen einer Gewalttat weggewiesen wurden, haben oft keine Ansprechperson. Dies betrifft nicht selten auch Männer mit Migrationsbiografie. Sie sind sich der Konsequenzen einer Wegweisung nicht bewusst, bzw. wissen über die rechtliche Situation kaum Bescheid.

„Die gesellschaftliche Entwicklung erfordert zunehmend Beratung, Support und Hilfestellung für Männer in schwierigen Lebenslagen und Krisensituationen. Der Männernotruf kann hier eine zentrale Anlaufstelle sein, die wir seitens des AMS Kärnten unterstützen.“

Peter Wedenig, AMS-Kärnten-Geschäftsführer

Zunehmen­der Bedarf

In den letzten Jahren verzeichnet der Verein eine deutliche Zunahme der Krisenanrufe. Besonders stark haben die Anrufe in den letzten Monaten zugenommen. Im Monat Mai 2024 erfolgten 531 Kontaktnahmen von hilfesuchenden Anrufer:innen beim Männernotruf. Eine genaue Dokumentationen der Telefongespräche, Fallarbeit, Intervisionen, regelmäßige Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie Supervisionen bei besonders belastenden Gesprächssituationen stellen ein Höchstmaß an qualitativer Begleitung und Beratung sich und helfen bei der Weitervermittlung an andere Beratungsstellen, Behörden und Ämter.

Bei Krisensituationen aller Art rund um die Uhr für Sie zur Stelle – Tel.: 0800 246 247.

Rund um die Initiative:

Der Männernotruf existiert seit mittlerweile mehr als 10 Jahren. Er wird als Verein auf ehrenamtlicher Basis geführt. Dem geschäftsführenden Obmann steht ein sechsköpfiger, sehr aktiver Vorstand zur Seite. Zudem stehen 35 männliche Berater im Alter zwischen 28 und 78 Jahren zur Verfügung. Sie decken mit „24-Stunden-Diensten“ die Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit des Männernotrufs ab. Dafür bekommen sie eine kleine Aufwandsentschädigung. Vom beruflichen Hintergrund und der Professionalität her gibt es ein breites Spektrum von Lebens- und Sozialberatern, Psychotherapeuten, Sozialpädagogen, Sozialarbeitern, Mediatoren und Juristen. Sowie sehr erfolgreiche und lebenserfahrene Persönlichkeiten. Unterstützt wird das Projekt auch vom AMS Kärnten.

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