„Wir sollen den Duft unserer Umwelt räuchern – von jenen Pflanzen, die bei uns wachsen – um gut in die Erdung zu kommen und ,normal‘ zu bleiben in dieser hektischen Zeit.“
Räuchern für gute Energie
„Es ist ein Menschenerbe und stammt aus jenen Zeiten, wo die erste kulturelle Errungenschaft die Herrschaft über das Feuer war“, erklärt Gesundheitswissenschaftlerin und Kräuterbäuerin Romana Seunig, die sich seit über 30 Jahren mit der heimischen Kräuter- und Pflanzenwelt beschäftigt. Der Ursprung des Räucherns liegt in Zeiten, als sich die Menschen in der kalten Jahreszeit rund um das offene Feuer aufhielten, das gegen die Dunkelheit „helfen“ musste und sie gleichzeitig wärmte. „Wenn man bei offenem Feuer sitzt, nimmt man wahr, dass verschiedene Düfte freigesetzt werden, je nachdem welche Hölzer man auflegt. Gleichzeitig bemerkt man verschiedene Reaktionen darauf. Es ist tief in uns verwurzelt, dass wir heute nach Jahrtausenden immer noch sofort angesprochen werden. Die meisten Menschen empfinden eine Art von Geborgenheit oder Wohlbefinden, wenn sie den Rauch – egal welcher Pflanze oder welches Harzes – einatmen“, so Seunig.
Im Hier und Jetzt
In früheren Zeiten ging es auch darum, die Lebenskraft in den dunklen Wintermonaten zu erhalten. Die Befürchtungen waren groß, dass aus der Dunkelheit Dämonen oder Krankheiten daherkommen und man vielleicht den Winter nicht überleben würde. „So hat man halt aus der Natur alles, was man zum Schutz gebraucht hat, zu den Häusern getragen und damit einen Rauch gemacht,“ erzählt Seunig. Es sind aber nicht nur „die Bösen“, denen man begegnet in der äußeren oder inneren Dunkelheit. Gerade in der heutigen Zeit gibt es viele Menschen, die das innere Licht suchen, sich überlastet fühlen oder keine kurzfristige Freude mehr empfinden können in einer sehr hochentwickelten Welt. „Da ist der Rauch ein Rückzugsbereich, wo man einfach an diese uralten Wurzeln wieder andocken kann. Er schafft eine heimelige Atmosphäre in den Räumen und unterstützt zu entspannen und loszulassen. Das Räuchern hilft uns auch in die Präsenz zu kommen“, weiß Seunig, der es ein Anliegen ist, das Räuchern unter die Menschen zu bringen.
Leben im Jahreskreis
Im Winter kommt das Leben in der Natur zum Stillstand und beginnt erst nach der Wintersonnenwende wieder langsam von Neuem zu erwachen. „Der Jahreskreislauf sollte auch eine Richtschnur für uns Menschen sein. Wir sehen bei unseren körperlichen Abläufen, dass wir immer dann am besten fahren, wenn wir uns in diesen Rhythmus der Natur einklinken“, ist sich Seunig sicher.
Raumenergien klären
Die Wirkung des Rauches sieht man zwar nicht, man spürt sie aber. Denn auch jeder Raum speichert Energien. Diese kann der Mensch – wenn auch nur unterschwellig – wahrnehmen. „Es gibt Plätze und Räume, da fühlt man sich wohl. Und es gibt Räume, da kann man sich nicht konzentrieren. Mit dem Rauch kann man das gut sichtbar machen. Es gibt unterschiedliche Verdichtungen in der Raumatmosphäre“, betont Seunig. Bestimmte Pflanzen haben im Rauch die Kraft Energien und unangenehm erlebte Raumgefühle zu überlagern. „Diese Pflanzen – das wussten auch unsere Vorfahren – die findet man beispielsweise auch im Palmbuschen, bei den immergrünen Gewächsen. Sie schaffen relativ schnell eine Atmosphäre, dass man sich wieder wohl fühlen kann und lösen durch diese Überlagerung solche gestauten Energien, die da zurückgeblieben sind, auf“, so Seunig. Räuchern kann jeder. Es braucht nur wenige Räucherstoffe, um sich in den eigenen vier Wänden eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.
RAUCH FÜR GUTE ARBEITSENERGIE
- Eberraute: klärt die Raumatmosphäre, wirkt stark anregend auf Körper und Geist und weckt neue Energien.
- Rosmarin: klärender Impuls für geistige Arbeiten. Stärkt die Geisteskraft und begleitet wunderbar Veränderungsprozesse.
- Thymian: der uralte Reinigungsrauch ist stark positiv polend, fördert die Konzentration und verhilft zu neuem Mut.
- Eisenkraut: allgemein belebend und konzentrationsförderlich. Macht hellwach und mindert die Reizbarkeit in stressigen Situationen.
- Als Harz sollte noch eines der folgenden Harze dazu gemischt werden: entweder reinigendes Fichten-Harz oder geistöffnendes Mastix-Harz oder spannungslösender Weihrauch.
ZUR PERSON
ROMANA SEUNIG, MSC.
ist Juristin, Gesundheitswissenschafterin, Natur- und Landschaftsvermittlerin sowie Kräuterbäuerin mit eigenem Hofladen am Radsberg/RadiŠe in Kärnten. Sie beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit der heimischen Pflanzenwelt, hält Kräuter-Vorträge und Workshops zum Thema.
BUCHTIPP
„Der Rauch. Von Bäumen, Sträuchern, Kräutern und Wurzeln“
Dr. Romana Seunig teilt ihr umfangreiches Wissen über die heimischen Räucherstoffe und betrachtet dabei auch die geschichtliche und magische Sicht der Pflanzen. Das Buch ist ab Jänner 2024 im Eigenverlag erhältlich.