Nach dem ersten inklusiven Kleinunternehmen „Bistro-Flitzer“ geht Kärnten mit einem zweiten Pilotprojekt „Lohn statt Taschengeld“ voran. / © Büro LR.in Prettner
Wirtschaft
31.07.2023

Pilotprojekt zur Inklusion­ am ersten Arbeitsmarkt gestartet

„Reallabor - Lohn statt Taschengeld“ stärkt Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt in Kärnten.

Seit vielen Jahren setzen sich engagierte Menschen für eine Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt in Österreich ein. Die Herausforderung liegt darin, Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen, die diesen Personen eine gerechte Entlohnung und soziale Absicherung bieten. In Kärnten wurden bereits verschiedene Projekte gestartet, die bereits 200 Betroffene in Beschäftigung gebracht haben, jedoch gibt es noch immer zahlreiche Menschen mit Behinderung, die als "arbeitsunfähig" registriert sind und lediglich ein Taschengeld in Beschäftigungswerkstätten erhalten, ohne dabei sozialversichert zu sein.

Kärnten geht einen großen Schritt weiter

Die für Chancengleichheit zuständige Landesrätin Beate Prettner verkündet einen bedeutenden Fortschritt in diesem Bereich. Im Herbst startet in Kärnten das bahnbrechende Pilotprojekt "Reallabor - Lohn statt Taschengeld", das erstmalig am ersten Arbeitsmarkt ansetzt und Menschen mit Behinderung direkt dort Fuß fassen lässt. „Wir haben in Kärnten Maßnahmen initiiert, bei denen die Betroffenen sehr wohl ein Gehalt beziehen und sozialversichert sind. Dazu gehört das erste inklusive Kleinunternehmen des Landes, der ‚Bistro-Flitzer‘, bei dem mittlerweile 16 junge Menschen mit Behinderung einer regelmäßigen Arbeit nachgehen“, informiert Prettner. Allerdings erhalten diese ihr Gehalt nach dem Kärntner Behindertenschutzgesetz aus Geldmitteln des Landes.

Eine bisher einzigartige Möglichkeit

Das Projekt "Reallabor - Lohn statt Taschengeld" ist das erste seiner Art in Österreich. Es wird zwanzig Bewerberinnen und Bewerber aus Beschäftigungswerkstätten in den ersten Arbeitsmarkt überführen. Das "Reallabor" wird für einen Zeitraum von zwei Jahren erprobt und wissenschaftlich begleitet, um anschließend evaluiert zu werden. Die Lebenshilfe Kärnten unterstützt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während des Projekts. Die Finanzierung erfolgt durch das Referat Chancengleichheit im Land Kärnten sowie EU-Fördergelder.

Entlohnung und Beschäftigungsumfang

Die zwanzig Teilnehmenden des Pilotprojekts werden je 19 Stunden pro Woche angestellt und nach dem SWÖ-Kollektivvertrag entlohnt. Dies bedeutet ein Bruttoeinkommen von rund 1050 Euro für die besagte Arbeitszeit. Diese einzigartige Möglichkeit bietet den Menschen mit Behinderung die Chance auf eine reguläre Beschäftigung am Arbeitsmarkt und somit auch eine bessere soziale Absicherung.

Hoffnung auf eine österreichweite Umsetzung

Die Landesrätin Beate Prettner ist zuversichtlich, dass das Projekt "Reallabor - Lohn statt Taschengeld" ein "Quantensprung" für die Teilhabe von beeinträchtigen Menschen am Arbeitsmarkt sein wird. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen als Grundlage dienen, um eine österreichweite Umsetzung dieses Modells zu ermöglichen. Die langjährige Forderung nach der Integration von als "arbeitsunfähig" eingestuften Menschen mit Behinderung in den regulären Arbeitsmarkt könnte somit endlich in Bewegung geraten.

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