Bildung
07.11.2021

Neue Möglichkeiten für das Lernen durch Digitalisierung

Auch die Lehrenden können von digitalen Medien profitieren, wenn sie um die neuen Möglichkeiten wissen und professionelle Vernetzungsangebote kennen.

Sowohl die Kärntner Volkshochschulen als auch das bfi-Kärnten haben die Pandemie genutzt und die Digitalisierung im Unterricht weiterentwickelt. Beate Gfrerer, Geschäftsführerin der Kärntner Volkshochschulen und Gottfried Pototschnig, bfi-Kärnten Geschäftsführer sprechen über Vorteile und Nachteile der Digitalisierung im Unterricht und darüber, wie auch ältere Menschen von der Digitalisierung profitieren können.

Onlineangebot ist fixer Bestandteil

Mit dem ersten Lockdown im März 2020 mussten die Kärntner Volkshochschulen innerhalb kürzester Zeit auf die veränderte Arbeits- und Lebenswelt der Teilnehmer und die gesamtgesellschaftliche Veränderung reagieren und erste Onlinekurse anbieten. Bereits bestehende Kurse wurden von Präsenz auf Online umgestellt, neue Kursangebote entwickelt und rechtliche Rahmen­bedingungen geschaffen. „Wir konnten mit unseren Online-Angeboten neue Teilnehmer erschließen und ermöglichen höchste Flexibilität durch ortsunabhängige Teilnahme an den Kursen. Mittlerweile ist das Online­angebot fixer Bestandteil des VHS ­P­rogramms und unterstützt uns dabei als Bildungsnahversorger wahrgenommen zu werden“, erklärt VHS-Geschäftsführerin Beate Gfrerer.

E-Learning hat besonderen Stellenwert

Auch das bfi-Kärnten hat die Corona-Pandemie genutzt, um das digitale Angebote weiterzuentwickeln und auszubauen. Viele Kurse wurden und werden immer noch im Blended Learning Format abgehalten. Auch Beratungen wurden während des Lockdowns hauptsächlich online mit Video Calls bzw. telefonisch durchgeführt. Kurz gesagt: E-Learning hat durch die Pandemie einen ganz neuen und besonderen Stellenwert erhalten. „Krisen sind nicht nur dazu da, um aus ihnen zu lernen, sondern zwingen uns auch dazu, Dinge aus neuen Blickwinkeln betrachten zu müssen. Daraus kann man dann wieder die positiven Aspekte herausziehen um sich selbst, aber auch viele unternehmerische Abläufe weiterzuentwickeln und zu optimieren“, so der Geschäftsführer des bfi-Kärnten Gottfried Pototschnig.

Barrieren und Ängste abbauen

Mit der Entwicklung und Umsetzung der Angebote ist offensichtlich geworden, dass digitale Kompetenzen die Voraussetzung sind, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können, sowohl beruflich als auch privat. „Ohne diesen Zugang zur digitalen Welt bleiben den Menschen wesentliche Möglichkeiten der Kommunikation und Information verschlossen“, so Gfrerer. Während für einen Teil der Bevölkerung die Nutzung dieser Möglichkeiten Teil des normalen Alltags ist, wirken für viele Menschen Begriffe wie „digital“ oder „online“ abschreckend oder nicht zur eigenen Lebenswelt gehörig. Hier möchten die Kärntner Volkshochschulen mit ihrem Angebot ansetzen. „In unseren Bildungsangeboten werden Barrieren abgebaut, Ängste durch neue Möglichkeiten ersetzt und auf den individuellen Bedürfnissen und Voraussetzungen des einzelnen Menschen aufgebaut. Es werden notwendige digitale Kompetenzen vermittelt, um Dienste in Anspruch nehmen zu können, die den Alltag erleichtern“, erklärt die VHS-Geschäftsführerin. Um vor allem die digitalen Kompetenzen für die Zielgruppe 60+ schnell erhöhen zu können, bietet das Land Kärnten, in Kooperation mit dem Verein fit4Internet und den Kärntner Volkshochschulen das Projekt #webfit an. „Senioren, die bisher keine oder wenig Erfahrung in der digitalen Welt haben, erhalten die Möglichkeit direkt vor Ort in ihrer Gemeinde erste Schritte im Internet, mit Handy und Tablet zu setzen. Professionelle Trainer der VHS beraten und vermitteln in Einsteigerkursen das grundlegende Basiswissen“, so Gfrerer.

„Krisen sind nicht nur dazu da, um aus ihnen zu lernen, sondern zwingen uns auch dazu, Dinge aus neuen Blickwinkeln betrachten zu müssen.“

Gottfried Pototschnig

Selbstbestimmtes Lernen durch Digitalisierung

Mit der e-Berufsreifeprüfung setzen die Kärntner Volkshochschulen seit zwei Jahren, durch eine Kombination aus Online- und Präsenzunterricht, auf selbstbestimmtes Lernen im Bereich der Erwachsenenbildung. Die Inhalte der Fächer, Deutsch, Mathematik, Englisch und dem Fachbereich Gesundheit und Soziales werden in Präsenzeinheiten erarbeitet, wobei alle Lerninhalte auch online abrufbar sind. „Neben der Möglichkeit die Kurse vor Ort zu besuchen, kann alternativ auch an Webinaren teilgenommen werden. In den letzten zwei Jahren haben sich so 268 Teilnehmer flexibel und selbstbestimmt die Basis für eine chancenreiche Karriere verschafft“, führt die VHS-Geschäftsführerin aus. Für die Mitglieder der Arbeiterkammer Kärnten gibt es bereits seit 2019 Bildungsangebote, die auf die digitale Zukunft vorbereiten. „Vom Online Banking bis zu Apps am Smartphone, vom Cyber Mobbing bis zum Amazon-Einkauf, vom Arbeiten mit Windows, Word und Indesign bis zum mobilen Arbeiten in der Cloud. Die Kurse füllen alle erdenklichen digitalen Lücken.“

Klar kommunizierte Netiquette

Neben zahlreichen Vorteilen der fortschreitenden Digitalisierung gibt es aber auch Nachteile in der Online-Lehre. „Durch eLearning ist man zwar orts- und teilweise auch zeitunabhängig, aber durch die räumliche Distanz leiden nicht nur soziale Kontakte, sondern es ist auch schwieriger die Aufmerksamkeit der Kursteilnehmer aufrecht zu erhalten. Hier bedarf es viel Feingespür von Lehrenden, um das Lernziel trotzdem gemeinsam und erfolgreich erreichen zu können“, so Pototschnig. Für die Trainer sei es oft nicht einfach, den Überblick darüber zu behalten, welche Teilnehmer noch aktiv zuhören oder zu erkennen, ob jemand etwas nicht verstanden hat, sich aber vielleicht nicht traut nachzufragen. „Emotionen und Körpersprache sind aufgrund des kleinen Bildausschnitts der Webcam nur schwer einschätzbar. Die Trainer können nicht genauso agieren, wie in den Präsenzeinheiten. Es ist also eine vermehrte Interaktion zwischen Trainer und Teilnehmer erforderlich, um das Lernziel erfolgreich zu erreichen“, so Pototschnig. Besonders wichtig bei eLearning ist deshalb auch, eine klar kommunizierte Netiquette – also klare Rahmenbedingungen und Regeln, wie der Ablauf der Lehr- und Lerneinheit sein soll.

Innovative Kurse

Auch das Innovation Service Center am bfi-Kärnten arbeitet stetig an der Entwicklung von Digitalisierungsprojekten, um die verschiedenen Zugänge im Lernprozess optimal zu unterstützen. „So wurde das Lernmanagementsystem moodle benutzerfreundlicher und individualisierter eingerichtet und mit Individualisierungen, wie zum Beispiel Balken über den eigenen Lernfortschritt ergänzt. Auch Gameification-Elemente werden eingesetzt, um bestimmte Lerninhalte spielerisch zu vermitteln“, verrät der bfi-Geschäftsführer. Im Bereich Virtual Reality wurde ein innovativer Kurs umgesetzt, bei dem Präsentationstechniken in virtueller Umgebung trainiert wurden. „Die Teilnehmer haben hier während ihrer eigenen Präsentation ein virtuelles Plenum vor sich. Das Programm ist an ein Analysetool gekoppelt, das nach der Präsentation Füllwörter auswertet und Feedback darüber gibt, ob man alle im Plenum in den Vortrag integriert bzw. angesehen hat und zeigt so, wo es noch Verbesserungspotenzial gibt.“ Ältere bfi-Trainer, die mit der fortschreitenden Digitalisierung bisher nur wenig Kontakt hatten, werden bestmöglich unterstützt. „Etwaige Hemmschwellen wurden mit intensiven Schulungsmaßnahmen und Einzelcoachings überwunden, die Abwechslung zwischen Präsenz- und Onlinephasen brachte die notwendige Sicherheit, die Lerninhalte auch im Blended Learning Format erfolgreich zu vermitteln“, ist Pototschnig stolz.

Fotocredit: Gerhard Maurer, bfi-Kärnten: Florian Gunzer, unsplash

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