Mentoring als Chance für Migrant:innen am Arbeitsmarkt
Das Programm „Mentoring für Migrant:innen“ wurde im Jahr 2008 von der Wirtschaftskammer Österreich nach kanadischem Vorbild ins Leben gerufen und wird vom Integrationsfond/Landesstelle Kärnten (ÖIF) und dem Arbeitsmarktservice Kärnten (AMS) unterstützt. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels leistet ‚Mentoring für Migrant:innen‘ einen wichtigen Beitrag und ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Außerdem wird die Internationalisierung der Kärntner Wirtschaft durch diese qualifizierten Arbeitskräfte gefördert“, betont WK-Präsident Jürgen Mandl.
Zahlreiche Erfolgsgeschichten
„Ich habe in der Ukraine ein BWL-Studium absolviert, aber in Kärnten keinen passenden Job gefunden“, erzählt Yana Holzknecht aus Krumpendorf. Die 44-Jährige ist vor zehn Jahren nach Kärnten gekommen. Sie musste aus ihrer Heimat wegen des beginnenden Krieges in der Ostukraine flüchten und ist bei Bekannten untergekommen. Gearbeitet hat sie die ersten Jahre vor allem im Tourismus, als Kellnerin, Zimmermädchen oder Skilehrerin. Vor vier Jahren absolvierte sie das Programm „Mentoring für Migrant:innen“. „Ich wusste, was ich wollte. Mein Mentor hat mir die Tür gezeigt, aber durchgegangen bin ich selber“, sagt die Krumpendorferin stolz. „Durch das Mentoring hatte ich Zugang zu einem guten Netzwerk und Hilfe bei der Bewerbung. Vorbereitet habe ich aber alles selbst.“ Mittlerweile arbeitet Yana Holzknecht als Onlinemarketing-Managerin in einer Werbeagentur und verantwortet selbst Projekte. „Für mich ist alles perfekt gelaufen. Mein Mentor hat mich teilweise ins kalte Wasser geschmissen und mir so geholfen auf die Erfolgswelle zu kommen.“ Dies ist nur eine von insgesamt 180 Erfolgsgeschichten seit Bestehen des Programms.
Berufliche Netzwerke aufbauen
Im elften Durchgang von „Mentoring für Migrant:innen“ sind insgesamt 21 Mentor:innen mit ihren Schützlingen (Mentees) dabei. Die Mentor:innen unterstützen ihre Mentees dabei sechs Monate lang, etwa bei Bewerbungen oder dem Aufbau eines beruflichen Netzwerkes. Gerade die Kontakte seien es, die den Teilnehmer:innen oft fehlen, weil sie fremd sind und niemanden kennen, meint Martin Häusl vom ÖIF und betont: „Die individuelle Begleitung eröffnet ihnen den Zugang zu einem wertvollen Netzwerk. Wir unterstützen das Programm, damit gut ausgebildete Migrant:innen ihre Qualifikationen in den heimischen Arbeitsmarkt einbringen können.“
Bewerbungsverfahren
Im Zuge eines Bewerbungsverfahrens und persönlichen Interviews werden die Mentees ausgewählt und mit geeigneten Mentor:innen zusammengeführt. Dabei kommen die Mentor:innen aus allen Bereichen der Wirtschaft – einige begleiten bereits zum zehnten Mal Migrant:innen auf dem Weg in die Arbeitswelt. Laut Peter Wedenig, Leiter des AMS Kärnten, sind Sprachbarrieren und Kultur häufig Gründe für einen erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt. „Zur Unterstützung dieser Menschen braucht es ganz spezifische Maßnahmen, wie ‚Mentoring für Migrant:innen‘. Das Programm ist seit mehreren Jahren ein Paradebeispiel für Integration und trägt dazu bei, Arbeitskräfte langfristig zu binden,“ so Wedenig. Und gerade dies sei in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig.
Ziel: Integration und finanzielle Unabhängigkeit
Durch das Programm sollen die Mentees vor allem die Chance bekommen, sich durch Arbeit etwas aufzubauen und finanziell unabhängig zu werden. Das ist ein wesentlicher Schritt zur Integration. „Arbeit bietet nicht nur wirtschaftliche Stabilität, sondern auch die Möglichkeit soziale Kontakte zu knüpfen. Menschen mit Migrationshintergrund haben so auch eine gesellschaftliche Teilhabeperspektive,“ unterstreicht Integrations-Landesrätin Sara Schaar. Ebenso Yana Holzknecht kann dies als Absolventin von „Mentoring für Migrant:innen“ bestätigen: „Nicht nur das Berufliche war ausschlaggebend, sondern auch die mentale Unterstützung durch den Mentor. Es ist eine Freundschaft entstanden, bis zum heutigen Tag.“ So geht Holzknecht oft noch mit ihrem Mentor am See surfen. Außerdem überlegt sie selbst Mentorin für einen der Migrant:innen zu werden, um auch etwas zurückzugeben.
© WKK / Peter Just