„Meine Eltern haben das Thema vorgelebt“
2009 begann eine Gruppe von interessierten Personen rund um Sabine Kinz, Feldkirchen und Himmelberg als Klima- und Energiemodellregion (KEM) zu entwickeln. Seit mittlerweile 13 Jahren treibt Sabine Kinz den Klima- und Umweltschutz als KEM-Managerin auf regionaler Ebene voran. Im Zukunftsgespräch mit advantage erzählt sie über ihr Wirken.
advantage: Welche Ziele werden mit dem KEM-Programm verfolgt?
Sabine Kinz: Aufgabe einer Klima- und Energiemodellregion (KEM) ist es, Gemeinden und Regionen auf dem Weg in eine nachhaltige Energieversorgung und Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu begleiten. Im Fokus stehen Themen wie Regionalität, Mobilität, erneuerbare Energieträger, Energieeffizienzsteigerung, andere treibhausgasmindernde Aktivitäten, aber vor allem Bewusstseinsbildung. Die Zielgruppen einer KEM sind vielfältig: Von Gemeinden über Betriebe und Bildungseinrichtungen bis hin zu Privatpersonen aller Altersschichten.
„Klimaschutz ist nicht exklusiv, sondern inklusiv und zieht sich durch alle Lebensbereiche.“
Sabine Kinz, KEM-Managerin
Wie sind Sie KEM-Managerin geworden und welche Aufgaben nehmen Sie wahr?
Modellregions-Manager (MRM) sind die zentralen Ansprechpersonen und Koordinatoren der KEM-Aktivitäten. Aufgabe ist es, die konkreten Klimaschutzmaßnahmen der KEM sowie die Bewusstseinsbildungsmaßnahmen zu konzipieren, zu begleiten und umzusetzen. Nach meinem BWL-Studium bin ich quasi in diese Aufgabe hineingerutscht. Ich muss jedoch dazu sagen, dass meine Eltern das Thema schon vorgelebt haben. Meine Mutter hatte einen großen Garten mit viel Gemüse und Obst. Sie kannte sich sehr gut mit der Verarbeitung und Lagerung von Lebensmitteln zur Selbstversorgung aus. Mein Vater war vor über 30 Jahren Teil einer Selbstbaugruppe für solarthermische Anlagen und baute eine 40 Quadratmeter große, heizungseingebundene thermische Solaranlage.
Welche Angebote werden über die KEM Feldkirchen und Himmelberg bereitgestellt?
Von Informationsveranstaltungen über Förderberatungen, Vermittlung von Energieberatungen, Netzwerkveranstaltungen bis hin zur Realisierung von Vorzeigeprojekten: Die Bereiche sind vielfältig und auf die jeweiligen Zielgruppen abgestimmt. Zurzeit legen wir einen Schwerpunkt auf das Thema Müllentsorgung in Schulen sowie Maßnahmen zur Steigerung der Fahrradattraktivität (wie Fahrrad- und Scooterabstellanlagen). Für den Herbst sind wir in Vorbereitung der Workshopreihe „Plastikfrei“.
Was sind aus Ihrer Sicht die derzeit größten Herausforderungen im Bereich Klimaschutz?
Klimaschutz ist eine Querschnittsmaterie und ich habe das Gefühl, dass das viele nicht verstehen (wollen). Klimaschutz ist nicht exklusiv, sondern inklusiv und zieht sich durch alle Lebensbereiche. Die Menschen nehmen die Dringlichkeit nicht ernst. Durch Aktionen wie die „Klimakleber“ ist es leider noch schlimmer geworden, die Klimabewegung wird regelrecht durch den Dreck gezogen. Wir diskutieren immer noch, OB wir in punkto Klimaschutz etwas tun sollen und was der Einzelne bewirken kann. Die Fragestellung muss anders lauten: WAS machen wir als nächstes? Denn wir, die Industriestaaten, sind die Hauptverursacher. Wir verbrauchen die Welt! Gerade wir in der mittleren Einkommensschicht, zu der ich mich auch zähle, haben unseren CO2-Fußabdruck in einem Zeitraum von 27 Jahren verdoppelt (bei hohen Einkommen ist dieser fast um ein Drittel gestiegen). Menschen mit niedrigen Einkommen hingegen haben ihren CO2-Fußabdruck im gleichen Zeitraum verringert, das sind immerhin 88% der Weltbevölkerung. Meines Erachtens braucht es einen Systemwandel in allen Bereichen. Ohne Menschen, die konsequent daran arbeiten, werden wir nicht weiterkommen.
Welche Rolle spielt Bildung in diesem Kontext?
Eine sehr zentrale! Die Frage ist, ob wir alles auf den Rücken unserer Kinder packen können?! Wir Erwachsenen müssen auch etwas tun. Auch das Bildungssystem gehört angepasst: Nachhaltigkeit ist kein zusätzliches Thema, sondern muss integriert und mitgedacht werden in allem, was gelehrt wird. Zum Beispiel darf Mülltrennen nicht etwas Besonderes oder gar Außergewöhnliches sein, was man in einem Workshop in der Schule vielleicht einmal hört, sondern es sollte Teil des Alltags sein.
„Wir diskutieren immer noch, OB wir in punkto Klimaschutz etwas tun sollen. Die Fragestellung muss anders lauten: WAS machen wir als nächstes?“
Sabine Kinz, KEM-Managerin
Klima Leben: Seit 13 Jahren engagiert sich Sabine Kinz für die Klima- und Energiemodellregion (KEM) Feldkirchen und Himmelberg.
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