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Wirtschaft
27.11.2020

Neue Wir-Kultur – analog und digital

Die Digitalisierung birgt große Chancen für den ländlichen Raum. Die Kärntner Gemeinden nutzen sie und investieren in die Verbesserung der Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger.

Elektronikbasierte Systeme sind gerade dabei, die Arbeits- und Lebenswelt nachhaltig zur ver­ändern. Denn für viele Arbeiten ist die ­physische Anwesenheit an einem bestimmten Ort nicht mehr oder nicht immer notwendig. Das bedeutet weniger Berufsverkehr und ist ein zusätzlicher Anreiz für die ­Menschen, sich in Landgemeinden niederzulassen.

Der Lockdown hat die Digitalisierung massiv vorangebracht, jedoch eine Wirtschaftskrise ausgelöst. Diese sieht der österreichische Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl aber auch als Chance für Veränderung. „Innerhalb kurzer Zeit fand durch den Lockdown ein Sinneswandel statt. Es ist heute kein Widerspruch mehr, in der Stadt zu arbeiten und am Land zu leben“, sagte er anlässlich der Kommunalen Sommerge­spräche 2020 im August dieses Jahres in Bad Aussee. Und genau das birgt laut Riedl in Verbindungen mit einem Digitalisierungsschub viele Möglichkeiten für den länd­lichen Raum. Dafür werden, so der Gemeindebundpräsident, als Infrastruktur ein flächendeckendes Glasfasernetz und 5G-Anbindungen notwendig sein.

Investitionen in den Lebensraum

Die Kärntner Gemeinden haben die Chancen, die sich durch die neuen Entwicklungen ergeben, erkannt. Sie investieren in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen und hochwertigen Wohnraum sowie vielfältige Sport- und Kulturangebote, die wichtig für eine hohe Lebensqualität sind. Das Freizeitangebot wird nicht nur im Hinblick auf den Tourismus, sondern auch auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger hin ausgebaut. Diese analogen Kriterien spielen bei der Entscheidung, sich in einer Gemeinde niederzulassen, eine große Rolle. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister planen nachhaltig, beziehen zum Teil die Bevölkerung in die Entscheidungsprozesse ein und machen ihre Gemeinden fit für die Zukunft.  In einigen Kärntner Gemeinden fand in den vergangenen Monaten eine Staffelübergabe statt. Bürgermeister, die ihre Kommune über Jahre und Jahrzehnte hinweg geprägt haben, legten die Verantwortung nun in jüngere Hände. Die Nachfolgerinnen und Nachfolger können auf einer soliden Basis aufbauen und bringen ihre eigenen Ideen zur Weiterentwicklung des Lebensraums Kärnten ein.

Zukunftsforscher Daniel Dettling glaubt, dass die Welt kollektiver wird, dass es mehr regionale und lokale Wertschöpfung geben werde und dass eine neue Wir-Kultur entstehen werde. In seinem Referat bei den Kommunalen Sommergesprächen 2020 bezeichnete er drei „Re“ als entscheidend: Regionalisierung, Remote und Resilienz. Diese Schlagwörter beinhalten, so Dettling, dass neue Wohnformen, gemeinsames Arbeiten, auch aus der Entfernung, Co-Mobilität sowie Fürsorge und Vorsorge in den Zukunftskommunen wichtiger werden. Dafür brauche es Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, erklärte der Zukunftsforscher.

Kärnten als Innovationsleader

Kärnten hat in Sachen Digitalisierung gute Karten. Das Bundesland gilt als Innovationsleader und ist beim Thema Digitalisierung breit aufgestellt. Dazu zählen Universitäts­institute, die Fachhochschule Kärnten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, internationale Unternehmen und kleine innovative Unternehmen, so genannte „Hidden Champions“, in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie sowie elektronikbasierter Systeme aller Art. Villach ist neben Graz und Linz einer der drei Standorte von Silicon Austria Labs (SAL), einer Forschungsstätte von Welt­niveau für elektronikbasierte Systeme mit Schwerpunkt Sensorik.
Silicon Alps wiederrum ist ein Netzwerk von einschlägigen Unternehmen, Organisationen, Forschungsinstituten und Bildungseinrichtungen. Kooperationen zwischen Forschung und Industrie sowie Unterstützung für Gründerinnen und Gründer treiben die Entwicklung voran.

Experten fordern eine umfassende digitale Bildung der Kinder und Jugend­lichen. In vielen Bereichen geschieht dies bereits. Ein Beispiel ist die HTL Wolfsberg. Dort wird dieses Thema nicht nur theoretisch unterrichtet, sondern es wurde dafür ein „Smart Production Lab“ eingerichtet.
In dieser digitalen Fabrik mit neuen Technologien können die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen in die Praxis umsetzen. Darüber hinaus wird das Konzept des Smart ­Learnings räumlich in einem „Digitalisierungsraum“ mit dem Entwickeln und Testen neuer Hard- und Software im Bereich der „Digitalisierung/Industrie 4.0“ umgesetzt. Weltweit ist die Zahl der Internetnutzer auf rund 4,5 Milliarden gestiegen. Das geht aus der Studie „Digital 2020“ hervor, die Digital-Agentur „We Are Social“ und welche die Social-Media-Management-Plattform Hootsuite in Auftrag gegeben haben. Damit ist erstmals mehr als die Hälfte der Welt­bevölkerung im Netz, Tendenz weiter ­steigend. Und auch die Anwendungsmöglichkeiten nehmen rasant zu.

Smart Home und Smart City

Dezentrale Datenbanken, wie Blockchain, die aus einer Reihe von Datensätzen be­stehen, eignen sich auch für verschiedene Anwendungen des öffentlichen Lebens, wie Wahlen/Abstimmungen, öffentliche Register – zum Beispiel Melderegister oder Grundbuch – für Geburtsurkunden, Meldebestätigung oder Heiratsurkunden. Internet of Things (IoT) sind vielen im Zusammenhang mit dem Begriff „Smart Home“ ein Begriff. Die intelligente Vernetzung von Geräten wie Heizungsthermostaten, Haushaltsgeräten, Beleuchtungs- und Beschattungssystemen, Tür- und Fenster­sensoren ermöglicht die Steuerung seines Heims mittels Handys. „Smart Citys“ wären dann die Koppelung von Sensoren zur
Steuerung von Ampeln, Fahrzeugen, Gebäuden und der Energieversorgung. Die Voraussetzungen für die digitale Vernetzung sind Breitband-Technologien. Dazu gehören unter anderem Glasfasernetze, die in Kärnten schrittweise ausgebaut werden. So hat Spittal/Drau als erste Kärntner Gemeinde einen Vertrag mit Kelag-Connect zum großflächigen Ausbau des Netzes geschlossen. Weitere Projekte liegen in der Pipeline.

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