„Die Renaturierung der Möll mit seinen Ausgleichsflächen zeigt, dass ein nachhaltiges Infrastrukturprojekt und der Erhalt der Umwelt im Einklang stehen können.“
Nachhaltigkeit und Schutz der Lebensvielfalt im Fokus
Seit mehr als 100 Jahren setzen die ÖBB in Kärnten auf saubere und umweltfreundliche Gewinnung von Energie. Damit beim Bau der Kraftwerksanlagen die Eingriffe in die Natur so schonend wie möglich bleiben, werden verschiedene Akzente gesetzt. Die ökologische Ausgleichsfläche an der Möll, die im Rahmen des Baus des Kraftwerkes Obervellach entstanden ist, hat sich mittlerweile zu einem Naturjuwel entwickelt.
Unabhängige Bahnstromkraftwerksanlage
Bis zum Jahr 2024 entsteht mit dem Bau des Kraftwerks Obervellach II eine komplett neue, unabhängige Bahnstromkraftwerksanlage im Gemeindegebiet von Mallnitz und Obervellach. Die ÖBB investieren rund 180 Millionen Euro in den Ausbau. Insgesamt werden drei Wasserfassungen (Mallnitz-, Dösen- und Kaponigbach), ein zirka vier Kilometer langer Triebwasserweg, ein 50 Hz-Kleinwasserkraftwerk sowie ein Speicherstollen mit einem Fassungsvermögen von 60.000 m3 gebaut. Zukünftig wird die neue Druckrohrleitung, durch welche das Wasser zum Kraftwerk gelangt, anders als bisher, unterirdisch verlegt sein und wesentlich zur
Verschönerung des Landschaftsbildes beitragen.
Nachhaltige Energieerzeugung steigern
Das Herzstück des Projektes bildet das neue Kraftwerk, mit seinem ebenfalls 60.000 m3 fassenden Ausgleichsbecken, im Gewerbegebiet von Obervellach. Mit den zwei, auf den modernsten Stand der Technik ausgerüsteten Maschinensätzen, wird zukünftig eine Energieproduktion von rund 125 Gigawattstunden pro Jahr sichergestellt. Dies entspricht zirka 30.000 Railjetfahrten von Villach nach Wien. Damit kann die nachhaltige Energieerzeugung für die Eisenbahn in Österreich – am Standort Obervellach – gegenüber heute um mehr als 35 Prozent gesteigert werden.
Die Arbeiten gehen voran
Die Arbeiten zum neuen Kraftwerk Obervellach II sind voll im Gange. Anfang März erfolgte der Tunneldurchschlag für das neue ÖBB Kraftwerk. Der insgesamt rund 800 Meter lange Speicherstollen mit Schrägstollen ist somit nahezu fertig aufgefahren, der zirka 3.800 Meter lange Triebwasserstollen soll noch Mai/Juni ausgebrochen sein. Somit können die Vortriebsarbeiten im Untertagebau wie geplant im Frühjahr 2022 abgeschlossen werden. „Der Untertagebau ist eine besondere Herausforderung. Wir liegen aber im Zeitplan – auch die drei Wasserfassungen Mallnitz-, Dösen- und Kaponigbach sind bereits in Bau und noch im Frühling 2022 wird mit dem Bau der unterirdisch verlegten Druckrohrleitung mit einem Durchmesser von 1,8 Metern begonnen“, erklärt ÖBB-Projektleiter Christian Höss.
Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen
Als größtes Klimaschutzunternehmen Österreichs tragen die ÖBB aber eine große Verantwortung für Generationen. Mit dem Bau des Kraftwerks Obervellach II leisten die ÖBB einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. Damit Eingriffe in die Natur so schonend wie möglich bleiben, steht der Umweltaspekt bei den ÖBB auf einer Ebene mit der Wirtschaftlichkeit und Sicherheit. Die Umsetzung jedes Bauvorhabens ist ohne Beanspruchung von Naturflächen nicht möglich. Deshalb wurde im Zuge der Bauarbeiten für das Kraftwerk Obervellach II ein rund 2,3 Hektar großes Areal an der Möll als wasserbauliche und ökologische Ersatz- und Ausgleichsmaßnahme umgesetzt.
Lebensräume rekultivieren
ÖBB-Projektleiter Christian Höss: „Die Renaturierung der Möll mit seinen Ausgleichsflächen zeigt, dass ein nachhaltiges Infrastrukturprojekt und der Erhalt der Umwelt im Einklang stehen können. Der Umweltschutz ist den ÖBB eine besondere Herzensangelegenheit. Daher ist es uns ein besonderes Anliegen, schützenswerte Gebiete zu wahren und Lebensräume zu rekultivieren. Wie sich die Natur innerhalb von einem Jahr entwickelt hat ist beeindruckend. Hier wurde ein wichtiger Rückzugsort für Flora und Fauna geschaffen, in dem sich die Natur nunmehr ungestört entfalten kann“.
Vielfältiger Lebensraum entwickelt
Neben der Aufweitung des rechten Möll Ufers, der Uferstrukturierung, der Freilegung eines verlandeten Nebenarms, wurde auch ein mehrere hundert Quadratmeter großes Stillgewässer angelegt sowie ein verwachsener Auwald wieder in seinen ursprünglichen Zustand renaturiert. Genaue Bepflanzungspläne und eine Vielzahl von ökologischen Begleitmaßnahmen sorgten dafür, dass sich bereits ein prächtiges Naturgebiet entwickeln konnte, das wertvollen Lebensraum für Flora und Fauna bietet. Das Flussufer und die angrenzenden Flächen bilden bereits nach einem Jahr einen vielseitigen Naturbereich. Aufgrund der engen Verzahnung verschiedener Lebensräume hat sich ein vielfältiger Lebensraum für gewässerbezogene Tierarten gebildet. So stellen Schotterbänke den Lebensraum für Kiesflächenbrüter, wie den Flussregenpfeifer oder den Flussuferläufer dar. Im Auwaldbereich finden Wild, Kleinsäugetiere wie z. B. Mauswiesel und Spitzmäuse, Amphibien (Grasfrösche, Erdkröten) sowie Vögel (Wasseramsel, Pirol) ein geschütztes Refugium.