„In Zeiten globaler Unsicherheit, wirtschaftlicher Herausforderungen und geopolitischer Spannungen sind grenzüberschreitende Netzwerke wie das NAAN unverzichtbar.“
Netzwerk für die Alpen-Adria-Region tagte in Klagenfurt
Das New-Alpe-Adria-Netzwerk (NAAN) gibt es seit 2007. Es repräsentiert Wirtschaftskammern aus Österreich, Italien, Slowenien und Kroatien. Mit dem Beitritt der Handwerkskammer Kroatien umfasst das Netzwerk inzwischen zehn Kammern aus den vier Mitgliedsstaaten.
NAAN-Vorsitzender und Kärntner Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl sagt: „In Zeiten globaler Unsicherheit, wirtschaftlicher Herausforderungen und geopolitischer Spannungen sind grenzüberschreitende Netzwerke wie das NAAN unverzichtbar, um die Stabilität und wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit in den beteiligten Regionen zu stärken.“ Die beteiligten Kammern repräsentieren fast eine Million Mitgliedsbetriebe in einer Region mit zehn Millionen Einwohnern.
Konferenz in Klagenfurt
Neben Wirtschaftsmissionen und der Förderung grenzüberschreitender Beziehungen von Unternehmen findet ein Mal pro Jahr eine Präsidentenkonferenz statt, um die Weichen für die weitere Zusammenarbeit zu stellen. Diesmal ging die Veranstaltung in Klagenfurt über die Bühne.
Gemeinsame Probleme
In einer anschließenden Pressekonferenz umriss Mandl die gemeinsamen Probleme – „Demografie, Energie, Bürokratie“ – und begrüßte die Kroatische Handwerkskammer als neues Mitglied. Dessen Präsidentin Violeta Jelić ist froh, nunmehr Teil des „großen Netzwerks“ zu sein: „Unsere mehr als 120.000 Mitgliedsbetriebe stehen vor denselben Herausforderungen. Mit vereinten Kräften erreichen wir vielleicht jene, die über die Zukunft der Wirtschaft in unseren Ländern entscheiden.“
Nord-Süd-Verkehr
Die langfristigen Sanierungsarbeiten an den Nord-Süd-Verbindungen, wie der Brenner- und der Tauernautobahn, bereiten mittlerweile allen NAAN-Regionen zunehmend Sorgen. Antonio Paoletti, Präsident der Handelskammer Venezia Giulia und Gorizia sowie Gründungspräsident des NAAN, kündigte eine gemeinsame Initiative an. Im Rahmen dieser Initiative wird die Präsidentenkonferenz auf die zukünftige österreichische Bundesregierung zugehen, um Lösungen zu entwickeln, die die Waren- und Tourismusströme in den Alpen-Adria-Raum und aus diesem heraus möglichst wenig beeinträchtigen.
Energie und Kosten
Mitja Gorenšček, Direktor der Slowenischen Wirtschaftskammer, sprach offen über die derzeit unbefriedigende Entwicklung Europas. Er betonte, dass die EU zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit verliere, wobei die größten Schwächen in der Energieinfrastruktur, den Lohnnebenkosten und dem Steuersystem lägen. Diese Faktoren führten zu einer besorgniserregenden Abwanderung von Unternehmen. „Entscheidungen werden nicht mehr auf regionaler Ebene getroffen – wir müssen unsere Aktivitäten nach Brüssel verlagern!“ Die NAAN reagiert darauf mit einem gemeinsamen Auftritt in der EU-Hauptstadt im kommenden Frühjahr.
Gegen Bürokratie
Im Mittelpunkt der 13. Präsidentenkonferenz stand ein gemeinsames Positionspapier, das im Frühjahr 2025 bei einem Treffen der EU in Brüssel vorgestellt werden soll. Dieses Papier wird die gemeinsame Haltung der NAAN-Mitglieder zu zentralen wirtschaftlichen Themen gegenüber der Europäischen Union widerspiegeln. Präsident Mandl betonte, dass diese Initiative auf die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit abzielt, und erklärte: „Der Abbau von Bürokratie und Berichtspflichten muss im Vordergrund stehen, insbesondere im Hinblick auf neue EU-Vorgaben wie das Lieferkettengesetz und die Renaturierungsregelungen. Diese Gesetze sowie die umfangreichen ESG- und Nachhaltigkeitsberichte schaffen vor allem bei Finanzgeschäften mit Banken unnötige administrative Hürden, ohne dabei einen wirklichen Beitrag zu Nachhaltigkeit oder Umweltschutz zu leisten. Diese Bürokratie bremst die Wettbewerbsfähigkeit enorm.“
Makroregion Alpen-Adria
Das transnationale Netzwerk will die Zusammenarbeit mit Hilfe von EU-Fördermitteln vertiefen, um gemeinsame bilaterale Projekte zu entwickeln. Die NAAN-Partner haben derzeit ein laufendes Interreg-Projekt und zwei weitere sind in Planung: ein Central Europe-Projekt und ein Interreg Südtirol-Österreich-Projekt.
„Unternehmen sind wichtig für den Fortschritt Europas, sie sind und waren schon immer die ersten und die besten Botschafter.“
Darüber hinaus sind alle am EEN-Projekt (Enterprise Europe Network) beteiligt. Diese Projekte stärken das NAAN-Netzwerk und fördern eine intensivere Zusammenarbeit und Vernetzung. „Unternehmen sind wichtig für den Fortschritt Europas, sie sind und waren schon immer die ersten und die besten Botschafter. Mit Hilfe der EU-Förderungen ist es uns gelungen, die Zusammenarbeit zu vertiefen und das wollen und werden wir auch weiterhin tun“, so Mandl. „Mit diesen Fördergeldern entwickeln wir nun gemeinsame bilaterale Projektanträge mit B2B-Maßnahmen, gegenseitigen Wirtschaftsmissionen und einem Ausbau des Informationsnetzwerkes“, so Meinrad Höfferer, Direktor der Wirtschaftskammer Kärnten.
Regionale Prioritäten
Keynote-Speaker Martin Wagner gab mit seinem informativen Vortrag über makroökonomische Aspekte der Region die Richtung für die Diskussionen des Tages vor. Die Führungskräfte tauschten sich über regionale Prioritäten und Herausforderungen aus, wobei der Schwerpunkt auf der Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit bei Wirtschafts- und Handelsinitiativen lag.