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Bildung
19.10.2025

Mit Herz, Hirn und künst­licher Intel­ligenz

Am hochmodernen „Campo“ in Villach bietet das bfi Kärnten inno­vative Fort­bildungs­möglich­keiten für den profes­sionel­len und privaten Pflege­bereich.

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Angesichts des demographischen Wandels und der Überalterung der Gesellschaft steht der Pflegebereich vor großen Herausforderungen – viele sprechen gar von einer Krise. Denn während im Zuge der allgemeinen Pensionierungswelle auch zahlreiche Pflegekräfte in Pension gehen, steigt gleichzeitig der Pflegebedarf drastisch an. Eine Dynamik, die sich in den kommenden Jahren noch deutlich verstärken wird.

Dass diese Rahmenbedingungen nicht nur Grund zur Klage, sondern auch Anstoß für innovative Entwicklungen und neue Konzepte liefern können, zeigt das bfi-Kärnten mit seinem neuen HealthCare Skills- & Simulation Center. Am hochmodernen „Campo“ im Technologiepark Villach können Pflegekräfte, aber auch Privatpersonen zukünftig in realitätsnahen Simulationssettings verschiedenste Abläufe des Pflegealltags üben. „Es ist wichtig, die Pflegekräfte ausreichend zu schulen, um die Versorgungsqualität hochzuhalten, auch in Zeiten von Personalmangel“, erklärt Nicole Preschern, Projektverantwortliche im HealthCare Skills- & Simulation Center. „Unser Ziel ist es Abläufe zu automatisieren, damit im Arbeitsalltag auch unter Druck weniger Fehler passieren.“

„Wir wollen die Qualität in der Pflege und in der Gesundheitsausbildung weiter steigern.“

Gottfried Pototschnig, Geschäftsführer bfi-Kärnten

Simulations­training verbessert Pflege­alltag

Um eine solche Automatisierung zu ermöglichen, ist das Trainieren und Üben von Abläufen und Pflegehandlungen essenziell. Das neue HealthCare Skills- & Simulation Center bietet dafür ein in Kärnten einzigartiges Setting, in dem sowohl Skills – also Tätigkeiten und Handgriffe – als auch Simulationen in einer realistischen Pflegeumgebung geübt werden können. Herzstück des Centers sind Nursing Anne, eine hochentwickelte Trainingspuppe, und Pepper, ein Service- und Kommunikationsroboter. Besonders Anne ist von zentraler Bedeutung für Fortbildungen im Pflegebereich. So ist die Puppe mit menschenähnlichen Merkmalen wie realistischem Gewicht, detailgetreuen Körperteilen oder austauschbaren Wunden ausgestattet – sie atmet, hat einen fühlbaren Puls und kann vom Computer aus in ihren Vitalfunktionen gesteuert werden. Notfälle wie Herzinfarkte oder Atemprobleme können dadurch ebenso simuliert werden wie Pflegehandlungen – etwa das Durchführen von Lagerungen, Stomapflege, das Legen von Venenwegen oder Inkontinenzversorgung.

Der große Vorteil dieses Settings: Hier dürfen Fehler passieren – und genau daraus wird gelernt. Anders als im Pflegealltag können Übungen in einem geschützten Rahmen stattfinden – ganz ohne Konsequenzen für den Pflegealltag. Ein unschätzbarer Vorteil, wie Gottfried Pototschnig, Geschäftsführer des bfi-Kärnten, findet: „Wir haben durch dieses Setting die Möglichkeit, die Theorie gut abzuarbeiten, die Praxis durch ‚Angreifen‘ zu üben – und in der Simulation Situationen zu erproben, die in der Realität genau so passieren können. Jemand, der diese Erfahrung selbst gemacht hat, ist danach viel gefestigter, als wenn er es nur irgendwo gelesen oder im Lehrsaal gehört hat.“

„Der Wandel in der Pflege ist enorm, und die Kompetenzen und das Berufsbild verändern sich stetig.“

Nicole Preschern, HealthCare Skills- & Simulation Center

Empathie und Ver­ständ­nis stärken

Neben Anne ist auch der Roboter Pepper ein Beispiel für digitale Unterstützung in der Pflege. „Pepper kann Aufgaben im Animationsbereich übernehmen, um das Fachpersonal freizustellen“, erklärt Gabriele Krobath, Abteilungsleiterin für das Bildungsprogramm am bfi-Kärnten. In Deutschland unterhält der Roboter schon jetzt erfolgreich Gruppen in Pflegeeinrichtungen durch singen, tanzen oder gemeinsame Spiele. Ergänzt wird das innovative Angebot am bfi durch den AgeMan-Anzug – mithilfe von Gewichten, Brillen oder Kopfhörern können sich Pflegekräfte damit in die Rolle alter Menschen versetzen, die beispielsweise einen Schlaganfall hinter sich haben. Ein wichtiger Beitrag für mehr Empathie und Verständnis in der Pflege, wie die Expert:innen betonen.

„Die Entwicklung unserer Module steht erst am Beginn.“

Gabriele Krobath, Abteilungsleitung Bildungsprogramm bfi-Kärnten

Für Profis und Private

In mehr als 30 Jahren hat das bfi umfassende Kompetenzen im Bereich der Pflege aufgebaut. Nicht zuletzt durch die Pflegeassistenz-Ausbildung am bfi-Klagenfurt und Villach konnte zudem ein enges Netzwerk im gesamten Kärntner Pflegebereich geknüpft werden. Die Investition in das HealthCare Skills- & Simulation Center möchte das bfi daher nun einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen: „Wir wollen die Qualität in der Pflege und in der Gesundheitsausbildung weiter steigern – nicht nur an unseren eigenen Standorten, sondern in ganz Kärnten“, so Pototschnig.

Ab Herbst starten nun vier Module zu den Themenbereichen Herz-KreislaufSystem, Atemwege, Pflegealltag und Kommunikation sowie Neurologie. Das Angebot richtet sich an den professionellen Pflegebereich – etwa Krankenhäuser oder die mobile Pflege – ebenso wie an pflegende Angehörige oder Community Nurses. Schon jetzt stehen zahlreiche Pläne, etwa Fortbildungen zur Berufsorientierung oder mobile Angebote in anderen Teilen Kärntens, im Raum. „Die Entwicklung unserer Module steht erst am Beginn“, so Krobath. Der Bedarf an modernen und innovativen Kursangeboten dieser Art ist jedenfalls gesichert – nicht zuletzt durch die gesetzliche Fortbildungspflicht im Pflegebereich, wie Preschern betont: „Der Wandel in der Pflege ist enorm, und die Kompetenzen und das Berufsbild verändern sich stetig.“

1. Ein starkes Team steht hinter dem neuen HealthCare Skills- & Simulation Center. © advantage Media
2. Nursing Anne mit Pflegeroboter Pepper © Nina Aichner

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