Die Österreichische Milchwirtschaft baut ihre Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie weiter aus. – Foto: Pixabay/manolofranco
Wirtschaft
25.03.2021

Österreichische Milchwirtschaft baut Nachhaltigkeitsstrategie weiter aus

Rückblick und Ausblick: Natürlich trifft die Corona-Krise auch die Milchwirtschaft durch den Ausfall von Tourismus und Gastronomie. Trotzdem konnten 2020 die Umsätze der Milchverarbeiter gesteigert werden.

Die Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) wagte heute einen Rückblick auf das auch für die Milchwirtschaft durchwachsene Jahr 2020. "Gerade in der milchreichsten Zeit kam es zum ersten Lockdown", so Präsident und Kärntnermilch-Geschäftsführer Helmut Petschar. Der Ausfall von Gastronomie und Tourismus machte (und macht) sich natürlich auch in der Milchbranche bemerkbar, verstärkt im Westen Österreichs, der besonders vom Tourismus abhängig ist. Man musste reagieren, in der Produktion Umstellungen vornehmen. Durch kurzfristige Nachfrage-Verschiebungen hin zum Lebensmittel-Einzelhandel waren mitunter auch höhere Mengen zu liefern.

2020 begann mit Demonstrationen

Rund um den Aschermittwoch 2020 kam es zu Demonstrationen der Landwirte vor Handelsketten. Sie zeigten offen ihren Unmut, weil Preisanpassungen nur zögerlich akzeptiert wurden. Schließlich lenkte der Lebensmittelhandel aber ein. Das Thema ist aber nicht abgehakt. Es gehe um eine dauerhafte Lösung, so Petschar: "Dies betrifft nicht nur aktuelle Preissetzungen, die auch höhere Standards berücksichtigen müssen, sondern auch die Strategie der Handelsketten, wenn systematisch Herstellermarken gegen ihre Eigenmarken ersetzt und damit die Wertschöpfung weiter verschoben wird. Auch seitens der Politik wird diesem Thema mehr Beachtung gewidmet, wenn z. B. mit einer neuen Transparenz-Richtlinie oder einer Gesetzgebung gegen unlautere Handelspraktiken neue Normen gesetzt werden."

Beste Klimaschutz-Werte

Die Milchbranche verfolgt eine Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie, die 2020 weiter ausgebaut werden konnte. Einige Punkte: Der Bio-Anteil stieg, Tierwohl-Standards und Gentechnik-Freiheit wurden verstärkt, Fütterungsauflagen für Kühe und Kälber sind strenger… Man setzte auf viele weitere Nachhaltigkeitsthemen und so erreicht die Milch aus Österreich EU-weit die besten Klimaschutz-Werte. Petschar: "Umso wichtiger ist, dass dieser Mehrwert durch eine Herkunftskennzeichnung auch entsprechend sichtbar und honoriert wird, ein verkürzter Vergleich zu internationaler Standard-Ware ist hier nicht gerechtfertigt."

Helmut Petschar

"Die Corona-Krise hat natürlich auch die Milchbranche getroffen, vor allem im Westen Österreichs, der sehr abhängig vom Tourismus ist."

Stabilisierung der Erzeugerpreise

Nun zu den Zahlen: Die Gesamtmilchanlieferung blieb 2020 stabil (3,38 Millionen Tonnen), im Frühling mussten Mengensteuerungsmaßnahmen getroffen werden. Der Anteil von Bio- und Heumilch wurde weiter erhöht. Österreich weist den höchsten Bio-Anteil in der EU auf: 19,1 Prozent oder 600.000 Tonnen.

Petschar: "Die Großhandelspreise zeigten für Milchprodukte eine unterschiedliche Entwicklung. Neben den Irritationen infolge der Corona-Krise zeigten Butter und Käse rückläufige Tendenzen, während Magermilchpulver zulegte. EU-weit waren die Erzeugerpreise leicht rückläufig."

In Österreich legten letztere ab dem Sommer 2020 zu. Der durchschnittliche Auszahlungswert betrug 2020 für Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen 42,65 Cent (inklusive USt.) – 2019 waren es 41,82 Cent. Für gentechnikfreie Qualitätsmilch gab es im Schnitt 34,26 Cent, 2019 waren es 33,66 Cent (für Milch mit 4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß, ohne USt.). Doch Kostensteigerung standen bei den Landwirten an der Tagesordnung.

Keine Ausgleichsmaßnahmen

Die Umsätze der Milchverarbeiter stiegen 2020 um ca. 3,2 Prozent auf 2,95 Milliarden Euro – und das trotz Einbrüchen im Tourismus. Denn der Lebensmittel-Einzelhandel (im In- und Ausland) verlangte nach mehr Lieferungen. Für die Verluste bei den Deckungsbeiträgen durch die Einbrüche in Gastronomie und Tourismus gibt es nach wie vor keine Ausgleichsmaßnahmen, kritisiert Petschar. Er fordert geeignete Unterstützungsmaßnahmen. Zur Ertragslage der Molkereien gibt es zu bemerken, dass diese nach wie vor sehr knapp ist. Schließlich ließen Schutzmaßnahmen und organisatorische Maßnahmen wegen Corona die Kosten steigen.

Weniger Milchbauern

Auch die Zahl der Milchbauern nahm ab – um 3,8 Prozent von 25.600 auf 24.650. Trotzdem gibt es gleich viele Milchkühe – 525.000. Es kommen also auf einen Bauern 21,3 Kühe, was international gesehen sehr wenig ist. Im Schnitt lieferte jeder Landwirt mehr Milch ab (137,3 statt vorher 131,9 Tonnen). Und das durchschnittlich ausgezahlte Milchgeld je Landwirt lag mit 58.570 Euro 6,2 Prozent über dem Vorjahreswert.

Positiver Außenhandelssaldo

Einen neuen Höchstwert gibt es laut Statistik Austria für die Milchexporte 2020 zu vermelden: 1,312 Milliarden (plus 4,5 %). Der Zuwachs bei den Importen viel geringer aus: 836,3 Millionen (plus 1,2 %). Wichtigstes Außenhandelsprodukte war die Kategorie Käse. Das wichtigste Exportland ist Deutschland mit 50,4 Prozent, gefolgt von Italien, China, den Niederlanden, Griechenland und Slowenien. Beim Import führt Deutschland auch (56 Prozent), dann folgen Italien, die Niederlande, Frankreich und Griechenland.

Ausblick 2021

Die Corona-Pandemie prägt den Milchmarkt weiterhin. Ausschlaggebend sei, wie es mit Tourismus und Gastronomie weitergeht. Der Ausfall der Wintersaison wirkt sich aktuell negativ auf die Preisentwicklung aus. Petschar: "Für die österreichische Milchwirtschaft bleibt neben den globalen Einflüssen vor allem die weitere Entwicklung in Österreich maßgebend, inwieweit es gelingt, die Qualitätsstrategie erfolgreich umzusetzen, ob eine faire Abgeltung der erhöhten Aufwendungen und damit die künftige, sichere Versorgung mich hochqualitativen Lebensmitteln, verbunden mit all den zusätzlichen Leistungen der Milchwirtschaft, gelingt."

Die Österreichische Milchwirtschaft baut ihre Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie weiter aus. – Foto: Pixabay/manolofranco
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