Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Pflege präsentiert
"Eine gute und herzliche Betreuung steht und fällt mit einem Pflegepersonal, das zum einen in ausreichender Zahl vorhanden ist und zum anderen nicht überlastet ist“, sind sich Gesundheitsreferentin Beate Prettner, Abteilungsleiter Günther Wurzer und Valid Hanuna von der Gewerkschaft GPA bei einer gemeinsamen Pressekonferenz einig. „Daher lautet mein Bestreben seit Jahren: das Pflegepersonal sukzessive zu entlasten und die Pflegequalität durch eine weitere Senkung des Personalschlüssels zu erhöhen“, so Prettner.
Plus 385 Vollzeitbeschäftigte in Pflegeheimen seit 2018
Tatsächlich seien seit 2018 zahlreiche Maßnahmen gesetzt worden, die zum Teil durch die enormen Belastungen während der Coronazeit „geschluckt“ wurden. „Wir haben den Mitarbeiterstand in unseren 78 Pflegeheimen seit 2018 bis Ende 2022 um 209 Vollzeitstellen erhöht. Und ab Jänner kommen 176 weitere Vollzeitstellen dazu. Wir sprechen also von einem Plus von 385 Vollzeitbeschäftigten seit 2018“, erklärte Prettner. Parallel dazu sei der Pflegeschlüssel bis Ende 2022 von 1:2,5 (eine Pflegekraft für 2,5 Heimbewohner) auf 1: 2,336 (1 Pflegekraft für 2,336 Bewohner) gesunken. „Und ab Jänner sinkt er weiter auf 1:2,29 bzw. in Heimen mit vielen demenzerkrankten Personen auf 1:2,11“, so die Gesundheitsreferentin. Wie Prettner informierte, werden die zusätzlichen 120 Unterstützungskräfte, die ab Jänner das Pflegepersonal entlasten werden, nicht in den Pflegeschlüssel eingerechnet. „Wir rechnen auch unsere rund 45 Animationskräfte nicht in den Pflegeschlüssel ein. Auch die Besuchsmanager werden nicht eingerechnet. Wenn wir das tun würden, kämen wir generell auf einen Schlüssel von 1: 2,17“, betonte Prettner.
Bezahlte Ausbildungsoffensiven werden forciert
Die große Herausforderung im Pflegebereich sei – wie aktuell in allen Branchen – die personelle Situation: In der Pflege vor allem aufgrund der Demografie, aufgrund der hohen Teilzeitquote und aufgrund der Wochenarbeitszeit von 37 Stunden. „Hatten wir in Kärnten im Jahr 1961 noch 10.700 Geburten, sind es aktuell nur noch rund 4.700 Geburten pro Jahr. Auf der anderen Seite verdoppelt sich aber die Zahl der älteren und pflegebedürftigen Menschen“, so Prettner. „Aus diesem Grund hat Kärnten als einziges Bundesland parallel zur Ausbildungsprämie für alle Pflegeschüler (600 Euro netto pro Monat; 12 Mal im Jahr) eine zweite bezahlte Ausbildungsoffensive gestartet: Seit September 2022 können Auszubildende für die Pflegefachassistenz ein Angestelltenverhältnis ab dem ersten Schultag in Anspruch nehmen – mit 1000 Euro netto, 14 Mal im Jahr.“ Zudem werde Kärnten 2023 regionale Ausbildungsschwerpunkt zur Heimhilfe setzen – vor allem in den Regionen Hermagor und Villach Land. „Und wir werden auch im Bereich der Anerkennungen und Nostrifikationen von ausländischen Fachkräften die Verfahren erleichtern und Heime dahingehend unterstützen“, sagte Prettner.
Rahmenbedingungen für Personal optimieren
Für Valid Hanuna „sind diese Maßnahmen wichtige und richtige Schritte, nachdem wir in den vergangenen Jahren mit einer Negativspirale konfrontiert gewesen sind. Das Pflegepersonal war am Limit. Wir sind froh, dass die Politik nun mit diesem Maßnahmenpaket gegensteuert. Die bezahlte Ausbildung, Animationskräfte und das zusätzliche Unterstützungspersonal sind große Schritte.“ Eine „brachliegende Ressource“ ortete Hanuna bei der Teilzeitquote: „Wenn sich die Rahmenbedingungen bessern, werden die Arbeitnehmer animiert werden können, ihre Arbeitszeiten wieder zu erhöhen“, so Hanuna. Daher findet er auch keinen Widerspruch zum Personalengpass, eine Forderung nach einer weiteren Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden zu erheben: „Ich bin überzeugt, dass wir dafür keine zusätzlichen Arbeitskräfte benötigen. Wir würden das mit dem derzeitigen Personal schaffen.“
Zusätzliche Verbesserungen in den Einrichtungen
„Abgesehen von den personellen Weiterentwicklungen bringt das Jahr 2023 ein ganzes Paket an zusätzlichen Verbesserungen“, informierte Abteilungsleiter Günter Wurzer. Ab 1. Juli 2023 wird die Bestellung eines Sicherheitsbeauftragten je Pflege-Einrichtung verpflichtend. Ebenso verpflichtend wird ab 1. Juli die Vorlage eines Sicherheitskonzeptes für die Black-out-Vorsorge. Parallel dazu werden durch eine Änderung im Kärntner Heimgesetz ist Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung mit einer Übergangsfrist als Muss-Maßnahmen festgeschrieben“, erklärte Wurzer.
Übergangspflege wird gesetzlich verankert
Eine wichtige Maßnahme sieht er bei den Verbesserungen in der Übergangspflege (= Aufnahme in einem Pflegeheim nach einem Krankenhausaufenthalt, weil eine Betreuung zu Hause nicht gewährleistet werden kann): „Erstmals wird die Übergangspflege im Gesetz verankert, und der Selbstbehalt wird gestrichen. Das heißt, der Aufenthalt im Pflegeheim ist ab heuer kostenlos. Zudem wird die Inanspruchnahme von 28 Tagen auf 42 Tage pro Jahr erhöht“, erläuterte Günther Wurzer.
Mobile Dienste werden weiter ausgebaut
Weiter ausgebaut werden die Tagesstätten, die mobilen Dienste und die betreuten Wohnformen. „Alleine bei den Tagestätten kommen im Laufe des heurigen Jahres vier Standorte mit 58 Plätzen dazu“, informierte der Abteilungsleiter. Mit einem „Schub“ rechnet er auch bei den Mobilen Diensten: „Wir bieten bereits mehr als 1,1 Millionen Stunden pro Jahr an. Mit der Senkung der Selbstbehalte um ein Drittel seit Dezember 2022 wird es wohl zu einer weiteren Erhöhung kommen.“
Pflegeschlüssel:
- Bis Ende 2022 = 1:2,5 (d.h. eine Pflegekraft für 2,5 Heimbewohner)
- Ende 2022 = 1: 2,336
- Ab Jänner 2023 = 1:2,29 bzw. in Heimen mit vielen demenzerkrankten Personen 1:2,11
Die Kärntner Pflegeeinrichtungen auf einen Blick:
- Alten- und Pflegeheime: 78 (inkl. Abteilungen Chronisch Kranke: 82)
- 5.900 Plätze
- 3.200 MitarbeiterInnen in der stationären Altenpflege
- Mobile Dienste: ca. 1,1 Mio. Stunden pro Jahr; 11.000 KlientInnen; 1.400 MitarbeiterInnen
- Alternative Lebensräume: 22 Standorte; 110 BewohnerInnen
- Tagesstätten: 11 mit 154 Plätzen (2023: plus 4 Tagesstätten mit 58 zusätzlichen Plätzen)
- Betreute Wohnformen
- Pflegenahversorgung: in 93 Gemeinden (und 320 Ehrenamtliche im Projekt „Ehrenamt“)