Meinrad Höfferer, Direktor der Wirtschaftskammer Kärnten. Foto: Wirtschaftskammer Kärnten
Wirtschaft
24.11.2021

"Praxisnahe Lösungen finden, ohne dass die Wirtschaft gegen die Wand gefahren wird“

Der neue Direktor der Wirtschaftskammer Kärnten im advantage-Gespräch über seine Hauptziele und die herausfordernde Corona-Zeit und die Chancen, die
die Pandemie auch für die Unternehmen bieten kann.
Seit 1. November ist Meinrad Höfferer der neue Direktor der Wirtschaftskammer Kärnten. Der 42-Jährige hat wichtige Kammerbereiche bereits seit Juli 2020 stellvertretend geleitet. Seine Sporen verdiente sich der Internationalisierungsexperte als Leiter der Abteilung Außenwirtschaft und EU in der WK sowie zuletzt als Leiter des Corona-Managements in der Wirtschaftskammer Kärnten: Höfferer führte das Haus durch mehr als 600.000 Unternehmer-Anfragen in 18 Monaten und zahlreiche Zusatzaufgaben wie die Härtefallfonds-Abwicklung und die betrieblichen Corona-Testungen und -Impfungen.
 
advantage: Anfang November haben Sie die Funktion des Direktors der Wirtschaftskammer Kärnten von Michael Stattmann übernommen. Inwieweit ist Herr Stattmann ein Vorbild für Sie?
Meinrad Höfferer: Die Übergabe ist höchst vorbildlich erfolgt und ich bin wirklich froh, so einen Vorgänger wie Michael Stattmann gehabt zu haben. Von ihm konnte ich sehr viel lernen und er hat in vielen Bereichen den richtigen Weg vorgegeben und mich gut auf meine neue Aufgabe vorbereitet. Ich möchte aber nicht in seine Fußstapfen treten, da ich denke, dass jeder seinen eigenen Weg gehen muss und man nicht versuchen sollte, jemanden zu kopieren. Herr Stattmann ist aber natürlich ein großes Vorbild für mich. Er war immer für die Menschen da und hatte ein offenes Ohr für jeden und er hat, auch in schwierigen Situationen, immer den Überblick behalten. Er konnte auch sehr viele Erfolge für sich verbuchen. Er hat die Wirtschaftskammer Kärnten zu einer modernen Organisation, sowohl nach außen als auch nach innen, gemacht und er ist auch der Initiator der österreichweiten Aktion „Tag der Arbeitgeber“, die uns daran erinnern soll, warum der 1. Mai so wichtig ist.
 
Was sind Ihre Hauptziele in Ihrer neuen Funktion?
Ich werde mich für eine weitere Verbesserung der Unternehmerservices sowie den Aufbau klarer prozessorientierter Strukturen, für noch mehr Synergien und eine maximale Durchschlagskraft in der Interessensvertretung einsetzen. Auch die Alpen-Adria-Region ist mir ein großes Anliegen.
 
Als Leiter der „Corona-Task-Force“ haben sie die Wirtschaftskammer Kärnten durch die ersten 18 Monate der Pandemie geführt. Was waren und sind die größten Herausforderungen denen sich Unternehmen in dieser Zeit stellen müssen?
Die Pandemie ist für uns alle eine enorme Herausforderung, aber für die Unternehmen in unserem Land ist es noch ein Stück schwieriger. Die Planbarkeit fällt momentan komplett weg, man weiß nicht, wie es weitergehen wird. Ein großes Problem sind auch die Testkapazitäten, die de facto nicht gegeben sind. Das haben wir als Wirtschaftskammer auch sehr stark kritisiert. Diesbezüglich hätten die Verantwortlichen bereits allerspätestens im Juli handeln müssen um solche Krisensituationen, wie wir sie jetzt haben, zu vermeiden. Viele Menschen kommen beispielsweise zu spät zur Arbeit, da sie so lange warten müssen, bis sie getestet werden. Zahlreiche Arbeiter wurden zwar getestet, haben das Testergebnis aber nicht rechtzeitig bekommen. Bei uns in der Wirtschaftskammer gehen diesbezüglich jeden Tag mehr als 1.000 Anrufe ein, da sich die Unternehmer nicht sicher sind, wie die rechtliche Lage diesbezüglich ist. Auch der Entschluss, dass Antigen-Tests nicht mehr zählen sollen, war und ist ein großes Problem. Solche Alleingänge der Politik bei so wichtigen Entscheidungen sind schwierig, wenn sie nicht vorher abgestimmt sind. Es ist wichtig, praxisnahe Lösungen zu finden, die auch umgesetzt werden können, ohne dass die Wirtschaft gegen die Wand gefahren wird. Dafür kämpfen wir als Wirtschaftskammer jeden Tag aufs Neue. Wir haben auch eine Hotline für Unternehmer, die rund um die Uhr erreichbar ist und ich möchte alle die Fragen haben bitten, diesen Service unsererseits auch zu nutzen. Nach jeder Novelle warten die Unternehmen auf Infos und wollen natürlich ihre individuelle Situation klären. Wir begleiten die Unternehmen bestmöglich dabei, geben ihnen Indikatoren damit sie wissen, wie es weitergehen kann. Natürlich muss die Politik in dieser pandemischen Notlage, in der wir uns derzeit befinden regieren, es ist aber wichtig, dass das mit viel Fingerspitzengefühl passiert, damit nicht alles gegen die Wand gefahren wird.
 
Neben all den Problemen und Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt, gibt es auch Chancen für die Unternehmer, die durch die Corona-Pandemie entstehen?
Natürlich, alles hat auch seine guten Seiten. Die Pandemie hat beispielsweise der Digitalisierung einen enormen Aufschwung gegeben. Viele Unternehmen entschließen sich dazu, einen Webshop einzurichten, um so weiterhin die Kunden versorgen zu können. Viele Webseiten werden auch überarbeitet und modernisiert. Hier gibt es noch einen großen Aufholbedarf aber viele Betriebe entschließen sich dazu und wir versuchen die Chancen in diesem Feld entsprechend zu begleiten. Auch Home-Office und flexible Arbeitszeitmodelle haben sich mittlerweile etabliert, das hätte sich ohne Corona vielleicht nicht so schnell durchgesetzt. Die extrem hohe Gründerzahlen in den letzten Monaten zeigen auch, dass die Menschen kreativ sind, umsatteln und ein krisenfestes Unternehmen gründen oder ein zweites Standbein aufbauen wollen.
Meinrad Höfferer, Direktor der Wirtschaftskammer Kärnten. Foto: Wirtschaftskammer Kärnten
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