„Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg von Digitalisierungsprojekten wie N!CA liegt in der Nutzbarmachung von Daten.“
Mehr Zeit für die echte Pflege!
Der Pflegenotstand macht dem Gesundheitssektor seit Jahren zu schaffen. Dass die Bevölkerung immer älter wird, verschärft das Problem zusätzlich. Ein aktuelles Forschungsprojekt von Med Uni Graz, JOANNEUM RESEARCH HEALTH und weiteren Partner:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft sucht nachhaltige Lösungen – mit vielversprechenden Ergebnissen.
Dokumentationsaufwand reduzieren
Eines der Kernprobleme im Pflegealltag ist der Dokumentationsaufwand, der von einem Acht-Stunden-Arbeitstag zwei Stunden in Anspruch nimmt. Projektleiterin Katharina Lichtenegger von der Med Uni Graz erklärt: „Mit N!CA verfolgen wir verschiedene Forschungsziele – maßgeblich ist die Reduktion des Zeitaufwandes für die Pflege-Dokumentation. Dadurch wollen wir mehr Zeit für den direkten Kontakt zwischen Pflegepersonen und Patient:innen schaffen.“ Veraltete Prozesse und Strukturen sollen aufgebrochen und verschlankt, administrative Aufgaben automatisiert und standardisiert werden. So können sich Pflegekräfte auf die direkte Patient:innenbetreuung konzentrieren. „Das Forschungsprojekt soll Pflegepersonal unterstützen, das zu tun, wofür sie sich als Beruf entschieden haben – mit Menschen zu arbeiten“, so Lichtenegger.
Zwischen Hightech & Oldschool
Zudem sei es wichtig, die Lücke zwischen Hightech-Möglichkeiten und „Oldschool“- Praxis zu schließen. „N!CA zielt darauf ab, die Pflege durch technologische Innovationen und organisatorische Verbesserungen zu transformieren. Dies umfasst nicht nur die Reduktion des Dokumentationsaufwandes und die Verbesserung der Datenqualität, sondern auch die Förderung einer evidenzbasierten Pflegepraxis und die Stärkung der Rolle der Pflegekräfte im Gesundheitssystem. Wir sind überzeugt, dass diese Maßnahmen langfristig zu einer nachhaltigeren, qualitativ hochwertigeren Patient:innenversorgung beitragen. All das führt zurück zu der Quelle, warum es dieses Projekt gibt – nämlich mehr Zeit für die echte Pflege“, betont die Projektleiterin.
„Das Forschungsprojekt soll Pflegepersonal unterstützen, das zu tun, wofür sie sich als Beruf entschieden haben – mit Menschen zu arbeiten.“
Gemeinsame Sprache
Um das Pflegepersonal mit seiner Expertise in den Entwicklungsprozess miteinzubeziehen, setzt N!CA auf „Bottom-up-Digitalisierung“. Im Fokus aller Überlegungen stehen die Endanwender:innen – ihre Wünsche und Bedürfnisse werden über Feldbeobachtungen, Fokusgruppen und Interviews erfasst. Franz Feichtner, Direktor des Instituts HEALTH an der JOANNEUM RESEARCH Graz, erklärt: „Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg von Digitalisierungsprojekten wie N!CA liegt in der Nutzbarmachung von Daten. Grundlage dafür ist, dass IT-Systeme eine gemeinsame „Sprache“ verwenden. Bei N!CA sind das die Pflegedokumentationssysteme der teilnehmenden Organisationen, also Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser. Diese Sprache wollen wir im Konsortium definieren und damit die Grundlage zur Entwicklung von Anwendungen schaffen, die von der Organisation oder dem IT-System unabhängig sind, zum Beispiel: pflegerelevante Risikovorhersagen, (halb-)automatisierte Pflege-Assessments bis hin zu Pflegebedarfs-Einschätzungen.“
Das Projekt-Konsortium von N!CA. Das FFG-CometFörderprogramm wird vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW), dem Land Steiermark sowie von den beteiligten Unternehmen und Forschungsorganisationen finanziert. © Edlinger Thomas