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Bildung
23.09.2024

Mehr als ein Kreuzerl

Ob Europawahl, Nationalrats­wahl oder US-Wahl: Das Super­wahljahr 2024 ist auch Thema in den heimischen Klassen­zimmern.

Freie und faire Wahlen stellen ein wesentliches Merkmal der Staatsform der Demokratie dar. Eine tragende Säule in diesem Kontext ist die Ausübung des aktiven Wahlrechts. In Österreich kommt dieses allen österreichischen Staatsbürger:innen zu, die älter als 16 Jahre sind. Umso wichtiger, dass die Aufklärung junger Menschen über Demokratie und Politik bereits frühzeitig beginnt. Neben dem Elternhaus können sowohl das schulische Umfeld, als auch die Medien einen wesentlichen Beitrag leisten.

Jugend sensibilisieren

Dass die Welt sich in einem sehr rasanten Tempo verändert, bekommen auch die Schüler:innen mit. Viele von ihnen wirken aktuell überfordert mit politischen und gesellschaftlichen Themen, wie Luca Kober, Landesschulsprecher der BMHS Steiermark, erläutert: „Sei es die Klimakrise, der Nahost-Konflikt, die wachsende Armut in Österreich, politische Unruhen, der Rechtsruck oder moralisch und ethisch richtige Verhaltensweisen im Alltag. All das ist vermutlich ein Grund für immer mehr Desinteresse der Jugend an politischer Partizipation. Zum einen, weil viele Jugendliche das Gefühl haben, nicht gehört zu werden, zum anderen besteht eine große Angst vor vielen der genannten Themen, welche bei weitem erträglicher erscheinen, wenn sie aus dem Leben ausgeblendet werden.“

Auch Jan Rauch, BMHS-Landesschulsprecher Kärnten, bekräftigt: „Solche Situationen, in denen Schüler:innen bis zum Schluss oft nicht wissen, was sie wählen sollen oder gar nicht zur Wahl gehen, zeigen nur noch mehr, wie sehr wir politische Bildung brauchen und wie wichtig diese Form der Aufklärung im Sinne der Demokratie ist.“

„Ein eigenes Fach ,Politische Bildung und Medien­kunde‘ wäre essenziell für die Schüler:innen und ein großer Schritt in die Zukunft.“

Nina Struger, AHS-Landesschul­sprecherin Kärnten

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Politische Bildung

Zu den Aufgaben der österreichischen Schule zählt laut Schulorganisationsgesetz (SchOG) u. a., die Schüler:innen zu selbständigem Urteil heranzuführen und darauf hinzuwirken, dass sie eine aufgeschlossene Haltung gegenüber dem politischen und weltanschaulichen Denken anderer Menschen entwickeln. „Um dies zu erreichen, ist es unabdingbar, den Schüler:innen ein ihrem jeweiligen Alter und Entwicklungsstand entsprechendes politisches Grundlagenwissen zu vermitteln“, unterstreicht Isabella Penz, Bildungsdirektorin Kärnten. „Politische Bildung hat in den Schulen – und darüber hinaus – eine sehr große Bedeutung für unsere Gesellschaft“, betont auch Elisabeth Meixner, Bildungsdirektorin Steiermark.

Doch politische Bildung ist in österreichischen Schulen auf unterschiedliche Weise verankert. „Ein eigenes Fach ,Politische Bildung und Medienkunde‘, in welchem genau diese Art von Bildung, sowie weitere aufklärende Inhalte, demokratische Systeme und eigene Meinungsbildung gelehrt werden, wäre essenziell für die Schüler:innen und ein großer Schritt in die Zukunft“, meint Nina Struger, AHS-Landesschulsprecherin Kärnten. Die Trennung von Geschichte und politische Bildung sei insofern wichtig, da Geschichtslehrpersonen den Aspekt politische Bildung häufig vernachlässigen würden. „Gerade heutzutage ist es wichtig, dass die Schule nicht nur Individuen hervorbringt, welche wissen, wie man unzählige Buchseiten auswendig lernen kann, sondern eigenständig, kritisch denkende Personen ausbildet“, so Luca Kober, Landesschulsprecher der BMHS Steiermark.

Einfluss der Medien

Einen erheblichen Einfluss auf die Art und Weise, wie gesellschaftliche und politische Themen in Klassenzimmern diskutiert werden, haben zudem die Massenmedien und speziell die sozialen Medien. „Aufgabe der Medien soll es sein, neutral und faktisch korrekt über Sachverhalte, aktuelle Geschehnisse und verschiedene Bereiche aufzuklären, sowie zu informieren. Gerade wir Schüler:innen würden von frei zugänglichen, korrekten und regelmäßigen Beiträgen zum Weltgeschehen extrem profitieren, aber es wäre schön, wenn sich die Medien auch an die Jugend anpassen könnten,“ betonen die Landesschülervertreter;innen aus Kärnten. Und auch die steirischen Kolleg:innen wünschen sich „eine genauere Kontrolle von politischen und gesellschaftlichen Inhalten und die Reglementierung dieser.“

„Gerade heutzutage ist es wichtig, dass die Schule nicht nur Individuen hervor­bringt, welche wissen, wie man unzählige Buch­seiten aus­wendig lernen kann, sondern eigen­ständig, kritisch denkende Personen ausbildet.“

Luca Kober, BMHS-Landesschul­sprecher Steiermark

© Steirische Landesschülervertretung

Korrektur und Vorbilder

Optimierungspotenziale was die mediale Darstellung betrifft, sehen auch die beiden Bildungsdirektorinnen. Für Isabella Penz (Kärnten) ist ein negativer Aspekt der sozialen Medien die Tendenz, dass Nutzer:innen sich in Filterblasen und Echokammern bewegen: „Algorithmen zeigen den Nutzer:innen Inhalte, die ihren bestehenden Überzeugungen entsprechen, was zu einer Bestätigung bestehender Ansichten und einer Polarisierung der Gesellschaft führen kann. Dies kann die Fähigkeit der Gesellschaft, sich auf gemeinsame Fakten zu einigen, verringern und zu einer Fragmentierung des öffentlichen Diskurses führen. Daher wünsche ich mir eine kritische Reflexion dieser Algorithmen und die Einleitung einer Korrektur.“

Der steirischen Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner wäre es in diesem Kontext ein Anliegen, „wenn alle Medien für altersadäquate Lerninhalte für Kinder und Jugendliche mehr Raum schaffen würden und positive Vorbilder für unsere Jugend mehr ins Rampenlicht stellen würden. Damit könnte man Kindern zeigen, wie man Herausforderungen bewältigt und sich positiv in die Gesellschaft einbringt.“

WISSENSWERT

Die Landesschüler:innenvertretung (LSV) ist in Österreich die gewählte gesetzliche Vertretung der Schüler:innen eines Bundeslandes gegenüber der Bildungsdirektion, sonstigen Behörden und dem Landtag. Die LSV wird am Ende des Schuljahres von den Schulsprecher:innen des jeweiligen Bundeslandes gewählt.

Für jeden Bereich aus den Schularten Allgemeinbildende Höhere Schulen (AHS), Berufsbildende Mittlere und Höhere Schulen (BMHS) und Berufsschulen (BS) werden ein Landesschulsprecher und mehrere Stellvertreter:innen gewählt.

1. Die Landesschülervertreter:innen aus Kärnten: Raphael Dionisio, Nina Struger und Jan Rauch (von links). © Schülerunion Kärnten

2. Luca Kober, Landesschulsprecher BMHS Steiermark © Steirische Landesschülervertretung

3. Isabella Penz, Bildungsdirektorin Kärnten © Jürgen Müller

4. Elisabeth Meixner, Bildungsdirektorin Steiermark © Markus Trinkel

5. Das Schüler:innenparlament bietet Schülervertreter:innen die Möglichkeit, sich politisch zu engagieren. © LPD Kärnten/Kuess

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