Österreichweite Studie: So gelingt der Start ins Lehramt
Gerade angesichts des akuten Lehrkräftemangels und einer steigenden Zahl an frühen Berufsausstiegen rückt die Frage nach einem erfolgreichen Berufseinstieg zunehmend in den Fokus von Politik und Bildungspraxis. Eine aktuelle, österreichweite Studie aller 14 Pädagogischen Hochschulen, geleitet durch Dr. Matthias Huber (Pädagogische Hochschule Kärnten), liefert nun differenzierte Einblicke in die Bedingungen und Erfahrungen von Berufseinsteiger:innen – mit überraschenden Ergebnissen und klaren bildungspolitischen Implikationen. „Die Studie zeigt deutlich: Besonders sozial-emotionale Kompetenzen sind in der Lehramtsausbildung und im Schulalltag wichtig. Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen an österreichischen Schulen sollte diese gegenüber fachlichen und fachdidaktischen Kompetenzen stärker gefördert werden,“ kommentiert Huber einen Teil der Ergebnisse.
Forschungsprojekt von nationaler Bedeutung
Das Projekt „Forschungsnetzwerk Berufseinstieg“ (FONEB) läuft von 2023 bis 2028 und erhebt jährlich Daten zum Einstieg ins Lehramt. Grundlage der nun präsentierten Ergebnisse ist eine umfassende Fragebogenstudie, die drei Monate nach dem Berufsantritt durchgeführt wurde. Erfasst wurden sowohl reguläre als auch alternative Einstiegspfade – darunter Quereinstieg oder Sonderverträge – sowie Kompetenzen, Persönlichkeitsmerkmale, emotionale Belastungen und die Qualität der Begleitung in den ersten Monaten.
Zentrale Erkenntnisse im Überblick
- Selbstbewusster Start: Alle Gruppen berichten von hohem Kompetenz- und Selbstwirksamkeitserleben – besonders ausgeprägt bei Quereinsteiger:innen und Lehrkräften mit Sonderverträgen.
- Fachfremd unterrichten als Normalität: 39 % aller Befragten unterrichten außerhalb ihrer Qualifikation; bei nicht-regulären Einsteiger:innen ist der Anteil noch höher.
- Emotionale Belastung spürbar: 20 % fühlen sich arbeitsüberfordert, 19 % berichten von emotionaler Erschöpfung – häufig durch zusätzliche Aufgaben.
- Mentoring ja, Hospitation nein: Begleitung wird meist positiv bewertet, doch gesetzlich vorgesehene Hospitationen finden selten statt.
- Feedbacklücke: Schulleitungen unterstützen, geben jedoch selten unterrichtsbezogenes Feedback, obwohl sie am Ende über die Eignung entscheiden.
Handlungsempfehlungen der Studie
Die Forscher:innen leiten aus den Ergebnissen klaren Handlungsbedarf ab – sowohl in der Lehrer:innenausbildung als auch in der Ausgestaltung der Induktionsphase:
- Bessere Abstimmung zwischen Ausbildung und Berufseinsatz
- Verbindliche Hospitationen und systematisches Feedback
- Reduktion fachfremden Unterrichts und beruflicher Überlastung
- Stärkung emotionaler Kompetenzen im Studium
- Passgenaue Unterstützungsangebote je nach Einstiegsweg
- Ausbau gezielter Fortbildungen für Schulleitungen
- Bildungswissenschaftliche Qualifizierung nicht-regulärer Einsteiger:innen
Wissenswert
Das Projekt wird vom Forschungsnetzwerk Berufseinstieg (FONEB) durchgeführt und wissenschaftlich begleitet. Eine kostenfreie E-Book-Version mit den vollständigen Ergebnissen ist verfügbar unter: https://www.beltz.de/fachmedien/erziehungswissenschaft/produkte/details/55417-berufseinstieg-lehramt.html