Foto: WK Wolfsberg
Wirtschaft
13.06.2022

„Nachhaltigkeit muss in allen Facetten eine Rolle spielen“

Die Leiterin der Bezirksstelle Wolfsberg Diane Tiefenbacher und der Bezirksstellenobmann Gerhard Oswald sprechen über die Chancen und die Herausforderungen für die Betriebe im Lavanttal und darüber, warum es jetzt wichtig ist, auf das Thema Nachhaltigkeit zu setzen.

advantage: Wie ist die Stimmung derzeit innerhalb der Lavanttaler Wirtschaft?

Diane Tiefenbacher: Die Region Lavanttal ist im produzierenden Sektor sehr gut aufgestellt, wir haben auch das höchste Bruttomedian-Einkommen in Kärnten. Im Lavanttal gibt es die niedrigste Arbeitslosenquote in Kärnten. Wir haben hier auch die höchste Lehrbetriebsdichte, 840 Lehrlinge werden derzeit im Lavanttal ausgebildet. Die Stimmung bei den Betrieben ist gut, es ist ein Aufschwung zu spüren.

Welche Chancen aber auch Herausforderungen gibt es derzeit für die Unternehmen?

Gerhard Oswald: Natürlich gibt es jetzt im Schatten der Corona-Pandemie und den Teuerungen, denen wir uns aufgrund des Krieges in der Ukraine stellen müssen, auch einige Sorgen, die auf die Unternehmer zukommen. Vor allem in der Baubranche zeichnet es sich ab, dass die enormen Preissteigerungen nicht mehr händelbar sind. Materialknappheit, Rohstoffknappheit, Preissteigerungen und Arbeitskräftemangel sind große Probleme für unsere Unternehmer. Die Fertigstellung der Koralmbahn beispielsweise ist jedoch eine riesige Chance für den Wirtschaftsraum Lavanttal.

Wie genau kann das Lavanttal von der Koralmbahn profitieren?

Gerhard Oswald: Einerseits demografisch: Wir brauchen mehr Bürger. Dafür ist ein lässiger Lebensraum notwendig, mit allen Rahmenbedingungen die man braucht. Das Lavanttal hat das Potenzial dafür. Derzeit sind Grundstücke in sehr guten Lagen hier noch günstig zu haben. Andererseits der Zustrom von Menschen und Unternehmen: auch dieser ist für das Lavanttal wichtig und wir alle profitieren davon. Wir müssen es schaffen, dass die Anziehung für das Lavanttal größer ist, als die Anziehung, die von großen Städten ausgeht. Die Menschen müssen hier leben, arbeiten und wohnen können und wollen.

Warum ist das Thema Nachhaltigkeit der WKO Bezirksstelle Wolfsberg so wichtig?

Diane Tiefenbacher: Das Thema Nachhaltigkeit muss in allen Facetten des unternehmerischen Handelns eine Rolle spielen. Im Rahmen der Nachhaltigkeit werden in den nächsten Jahren Geschäftsmodelle entstehen, die wir heute noch gar nicht kennen. Und wir müssen sowohl gesellschaftlich, als auch wirtschaftlich auf dieser Ebene fit sein. Was aber hier und auch bei allen anderen Veränderungsprozessen wichtig ist: wir müssen die Menschen und die Unternehmer mitnehmen. Ihnen zeigen, wie es funktionieren kann und eine Anlaufstelle für Fragen bieten. Wir befinden uns derzeit in einem Wandel, die Rahmenbedingungen ändern sich sehr schnell. Energiewirtschaft und nachhaltige Energiesysteme sind derzeit beispielsweise ein sehr großes Thema im Tal, aber auch der nachhaltige Umgang mit Ressourcen und Mitarbeitern. Im Rahmen der Wende, in der wir uns derzeit gerade befinden, sollten wir auch ein Stück weit zurück zur Regionalität finden. Bei all diesen Fragen stehen wir den Unternehmen zur Seite. Wir arbeiten alle zusammen, nicht gegeneinander - das ist in diesen Zeiten besonders wichtig. Es gibt auch Kooperationen um die Grenzen des Lavanttales hinaus. Mit der Region Deutschlandsberg beispielsweise pflegen wir einen sehr guten Austausch.

Welche Projekte werden im Lavanttal zum Thema Nachhaltigkeit umgesetzt?

Diane Tiefenbacher: Nachhaltigkeitsorientierte Geschäftsmodelle mit einem ökonimischen, sozialen und ökologischen Mehrwert werden künftig in Hinblick auf den EU Green Deal 2050 immer wichtiger. Im produzierenden Gewerbe muss dieses Geschäftsmodell alle Produktlebenszyklusphasen (von Rohmaterialgewinnung über Produkteinsatz bis zum Lebensende des Produktes) berücksichtigen. Aber auch kreislauforientierte Geschäftsmodelle nehmen im Tal zu, die auf das Recylcling, die Wiederverwendung und die Reduzierung abzielen. Immer mehr Lavanttaler Betriebe setzen auch auf regionale Rohstoffbeschaffung, um damit einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.

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