Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende BKS Bank AG
© Gernot Gleiss
Im Interview mit advantage spricht Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer über die bisherigen Meilensteine auf dem Weg zur nachhaltigsten Bank Österreichs und warum sie den Green Deal als große Chance sieht.
Herta Stockbauer: Das ist wahrscheinlich eine Grundhaltung, die über die Jahre gereift ist. In erster Linie müssen wir als BKS Bank natürlich wirtschaftlich erfolgreich sein, daran führt überhaupt kein Weg vorbei. Aber das wollen wir halt nicht gegen die Gesellschaft sein. Und wir sind Teil der Region, wir brauchen auch ein positives Umfeld. Es müssen die wirtschaftlichen, aber auch die sozialen Rahmenbedingungen stimmen.
Wir sind bereits zwei Jahrzehnte mit diesem Thema befasst. Begonnen hat es mit mitarbeiterbezogenen Maßnahmen wie dem Audit „Beruf und Familie“. Bald ist ein internationales Nachhaltigkeitsrating hinzugekommen. Dann haben wir für uns begonnen den Carbon Food-print zu ermitteln, es folgten die EMAS-Zertifizierung und Eigeninvestitionen in Photovoltaik und nachhaltige Gebäude. Der EU-Aktionsplan für die Finanzierung nachhaltigen Wachstums war schließlich jener Moment, wo wir erkannt haben: Jetzt ist das Thema auch im Kerngeschäft angekommen! Parallel dazu haben wir unsere Produktpalette nachhaltig ausgerichtet. Wir waren die erste Bank, die das Österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte bekommen hat (für Vermögensverwaltung). Mit unseren Green Bonds und Social Bonds waren wir Vorreiter in Österreich und sind es immer noch. Auf das sind wir sehr stolz. Nachhaltigkeit ist ein ganz bestimmendes Element unserer Unternehmenskultur und -strategie geworden.
Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende BKS Bank AG
© Gernot Gleiss
Der Green Deal ist wirklich ein Meilenstein in der europäischen Politik. Er ist eine Ansage, jede und jeden Einzelnen in Europa betrifft, eine mutige Vision. Die Banken haben diesen Ball sehr positiv aufgegriffen und wir sind mitten in der Umsetzung. Wir schauen uns wirklich an, welche Projekte wir finanzieren und ob diese einen Nachhaltigkeitscharakter aufweisen. Es gibt Branchen, die wir überhaupt nicht finanzieren, die wir ausschließen. Das heißt, es kommt ein gewisser Druck von außen auf die Unternehmen zu, dass sie sich aktiv diesem Transformationsprozess stellen.
Ich weiß aber auch, dass viele das in Frage stellen müssen, was sie vielleicht über Generationen geschaffen haben. Das ist nicht leicht, es geht vielleicht zu schnell und manches ist zu kompliziert gestaltet in diesem Übergang. Der Green Deal ist jedoch nicht nur Bürde, sondern vor allem eine gigantische Chance. Das Innovationspotenzial ist riesig. Ich sehe das bei uns: Die Innovationen der letzten Jahre im Produktbereich sind alle aus dem Bereich Nachhaltigkeit gekommen. Der nächste Aufschwung wird durch die Nachhaltigkeit getrieben sein und wir werden ihn bald sehen. Das ist ja das Positive daran.
Bei jedem Finanzierungsgespräch spielt heute Nachhaltigkeit eine Rolle, alle Kundenbetreuer sind bei uns darauf geschult. Es ist verpflichtender Teil der Kundengespräche und auch in den Finanzierungsanträgen ist dazu Stellung zu beziehen. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite haben wir Privatkunden, die ihr Geld nachhaltig veranlagen wollen.
Nachhaltige Produkte haben zweistellige Zuwachsraten. Rund 50 % der Kunden sagen: Ja, ich will Nachhaltigkeit bei meinen Veranlagungsentscheidungen berücksichtigen. Das ist ganz schön viel und da sind wir von einem Randthema weg, sind mitten drin im Kerngeschäft. Jetzt brauchen wir halt auch genügend nachhaltige Produkte und Unternehmen, die Kapital suchen. Die grüne Wende wird nur gelingen, wenn jeder und jede Einzelne dazu beiträgt.
Das setzt genau dort an, wo auch der Green Deal ansetzt. Die Green Finance Alliance ist ein österreichweiter Zusammenschluss von Unternehmen der Finanz-
industrie. Es geht einerseits um die Priorisierung und das Lenken von Finanzströmen in den grünen Bereich und andererseits darum, das Kredit- und Investmentportfolio bis 2040 an den Pariser Klimaschutzzielen auszurichten.
Wir haben derzeit eine Zielgruppe in den Fokus gerückt: Das sind die Älteren. Diese Kunden werden durch die rasche Digitalisierung und das Ausdünnen des Filialnetzes oft zurückgelassen. Wir haben daher beschlossen, unser Filialnetz beizubehalten. Wer auch immer kommen möchte und sich bei uns in der Filiale sicherer fühlt, soll das bitte auch tun. Gleichzeitig verfolgen wir auch eine soziale Ausrichtung. Seit einigen Jahren unterstützen wir u. a. Projekte wie die Caritas Lerncafés. Es macht einfach derartig Sinn, weil viele Kinder mit Migrationshintergrund – sehr viele Mädchen – dort verankert sind. Für sie ist Bildung die Chance auf ein gutes Leben.
1 | Eröffnung des Amphibiengewässers im Natura-2000-Gebiet bei Spittal an der Drau. / © Simone Attisani
2 | Aufforsten des Schutzwaldes in Mallnitz für das Natur&Zukunft-Konto. / © Patrick Sommeregger-Baurecht
3 | Besuch des Caritas Lerncafe durch BKS Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer. / © Dietmar Wajand