Arbeit im Sägewerk in Leoben: Nach dem Bau der Brettsperrholz-Fertigung wird dieses modernisiert. – Foto: Kanizaj
Wirtschaft
07.05.2021

Mayr-Melnhof: Großinvestition am Standort Leoben

Größte Investition in der Geschichte bei Mayr-Melnhof: In Leoben entsteht eine neue Brettsperrholz-Fertigung um 130 Millionen Euro. Und nicht nur das …

Brettsperrholz gilt als Baumaterial der Zukunft, der Markt dafür wächst schnell. Dieser Entwicklung trägt die Mayr-Melnhof Holz Holding AG Rechnung und errichtet derzeit am Standort in Leoben um 130 Millionen Euro eine Brettsperrholz-Fertigung, direkt angeschlossen an das bestehende Sägewerk. Zusätzlich entstehen ein Hochleistungsnachsortier- und Hobelwerk und ein vollautomatisiertes Hochregallager. Ende 2022 soll der Probebetrieb anlaufen. Danach ist eine Modernisierung des Sägewerks um 70 Millionen Euro geplant. Es entstehen rund 60 neue Arbeitsplätze.

Kürzere Wege

Die Wahl fiel auf den Standort Leoben, obwohl durchaus auch Tschechien oder Russland in Frage gekommen wären. Doch Bund, Land Steiermark, Stadt Leoben und SFG (Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft) sagten umfassende Unterstützung zu und „in Summe ist die Projekt-Durchlaufzeit in Leoben kürzer“, berichtet CEO Richard Stralz.

Kürzer sind auch die Wege: Das Holz aus den steirischen Wäldern wird in Leoben auf dem Rundholz-Platz sortiert und im Sägewerk zu Brettern verarbeitet. Dann wird es in den Trockenkammern am Standort getrocknet, geht weiter ins bald neue Sortier- und Hobelwerk und verpackt ins Hochregellager. Die Pakete werden dann automatisch ins benachbarte Brettsperrholz-Werk geschleust oder zu Kunden geliefert.

Alles wird verwertet

Nachhaltigkeit hört bei Mayr-Melnhof nicht beim Rohstoff auf, sie wird gelebt. So wurden bereits die gesamte Rundholz-Sortierung und die Trockenanlagen energiefreundlich erneuert. Durch ein Wärme-Rückgewinnungssystem erzielt man in den Trockenanlagen den halben Energieverbrauch. Staplerfahrten werden mit dem neuen Hochregallager deutlich reduziert und auch die Beladung der LKW erfolgt mit elektrischen Kränen. Stralz: „Wir denken sehr viel in Richtung Nachhaltigkeit, errichten etwa auch Photovoltaik-Anlagen auf dem neuen Werk, um eigenen Strom nutzen zu können. Für den zusätzlichen Wärmebedarf der neuen Hallen bauen wir einen vierten Biomasse-Kessel für unser Biomasse-Kraftwerk, in dem die Rinde des verarbeiteten Rundholzes in Wärme umgewandelt wird. Wir arbeiten nach dem ,No-Waste-Prinzip’, das Hackgut geht in die nahe gelegene Papier- und Zellstoff-Industrie.“

Richard Stralz ist CEO der Mayr-Melnhof Holz Holding AG. – Foto: Sabine Hoffmann

Verbautes Holz wie zweiter Wald

Für Stralz ist der verstärkte Einsatz von Holz ein Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel. Immer mehr werde das auch von der Politik verstanden. „Wird Holz nachhaltig verbaut bzw. verwendet, zum Beispiel für den Holzbau oder als Möbel, wirkt es wie ein zweiter Wald!“

Die öffentliche Hand baut sehr viel, Stralz – auch Obmann von pro:Holz Austria – plädiert dafür, verstärkt Holz einzusetzen: „In der Steiermark geht einiges weiter, in anderen Bundesländern noch zu wenig, es gibt aber verstärkt Ansätze. Die Kages investiert jährlich rund 100 Millionen Euro in Bauprojekte und hat bereits einige Holzgebäude realisiert. Die Auswirkungen von Holzbauten auf Patienten sind äußerst positiv und das Feedback der Mitarbeiter ist so gut, dass die Verantwortlichen nun verstärkt Holz einsetzen.“

Mayr-Melnhof leistet mit dem CO2-neutralen Werkstoff Holz jedenfalls seinen Beitrag zu Nachhaltigkeit und aktivem Klimaschutz.

Über die Mayr-Melnhof Holz Holding AG

Über 170 Jahre Erfahrung in der Verarbeitung von Holz kann die Mayr-Melnhof Holz Holding AG vorweisen. Sie ist somit eine der größten holzverarbeitenden Industrien Europas – mit rund 2.000 Mitarbeitenden. Die Unternehmensgruppe ist Marktführer im Segment Brettschichtholz und Vorreiter bei Brettsperrholz.

In der Produktpalette findet man Schnittholz, Brettschichtholz, Sonderbauteile, Brettschichtholz-Decken und -Dielen, Duo-/Triobalken, Holzmassivbau-Elemente, Brettsperrholz, Holz-Beton-Verbundelemente und Betonschalungstechnik. Man tritt aber auch als Komplettanbieter für Ingenieurholzbau und Gesamtlösungen auf (technische Planung, Ausarbeitung und Umsetzung von Holz-Konstruktionen). Als Säge-Nebenprodukte werden Pellets produziert.

Standorte:

  • Leoben – Konzern-Zentrale
  • drei Sägewerke mit angeschlossenen Pelletierungen: Leoben, Paskov (Tschechien) und Efimovskij (Russland)
  • Holz-Weiterverarbeitung: Gaishorn und Reuthe (beide Österreich), Wismar und Olsberg (beide Deutschland)

Kennzahlen (2019):

  • Die drei Sägewerke verarbeiten 3,4 Millionen Festmeter Einschnitt, produzieren zwei Millionen Kubikmeter Schnittholz und 260.000 Tonnen Pellets jährlich.
  • Weiterverarbeitungsquote: 28 Prozent
  • Weiterverarbeitungsprodukte: 550.000 Kubikmeter
  • Umsatz: 669 Millionen Euro
  • Investment: 25 Millionen Euro
  • Eigentümer: Franz-Mayr-Melnhof-Saurau Industrie Holding GmbH
In Gaishorn gibt es bereits ein Brettsperrholz-Werk, in Leoben entsteht ein neues. – Foto: Kanizaj
Brettsperrholz

Brettsperrholz gilt als massives Holzbau-Element. Schnittholz wird in mehreren Lagen kreuzweise zu Platten miteinander verklebt. Das ergibt Elemente mit tollen statischen und bauphysikalischen Eigenschaften. Das große Plus: der hohe Grad der Vorfertigung. „CNC-gesteuert werden die Elemente exakt – auf Millimeter genau – vorgefertigt, samt Fenster-Ausschnitten, Energie-Kanälen, Aussparungen für Steckdosen etc. So geht es dann auf der Baustelle extrem schnell, ein Einfamilienhaus ist in zwei Tagen dicht“, erläutert CEO Richard Stralz die Vorteile von Brettsperrholz: Genauigkeit und Tempo. Ihm zufolge wird der Vorfertigungsgrad in Zukunft weiter ansteigen. Für Brettsperrholz spreche auch, dass aufgrund des Facharbeiter-Mangels in der Holzindustrie die Anzahl der Facharbeiter-Stunden auf der Baustelle reduziert werden müsse.

 

Arbeit im Sägewerk in Leoben: Nach dem Bau der Brettsperrholz-Fertigung wird dieses modernisiert. – Foto: Kanizaj
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