Wolfgang Muchitsch, Direktor kärnten.museum.
„Museum ist immer Teamarbeit“
Das „kärnten.museum“ wurde im Herbst 2022 nach einer umfassenden Generalsanierung wiedereröffnet. Seit April befindet sich das „Gedächtnis des Landes“ auch unter neuer Führung. Im Interview mit advantage spricht Wolfgang Muchitsch über seine Ziele und die Bedeutung des Faktors Nachhaltigkeit.
advantage: Was ist Ihre Vision für die Entwicklung des Kärntner Landesmuseums?
Wolfgang Muchitsch: Mein großes Ziel ist es das Haupthaus – das neue „kärnten.museum“ – mit sehr abwechslungsreichen und gesellschaftlich relevanten Ausstellungen und Veranstaltungen zu bespielen und mit dem Team gemeinsam ein entsprechendes Programm zu entwickeln. Geplant sind zwei große Sonderausstellungen pro Jahr, die wir zeigen wollen. Dazu vier bis fünf kleine Ausstellungsprojekte im Atrium, dem Erdgeschoss, das für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist. Ich habe ein hervorragendes Team vorgefunden, das willig ist den Weg zu gehen. Wir wollen vor allem die aktuellen Themen unserer Zeit in den Fokus bringen. Natürlich wird es auch wichtig sein, die anderen Museumsstandorte an dieses neue Qualitätsmerkmal heranzuführen. Und es braucht die Kooperation mit allen Kultur-, Wissenschafts- und Bildungsträgern aus der Region, das ist mir ein wichtiges Anliegen!
Welche Maßnahmen werden in punkto Nachhaltigkeit gesetzt?
Im Museum gibt es da zwei Schienen. Einerseits: Wie nachhaltig agieren wir selbst? Da geht es um Energieeffizienz, die Klimatisierung von Depots, die dortigen Klimawerte, um das Wiederverwenden von Materialien beispielsweise auch bei Ausstellungen, die Entsorgung, Re-Use und Recycle. Wir bemühen uns derzeit – wie andere Museen auch – das Umweltgütesiegel zu erreichen. Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des „kärnten.museum“ waren Nachhaltigkeit und Energieeffizienz wichtige Schwerpunkte. Die andere Schiene ist: Wie stark spiegelt sich das Thema Nachhaltigkeit in unserem Programm? Das „Spiel des Lebens“ ist ein gutes Beispiel, wie wir das Thema Nachhaltigkeit an unsere Besucher heranbringen möchten.
Noch bis zum 8. Oktober läuft die Sonderausstellung „Das Spiel des Lebens“. Was können sich die Besucher erwarten?
Im „Spiel des Lebens“ wird einerseits die Artenvielfalt in der Region vermittelt. Andererseits natürlich auch die Gefahren, die durch die menschlichen Eingriffe bestehen. Da hat uns auch die Naturschutzabteilung des Landes Kärnten sehr unterstützt, der diese Botschaft ebenfalls ein besonderes Anliegen ist. Die Sonderausstellung gibt zudem Anregungen, wie man selbst im Kleinen einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten kann. Das Angebot richtet sich an ein sehr breites Publikum, aber auch sehr stark an Kinder und Jugendliche. Es ist eine wichtige, bewusstseinsbildende Maßnahme rund um die Themen Klimaschutz und Klimawandel: Zeitgerecht aufbereitet und mit Beispielen aus der Region. Denn Biodiversität ist nicht nur ein Thema von Amazonien, sondern es ist ein Thema vor der Haustür und ein Thema im eigenen Garten. Zudem haben wir auch in der ständigen Schausammlung einen großen Nachhaltigkeitsschwerpunkt gesetzt: Der Anthropozän-Raum ist DIE Dauerausstellung zum Thema im „kärnten.museum“, die sehr stark auf den Klimawandel und die Veränderungen in der Natur hinweist.
© LPD / Bauer
Gibt es bereits Ideen für die anderen Museumsstandorte?
Im Zusammenhang mit dem Botanikzentrum Klagenfurt gibt es Pläne für ein neues Zentrum der Biodiversität in Form eines frei zugänglichen Angebotes. Für Maria Saal arbeiten wir an Erweiterungsplänen auch in Richtung Nachhaltigkeit, Leben im Einklang mit der Natur und Kreislaufwirtschaft. Man muss alle diese Bereiche aus der heutigen Brille heraus betrachten, um zu schauen, was relevant ist für die Gegenwart und welche Optionen es für die Zukunft gibt. Am Magdalensberg planen wir ein neues Museum, das der Relevanz des Standortes gerecht werden soll. Es ist nach Carnunutum die bedeutendste archäologische Fundstätte in Österreich, was man ihr auf den ersten Blick (noch) nicht ansieht.
Welche Rolle spielt ein Museum heutzutage generell in der Wissensvermittlung?
Es gibt in der Gesellschaft keinen geeigneteren Ort, um kontroverselle, aktuelle Themen zu diskutieren, als im Museum. Wir operieren auf einer objektiven, wissenschaftlichen Basis, aber es ist ein neutraler Ort, an dem sich die verschiedensten Interessengruppen treffen und austauschen können. Wir schauen auch, dass wir aktuelle Fragen hereinholen, weil wir ein Ort sind, wo sich viele junge Menschen bewegen. Es geht auch um die Vermittlung von Werten und Möglichkeiten. Ein gutes Beispiel ist etwa der Wappensaal im Landhaus: Uns geht es darum, nicht kleine Heraldiker:innen auszubilden, sondern kleine Demokrat:innen. Das ist ein Projekt, das wir demnächst angehen werden gemeinsam mit dem Landtag, um Demokratiebildung und -bewusstsein zu stärken.
Wolfgang Muchitsch, Direktor kärnten.museum.