Rechtsschutzbilanz: Arbeiterkammer Kärnten erkämpfte 46,4 Millionen Euro
Die Arbeits- und Sozialrechtsexperten der AK Kärnten sowie der Insolvenzschutzverband für ArbeitnehmerInnen (ISA) führten im vergangenen Jahr 106.280 Beratungen durch (plus 25 Prozent zu 2019). Durch "Corona" waren es vor allem schriftliche Beratungen. Susanne Kißlinger, Leiterin des Arbeits- und Sozialrechts: "Um diese Anfragenflut von über 100.000 Beratungen zu bewältigen, wurde teilweise sieben Tage die Woche durchgearbeitet." Zentrale Themen der Beratungen waren dir Überprüfung von Kurzarbeitsabrechnungen, die Auflösung von Arbeitsverhältnissen und Kinderbetreuungsgeld. Kißlinger: "Die unzähligen Gesetzesänderungen und neuen Verordnungen erschwerten zusätzlich den Beratungsalltag." Gemeint sind etwa die Themen Sonderbetreuungszeit und Bestimmungen für Risikopersonen. Insgesamt wurden 46,4 Millionen Euro für Dienstnehmer erkämpft.
2.196 Arbeitsrechtsakte
Im Arbeitsrecht waren es 6,8 Millionen Euro (2.196 Akte – 632 Mal Klagsweg und 1.564 außergerichtliche Intervention). Zugleich wurden im vergangenem Jahr 2.247 neue Fälle vertreten, die sich derzeit in 405 Klagen und auf 1.842 Interventionen aufteilen. Die umfassende Hilfe, ob auf dem Klagsweg oder mittels Intervention bei arbeitsrechtlichen Angelegenheiten, steht jedem AK-Mitglied kostenlos zur Verfügung", merkt AK-Präsident Günther Goach an.
1.099 Klagsfälle im Sozialrecht
Im Sozialrecht waren es 35,1 Millionen Euro (1.099 Klagsfälle – 506 vor Gericht). Hinzu kamen 921 neue Vertretungsfälle. Referatsleiter Gerald Prein zu den häufigsten Anfragen: Invaliditäts- und Berufsunfähigkeitspensionen, Feststellung von Schwerarbeitszeiten, Pflegegeld-Ansprüche, Reha-Geld, Versehrtenrente oder Ausgleichszulage.

Firmeninsolvenzen werden zunehmen
Unterstützung der ISA erhielten 752 Personen bei 184 von Insolvenz betroffenen Firmen. Hier wurden 4,5 Millionen Euro erkämpft. "Wir unterstützen Insolvenzopfer mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, jedoch ist durch die anhaltende Corona-Pandemie und das Auslaufen der Stundungen der Steuer und Sozialversicherungsabgaben ab März mit einer erhöhten Firmeninsolvenzgefahr zu rechnen", prognostiziert Herbert Diamant, Leiter des Insolvenzschutzverbandes. Der ISA errechnet im Fall eines Konkurses offene Lohn- und Gehaltsansprüche, bringt Forderungsanmeldungen beim Insolvent-Entgelt-Fonds ein und vertritt Dienstnehmer vor dem Insolvenzgericht.
Das waren die größten Insolvenzen 2020:

Es gibt auch die "AK-Insolvenz-Soforthilfe", die 2020 von 136 Personen beantragt wurde. 226.900 Euro flossen an sie. In der Corona-Krise wurde diese gebührenfreie Soforthilfe auf 3.000 Euro aufgestockt. Sie wird binnen zwei Tagen ausbezahlt, damit Betroffene wichtige Zahlungen wie Miete oder Strom berappen können.
Goach: "Die AK-Rechtsexperten kämpfen seit 29 Jahren für die Rechte der Arbeitnehmer. In dieser Zeit erstritt der kostenlose Rechtsschutz insgesamt 461,4 Millionen Euro für Betroffene."

Forderungen der AK
Der AK-Präsident nutzte die Bilanz-Pressekonferenz aber auch, um Forderungen der Arbeitnehmerseite zu formulieren:
- Erhöhung der Nettoersatzrate bei Geldleistungen aus der Arbeitslosenversicherung von 55 auf 70 Prozent
- Stärkung des zweiten Arbeitsmarktes, vor allem für Menschen über 50
- zusätzliches AMS-Budget von 40 Millionen Euro für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und Qualifizierung
- Kündigungsschutz für Arbeitnehmer im Krankenstand – egal ob Krankheit oder Arbeitsunfall
