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Wirtschaft
17.12.2020

No show: „Ein Jahr ohne Umsatz überlebt das finanzkräftigste Unternehmen nicht“

Derzeit ist die Planung von Veranstaltungen kaum möglich. Die WK Kärnten installiert nun einen Beirat für die Veranstaltungswirtschaft und will für die dringend notwendigen Rahmenbedingungen kämpfen und ein Zukunftsszenario für die Unternehmer schaffen. (Anzeige)

Die Eventbranche und die in der Wertschöpfungskette angeschlossenen Firmen sind von den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in besonderem Ausmaß betroffen. „Monate ohne Umsatz ruinieren selbst die stärkste Firma“, weiß Jürgen Mandl, Präsident der Wirtschaftskammer Kärnten, und merkt die zunehmende Verzweiflung bei den Betrieben. „Veranstaltungen sind Teil unserer Identität. Die Unternehmen bringen uns mit den Events in andere Welten, sorgen für unvergessliche Momente oder ermög­lichen uns umfassende Weiterbildung. Seit Beginn der Corona-Krise ist dieser Teil ­unseres Lebens zum Erliegen gekommen. Das ist für den Einzelnen schade, aber für die Organisatoren eine Katastrophe“, fasst Mandl zusammen.

Deshalb hat die Wirtschaftskammer Kärnten einen eigenen Beirat ins Leben gerufen, um den ansässigen Betrieben mehr Planungssicherheit zu geben. Geleitet wird dieser Beirat von Markus Polka, Marketingchef der Wirtschaftskammer: „Diese Arbeitsgruppe ist ein einzigartiger Schulterschluss der gesamten Branche. Wir möchten begreifbar machen, dass professionell durchgeführte Veranstaltungen nicht böse sind. Wir wollen auch aufzeigen, wie coronagerechte Veranstaltungen umgesetzt werden können.“ Mit ins Boot hat er sich Hannes Dopler von der Firma Rotfuchs als Sprecher der Arbeitsgruppe und Vertreter aus den Branchen Eventtechnik, Eventagentur, Catering, Infrastruktur, Konzertveranstalter, Dekoration, Location, Feuerwerkstechnik, Clubkonzerte und Hochzeitsplanung geholt. „Leider sind die von der Regierung gesetzten Maßnahmen bei uns nicht wirklich angekommen. Kurzarbeit zum Beispiel hilft nur, wenn man auch Aufträge hat. Bei uns sind die Terminbücher allerdings leer. Auch die Mehrwertsteuersenkung hat in der B2B-Branche keinen Effekt. Wenn ein Arbeitsverbot zum Wohle aller von der Regierung verhängt wird, muss man auch unser Überleben sichern“, bringt es Dopler auf den Punkt.

Er sieht die Veranstaltungswirtschaft als Bauern­opfer der Corona-Krise. Polka und Mandl stimmen dem Rotfuchs-Chef zu und haben ein klares Ziel: „Wir wollen das Überleben der Kärntner Eventbranche sichern.“ Dopler ist über die Unterstützung dankbar: „Durch die Krise haben wir gelernt, wie immens wichtig eine Branchenvertretung in der Wirtschaftskammer ist. Jetzt ist es aber Zeit, dass wir für die Gesellschaft und für uns Unternehmer das Eventleben wieder in Gang bringen.“

Wie relevant der Eventbereich ist, sieht man anhand einer IHS-Studie. 2015 betrug die Wertschöpfung in dieser Branche österreichweit 8,9 Milliarden Euro, 6.000 Unternehmen sorgten für 144.000 Arbeitsplätze und 3,4 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben wurden generiert. Vier Jahre später – also 2019 – haben sich diese Zahlen nahezu verdoppelt: 14 Milliarden Euro an Wertschöpfung, 10.000 Unternehmen, 250.000 Arbeitsplätze und fünf Milliarden Euro ­Steuern und Abgaben.

Wichtig für den kürzlich gegründeten Beirat ist, den Veranstaltungsinitiatoren die Furcht vor Events zu nehmen: „Unsere Betriebe sind Profis und haben sich selbstverständlich auch mit den Covid-Richtlinien auseinandergesetzt und zahlreiche Schulungen absolviert“, so Polka weiter. Essentiell ist jetzt schnelle finanzielle Absicherung. Bei der außerordentlichen Wirtschaftshilfe müsse dringend konkreter definiert werden, dass alle Unternehmen der Veranstaltungswirtschaft dafür bezugsberechtigt sind. Außerdem wäre ein Ausfallshaftungsfonds für die Eventbranche dringend notwendig.

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