Öffnung: Buchungen und Reservierungen ziehen an
Über die Stimmungslage in jenen Branchen, die in einer Woche öffnen dürfen, sprachen heute drei Vertreter der Wirtschaftskammer (WK) Kärnten – Stefan Sternad (Fachgruppen-Obmann Gastronomie), Sigismund E. Moerisch (Fachgruppen-Obmann Hotellerie) und Andy Wankmüller (Fachgruppen-Obmann der Freizeit- und Sportbetriebe). In allen Bereichen sei die Freude groß, doch es gibt natürlich auch noch Kritikpunkte.
Gemischte Stimmung
Die Reservierungslage sei vor allem in Restaurants sehr gut, so Sternad: "In Kaffeehäusern sieht es ganz anders aus." Auch Moerisch spricht davon, dass die See-Regionen weitaus mehr Nachfrage verzeichnen. "Bei anderen Regionen wird die Saison erst später starten." Der Großteil der Betriebe berichtet über Zurückhaltung für Buchungen bis Ende Juni, aber große Nachfrage für Juli und August. Wankmüller ist für 35 Branchen zuständig. "Die Stimmung ist sehr gemischt. Die Branchen mit touristischem Schwerpunkt wie etwa Ausflugsziele oder Campingplätze sind positiv gestimmt. Mit Bauchweh öffnen etwa Fitnessstudios oder Tanzschulen." Die dürfen, so Wankmüller, "vielleicht nur zum Lüften öffnen". Denn die 20-Quadratmeter-Regel macht vielen zu schaffen. "Die Regelungen sind sehr hart", hofft er darauf, auf "zehn Quadratmeter pro Kunde herunterzukommen".
Die Kritikpunkte
Auch für Sternad sind nicht alle mit der Öffnung verbundenen Regelungen optimal. Eine Herausforderung sei der Zwei-Meter-Abstand. Für Diskussionen sorgt auch, dass zwischen "indoor" und "outdoor" in der Gastronomie quasi nicht differenziert wird. Kopfzerbrechen bereiten vielen die Events, auch kleinere. "Der 1. Juli ist zwar das Ziel, zum Beispiel für Hochzeiten. Aber wir brauchen konkrete Fakten. Es wird nämlich jetzt gebucht oder abgesagt, momentan wird eher abgesagt", so Sternad. Auch das Nachtgeschäft habe noch immer keine Perspektiven, hofft er auf eine Öffnungszeit in der Gastronomie bis mindestens 1 Uhr ab 1. Juli.
Hoffen auf den deutschen Gast
Moerischs Kopfzerbrechen sind die Quarantäne-Beschränkungen, die immer noch gelten – vor allem in Hinblick auf die deutschen Gäste, von denen es schon viele Buchungen gibt. "Ob sie auch anreisen können, ist die andere Frage", hofft Moerisch auf bilaterale Abkommen, dass die "3G-Regel" (getestet, genesen, geimpft) gilt. Weiterhin problematisch ist die Situation, was die Mitarbeiter betrifft. Viele hätten die Branche gewechselt. Und, so Moerisch: "Die Selbsttests unter Aufsicht sind gut gemeint, aber völlig ungeeignet für die Beherbergungsbranche. Wir haben weder die Kapazitäten noch die Möglichkeiten, um solche Tests zu beaufsichtigen. Was wir brauchen, ist ein Ausbau der öffentlichen Teststraßen – und diese müssen auch für ausländische Gäste kostenlos zugänglich sein."
4.000 Mitarbeiter bereits geimpft
Man hofft jedenfalls, dass die Gäste mitspielen und geforderte Unterlagen (z. B. Test-Nachweis) mitbringen. Sternad hofft, dass die Vor-Ort-Tests für die Gastronomie bis Mittwoch eintreffen: "Es könnte sehr knapp werden." Die Wirtschaftskammer hätte ihre Aufgaben jedenfalls erledigt. Für Mitglieder gibt es Präventionskonzepte, die man downloaden kann. Über www.kaernten.at/registrierung steht die digitale Gästeregistrierung als App zur Verfügung. Und in Kärnten wurden die Mitarbeiter im Tourismus bei der Impfung vorgereiht, was das Trio sehr begrüßt. Knapp 4.000 Mitarbeiter wurden in nur einer Woche bereits geimpft.
Forderung: Senkung der Mehrwertsteuer
Alle drei WK-Vertreter hoffen, dass die Regelungen, die ab nächster Woche gelten, schnell auch evaluiert werden. Und man fordert weitere Lockerungen – so schnell wie möglich. Wankmüller: "Wir werden auch noch weiterhin branchenspezifische Unterstützungsmaßnahmen brauchen. Für unsere Branche fordere ich die Senkung der Mehrwertsteuer auf fünf Prozent – wie bei Gastronomie und Hotellerie –, was uns beim Start unterstützen würde."
