Barbara Thaler, Abgeordnete zum Europäischen Parlament
© Cammerlander
Im Zuge ihres Besuchs im weststeirischen Groß St. Florian erzählt Europaabgeordnete Barbara Thaler im Interview mit advantage, welche Bedeutung dem Jahrhundertprojekt auf EU-Ebene zukommt.
Barbara Thaler: Für mich persönlich eine große Rolle! Ich habe selbst seit einigen Jahren kein Auto mehr und absolviere auch meine Termine im Wahlkreis so oft wie möglich mit Bus und Bahn. Das ist ehrlich gesagt gerade in ländlichen Gebieten nicht immer einfach, aber das gehört für mich zu glaubwürdiger Verkehrspolitik dazu. Wer für die Verlagerung auf die Schiene wirbt, muss auch selbst die Stärken und Schwächen des öffentlichen Verkehrs erleben.
Barbara Thaler, Abgeordnete zum Europäischen Parlament
© Cammerlander
Das Transeuropäische Verkehrsnetz (TEN-V) zieht sich durch die gesamte Europäische Union und verbindet alle Teile des Kontinents miteinander und ist der Eckpfeiler der Verkehrs- und Infrastrukturpolitik der EU. Es ist die Grundlage für eine effiziente, leistungsstarke und nachhaltige Infrastruktur. Alle Verkehrsträger wie Straßen-, Schienen-, Schiffs- und Luftverkehr sind darin miteinander verknüpft, in städtischen Knoten auch inklusive Fahrrad- und Fußgänger-Infrastruktur. Mein Hauptfokus liegt dabei besonders auf der Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene. Die Straße hat nämlich, besonders im alpinen Raum, oft Kapazitätsgrenzen. Der Gütertransport auf der Schiene ist nachhaltig. Damit aber die Schiene wettbewerbsfähig wird, müssen wir administrative Hürden abbauen und Infrastruktur ausbauen – genau das fordern wir im EU-Parlament.
Besonders für Kärnten konnten wir einen großen Erfolg verbuchen: Das Terminal Villach-Fürnitz konnte in das Kernnetzwerk integriert werden. Das ist ein großer Schritt für die Anerkennung als wichtiges europäisches Drehkreuz. Kärnten bekommt somit neben der Koralmbahn, die auf dem baltisch-adriatischen Korridor liegt, einen zweiten Korridor und wird dadurch als Region massiv aufgewertet. Der neue Westbalkan-Korridor führt von Salzburg über Klagenfurt nach Laibach, Zagreb und Skopje bis nach Athen. Auch die Steiermark profitiert: So wird die Achse Graz-Maribor-Zagreb aufgewertet. Das ist insbesondere für die steirischen Industriegebiete wichtig und fördert gleichzeitig die Anbindung an die Wirtschaftsräume in Süd- und Osteuropa.
Der Koralmtunnel liegt auf dem Korridor, der das Baltikum und die Adria verbindet. Somit sinkt nicht nur die Fahrzeit zwischen Kärnten und der Steiermark deutlich, sondern Europa rückt auch näher zusammen. Der Ausbau der Koralmbahn ist für mich ein echtes Vorzeigeprojekt. Hier werden verschiedene Vorteile in einem Projekt vereint: Schnellere Reisezeiten innerhalb Österreichs, engere Vernetzung Europas, Anbindung an die Wirtschaftsräume in Süd- und Osteuropa und Verkehrsverlagerung auf die klimafreundliche Schiene.