Die Berufsgruppe der Forstdienstleister in der WKO hat 2016 den neuen Lehrberuf ForsttechnikerIn initiiert. – Foto: Pixabay/pichler61
Bildung
11.05.2021

Neuer Lehrberuf Forsttechniker war ein Meilenstein

Peter Konrad, Bundesvorsitzender der Forstunternehmer, über die große Herausforderung der Branche, über einen Lehrberuf mit tollen Chancen und über den genialen Rohstoff Holz.

advantage: Mit welchen Herausforderungen sieht sich die Branche derzeit konfrontiert und welche Lösungsansätze gibt es?

Peter Konrad: Die größte Herausforderung besteht – wie in so vielen anderen Branchen auch – darin, Facharbeiter zu bekommen – speziell bei den Seilkrananlagen. Der Anteil an Saisoniers aus Drittstaaten sowie Mitarbeitern aus EU-Staaten ist hoch. Bei Ausbruch der Covid-19-Pandemie waren Arbeitsabläufe oft unterbrochen, weil ausländische Mitarbeiter in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind und nach Abschwächung der Pandemie nur erschwert wieder einreisen konnten.

Das Um und Auf, um gut ausgebildete Kräfte zu bekommen, ist eine vernünftige Entlohnung für diese gefährliche und schwere Arbeit. Standard ist heute auch der Einsatz modernster Geräte, welche eine Arbeitserleichterung bringen und das Unfall-Risiko senken. Daran arbeiten wir laufend.

Stichwort Fachkräfte: Wie sieht es mit dem Nachwuchs in der Forst-Branche aus?

Hier sind wir in die Offensive gegangen und die Berufsgruppe der Forstdienstleister in der WKO hat 2016 den neuen Lehrberuf ForsttechnikerIn initiiert. Es werden junge Leute ausgebildet, die mit modernsten Erntesystemen eine sichere, pflegliche und nachhaltige Waldbewirtschaftung erlernen. Mit dieser Ausbildung sind wir Vorreiter im DACH-Raum, europaweit gibt es sie nur noch in Skandinavien. Bei den Ausbildungsinhalten und der Umsetzung haben wir bereits nachgeschärft, die Akzeptanz des neuen Lehrberufs ist sehr gut. Es gibt bereits um die 20 Lehrlinge, die den Abschluss in der Tasche haben.

Wir haben hier ein Luxusproblem: Es gibt mehr Lehrlinge als Ausbildungsbetriebe. Unsere Aufgabe als Interessenvertretung der WKO ist es, noch mehr Ausbildungsbetriebe zu motivieren und zu fördern. Die Lehrlingsentschädigung für die Auszubildenden ist im Vergleich zu anderen Branchen sehr hoch angesiedelt. Durch die Vielfältigkeit und hohe Technisierung des Berufsbildes verbleiben auch 80 Prozent der Auszubildenden in diesem Beruf.

Das Hauptklientel für den Lehrberuf findet sich in den Landwirtschaftlichen Fachschulen, denn den Abgängern wird durch ihre Vorbildung ein Jahr Lehrzeit angerechnet.

Wie entwickelt sich der Holzpreis? Kann man als „kleiner“ Waldbesitzer in Österreich etwas verdienen?

Die Holzpreise haben sich Gott sei Dank nach einer langen Durststrecke für die Waldbesitzer deutlich verbessert bzw. stabilisiert. Vor ca. einem Jahr gab es frei Waldstraße rund 70 Euro per Festmeter Fichte Sägerundholz, jetzt sind es wieder 90 bis 95 Euro für die Waldbesitzer. Die Urproduzenten verdienen endlich wieder etwas. Nach jahrelangen aufeinanderfolgenden Kalamitäten (Eisbruch, Windwurf, Borkenkäfer) sehen Waldbesitzer heute wieder einen kleinen Lichtblick.

Bei regelmäßiger Waldpflege erreicht man Stabilität in den Beständen. Denn Sinn und Zweck einer Durchforstung ist es, den verbleibenden Bestand in Zuwachs-Leistung, Ertrag und Qualität zu erhöhen. Wer regelmäßig in den Wald geht, hat immer Geld. Es lohnt sich also immer! Der Rohstoff Holz in seiner Genialität, der vor unserer Haustüre wächst, wird für unsere zukünftigen Herausforderungen in Bezug auf den Klimawandel noch viel stärker in den Fokus rücken.

Peter Konrad

"Mit der Ausbildung ForsttechnikerIn sind wir Vorreiter im DACH-Raum, europaweit gibt es sie nur noch in Skandinavien."

Sie sagten einmal in einem Interview: „Wir alle müssen dem Rohstoff Holz wieder mehr Wert geben.“ Wie meinten Sie das?

Ich kann mich gut an diesen Satz erinnern. Es ging darum: In den letzten sieben Jahren hat die weiterverarbeitende Industrie sehr gut verdient, der Urproduzent geriet aufgrund der Schadholz-Situation zunehmend unter Druck. Es muss entlang einer optimalen Wertschöpfungskette auch für den Waldbesitzer ein bestmöglicher Holzerlös übrig bleiben. Die höchste Wertschöpfung erzielen wir in der ganzen Kette, wenn wir den Rohstoff Holz im eigenen Land weiterverarbeiten und einsetzen. Dazu gehört auch, dass die schlechten und minderwertigen Produkte des Holzanfalles für die Biomasse und in der Zukunft auch für die Bioholzdiesel-Produktion genutzt und eingesetzt werden. Wir haben den tollsten Rohstoff direkt vor der Haustüre!

Wie beurteilen Sie die Bestrebungen der Politik? Gibt sie dem Rohstoff inzwischen mehr Wert?

Das Maßnahmen-Programm des Bundes, der Waldfonds, ist ein sehr gutes. Es beinhaltet auch viele Hilfsmaßnahmen, damit wir in Zukunft einen klimafitten Wald vorfinden können. Man versucht, gute Rahmenbedingungen für Waldbesitzer wie Endverbraucher zu schaffen. Auch zum Holzbau bekennt man sich im öffentlichen Bereich immer mehr. In der Steiermark etwa sind 30 Prozent der öffentlichen Wohnbauten aus Holz – das ist toll! Andere Bundesländer haben da noch etwas aufzuholen.

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Forstwirtschaft aus?

Die Forstwirtschaft kommt besser durch die Krise als andere Branchen. Denn es gibt keinen genialeren Rohstoff als Holz und das wird immer mehr erkannt. Holz ist klimaneutral und wenn der Wald nachhaltig bewirtschaftet wird, gibt es Jahr für Jahr höhere Zuwächse. Nachhaltige Waldwirtschaft wird in Österreich seit Jahrzehnten betrieben. Mit allen Katastrophen – Borkenkäfer, Klimawandel, Pandemie – finden wir im Großen und Ganzen immer noch gesunde Wälder vor.

Wie sehen Sie die Zukunft der Forstbranche?

Das ist jetzt eine Momentaufnahme, weil Waldbewirtschaftung ja auf Generationen ausgelegt ist: Ich sehe die Zukunft absolut positiv! Denn Holz hat so viele Vorteile, um auch in Zukunft zu existieren und dabei zu unterstützen, eine nachhaltige und ökologische Lebensweise an den Tag zu legen. Holz boomt momentan. Wir müssen den Anwendern und Verbrauchern noch mehr die Genialität dieses nachwachsenden Rohstoffes vermitteln. Dann habe ich keine Angst um die Branche und um unseren Wald.

Der Österreichische Forstunternehmerverband

Den ÖFUV gibt es seit dem Jahr 2010, er versteht sich als Bindeglied zwischen Waldbesitzer und verarbeitender Industrie. Derzeit gibt es 50 Mitgliedsbetriebe, die zusammen ca. 1,5 Millionen Festmeter Holz bereitstellen.

Leistungen für Waldbesitzer:

  • Beratung bei langfristiger Planung und kurzfristigen Maßnahmen der Waldbewirtschaftung
  • Kontakt zu Experten in der Forsttechnik
  • Einsatz für das Erzielen fairer Preise durch gute Kontakte des Verbandes mit dem Holzhandel und der Holzindustrie

Leistungen für Mitgliedsbetriebe:

  • Informationsaustausch
  • Kooperationsmöglichkeiten
  • günstige Transport-Möglichkeiten und attraktive Konditionen bei Versicherungen
  • verbesserter Betriebsmittel-Einkauf
  • rechtliche und fachliche Unterstützung
Zur Person

Peter Konrad ist Bundesvorsitzender der Forstunternehmer im Fachverband der gewerblichen Dienstleister in der Wirtschaftskammer Österreich und Präsident des Österreichischen Forstunternehmerverbandes. Er wurde in Ligist (Steiermark) geboren und ist seit 1982 selbständiger Forstunternehmer.

Die Berufsgruppe der Forstdienstleister in der WKO hat 2016 den neuen Lehrberuf ForsttechnikerIn initiiert. – Foto: Pixabay/pichler61
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