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Umwelt
11.06.2025

Recycling reloaded

Die steigende Nachfrage an Batterien macht deutlich: Batterie­recycling ist eine Schlüssel­disziplin der Zukunft. Der Silicon Alps Cluster fungiert als Innovations­plattform für die Entwicklung zukunfts­weisender Batterie­technologien. *Anzeige*

Durch verstärkte Investitionen in Forschung und Entwicklung festigt Österreich seine Position als Vorreiter für nachhaltige Energie-, Mobilitäts- und Recyclingtechnologien. Der in Kärnten und der Steiermark beheimatete Silicon Alps Cluster (SAC) spielt dabei eine zentrale Rolle, indem er Wirtschaft, Forschung und Politik miteinander vernetzt.

Mit der Veröffentlichung des ersten „Battery Trend Reports“ positioniert sich der Silicon Alps Cluster nun einmal mehr als Unterstützer und Trendscout auf diesem Gebiet. Entstanden unter der Leitung von Benjamin Rammel, Ressortleiter des Geschäftsbereichs „Power Electronics“, bündelt der Report aktuelle Tendenzen und Entwicklungen im Bereich der E-Mobilität mit Fokus auf innovative Batterielösungen. Damit dient er der Branche als nützlicher Kompass, der Trends und Dynamiken nicht nur auflistet, sondern sie auch zeitlich nachvollziehbar macht. Im Interview mit advantage gibt Rammel Einblicke in die aktuelle Forschungslage und wirft einen Blick in die Zukunft des Batterierecyclings.

advantage: Warum ist der Bereich des Batterie­recyclings so wichtig und heraus­fordernd zugleich?

Benjamin Rammel: Batterierecycling ist derzeit eines der zentralen Themen, wenn es um Nachhaltigkeit, Rohstoff sicherheit und europäische Wertschöpfung geht. Die steigende Nachfrage, vor allem durch Elektromobilität und stationäre Speicherlösungen, bringt enorme Mengen an Altbatterien mit sich. Zudem sind Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder Nickel nicht unbegrenzt verfügbar und stark an geopolitische Abhängigkeiten geknüpft. Die Frage liegt weniger im „Ob“, sondern im „Wie“: Es braucht effiziente, wirtschaftlich tragfähige Recyclingprozesse, die auch in der Breite funktionieren. Viele Technologien sind noch im Pilotstadium, es fehlt oft an standardisierten Rücknahme-, Test- und Logistiksystemen. Zusätzlich braucht es mehr Transparenz über die Zusammensetzung von Batterien. Hier werden digitale Produktpässe eine wichtige Rolle spielen.

„Die Stärken Kärntens und der Steiermark liegen in der Kombi­nation aus industrieller Fertigungs­kompetenz, anwen­dungs­naher Forschung und kurzen Entschei­dungs­wegen.“

Benjamin Rammel, Ressort­leiter Power Electronics, Silicon Alps Cluster

© Daniel Waschnig Photography

 

Wie sieht die aktuelle Forschungs­lage in Kärnten und der Steiermark aus?

In beiden Regionen gibt es ein wachsendes Interesse am Thema Batterie- und Kreislaufwirtschaft – sowohl aus technologischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht. Erste Initiativen beschäftigen sich mit Fragen der Sammlung, Diagnose und Wiederverwertung, aber auch mit der Entwicklung neuer Prozesse für eine ressourcenschonende Rückgewinnung von Materialien. Die regionalen Stärken liegen sicherlich in der Kombination aus industrieller Fertigungskompetenz, anwendungsnaher Forschung und kurzen Entscheidungswegen. Im internationalen Vergleich können Kärnten und die Steiermark dort punkten, wo es um agile Pilotierungen, Kooperationen zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen sowie technologieoffene Herangehensweisen geht. Gleichzeitig ist klar: Beim Aufbau größerer Recyclingkapazitäten und bei der Skalierung wird es darauf ankommen, bestehende Ansätze konsequent weiterzuentwickeln und strategisch zu vernetzen.

Wie funktioniert das „Second Life“-Konzept für Batterien?

Das Second-Life-Konzept verfolgt das Ziel, Batterien nach dem primären Einsatz – etwa in E-Autos – für stationäre Speicherlösungen weiterzuverwenden. Obwohl die Leistungsfähigkeit für die Mobilität nicht mehr ausreicht, können solche Batterien in Gebäuden, Industrieanlagen oder als Puffer für erneuerbare Energie noch mehrere Jahre wertvolle Dienste leisten. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Nutzungsdauer der Batterie wird verlängert, die Umweltbilanz verbessert sich und gleichzeitig sinken die Kosten für Speicherlösungen. Kooperative Forschungs- und Innovationsprojekte wie „SecondLifeBatteries4Storage“ und „BetterBatteries“ sind hier nur zwei Beispiele, wie sich Konsortien aus Industrieund Forschungspartnern diesem Th ema annehmen. Aber auch förderseitig wird die Dringlichkeit des Themas gesehen. So ist ein Schwerpunkt der Energieforschungsausschreibung des Bundesministeriums für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI), welche seit April 2025 geöffnet ist, die Kreislaufwirtschaft und die Versorgungssicherheit. Mit dem „Pilotprojekt Batterie“ hat auch die Steirische Wirtschafts­förderungs­gesellschaft SFG einen wichtigen Impuls gesetzt, um die Weiterentwicklung dieses Zukunftsfeldes voranzutreiben.

„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Prozesse, Partner­schaften und Infra­strukturen voraus­schauend aufzu­bauen. Wenn das gelingt, können wir ökolo­gisch und wirt­schaftlich profitieren.“

Benjamin Rammel, Ressortleiter Power Electronics, Silicon Alps Cluster
Können Sie einen Ausblick in die Zukunft des Batterie­recyclings geben?

Wir stehen am Anfang einer dynamischen Entwicklung. In den nächsten Jahren wird es eine zunehmende Differenzierung im Recycling geben – etwa durch spezialisierte Verfahren für unterschiedliche Zellchemien oder durch neue Technologien zur direkten Wiederverwertung von Kathodenmaterialien. Auch die Digitalisierung wird immer wichtiger, etwa bei der Rückverfolgbarkeit durch digitale Produktpässe oder bei der automatisierten Sortierung mithilfe von KI. Damit Recycling wirtschaftlich sinnvoll betrieben werden kann, braucht es jedoch auch eine gewisse Rücklaufmenge. Ein Blick auf die Photovoltaik zeigt, wie lange es dauern kann, bis sich entsprechende Volumina an Altmaterial überhaupt aufbauen. Auch bei Batterien erwarten wir relevante Mengen an ausgedienten Systemen erst im kommenden Jahrzehnt, vor allem aus der Elektromobilität. Demnach ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um Prozesse, Partnerschaften und Infrastrukturen vorausschauend aufzubauen. Wenn das gelingt, können wir nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich profitieren – und die Grundlage für eine funktionierende, europäische Kreislaufwirtschaft schaffen.

WISSENSWERT

Silicon Alps ist ein österreichischer Technologie- und Innovationscluster für elektronikbasierte Systeme. Das Netzwerk verbindet Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen in Kärnten und der Steiermark durch Kooperationen, Innovation und den Austausch von Wissen, um die regionale Wirtschaft und Technologieentwicklung zu fördern.

Getragen wird der Cluster von rund 140 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus den Bereichen der Electronic und Software Based Systems (ESBS) sowie von Interessensvertretungen und den Bundesländern Steiermark und Kärnten.

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