„Wenn die Entscheidungsträger zu Förderern und nicht zu Verhinderern werden, wird Digitalisierung inklusive KI dazu beitragen, einige der großen Herausforderungen unserer Zeit zu entschärfen!“
Regionale Wertschöpfung im Fokus
DI Martin Zandonella, WKK-Fachgruppenobmann UBIT, Vorsitzender des Kuratoriums des Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds (KWF), Internetpionier und Net4You-CEO im Interview mit advantage.
advantage: Welche Chancen, aber auch welche Herausforderungen sehen Sie durch KI für die heimische Wirtschaft?
Martin Zandonella: KI ist in vielerlei Hinsicht ein Game-Changer! KI kann etwa in der Ausbildung helfen, da es zum Beispiel möglich wird, Kinder einer Klasse und mit verschiedenen Nationalitäten zeitgleich und mit einem Lehrer in ihrer Muttersprache zu unterrichten. Nehmen wir etwa den Mathematikunterricht, den Schüler:innen, die Mängel in der Unterrichtssprache aufweisen, meist schwer folgen können. Wenn KI den Lehrer unterstützt, kann er jedem Schüler in seiner Muttersprache den Stoff vermitteln. Das ist ein Quantensprung für die Qualität des Unterrichts.
Weitere Beispiele finden wir in der Medizin, aber auch in der Verwaltung, wo die KI enormes Potential bietet, um Abläufe zu beschleunigen und die Qualität zu verbessern. Bewusst muss uns dabei aber immer sein, dass blinde Technikgläubigkeit und oberflächliche Betrachtung der Problemstellungen keine positiven Effekte auslösen wird. Wir benötigen einen Schulterschluss der Betroffenen und der Expert:innen, von denen wir in Kärnten genügend haben.
Was sind Ihre Hauptanliegen als Obmann der Fachgruppe UBIT, die 3.500 Mitglieder der Branchen Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie in Kärnten zusammenfasst?
Mein Hauptanliegen ist es, die Rahmenbedingungen für unsere Mitglieder bestmöglich zu gestalten und ihr Know-How sichtbar zu machen. Es wird viel von regionaler Wertschöpfung gesprochen. Dass es dabei nicht nur um lokale Lebensmittel oder den lokalen Handel geht, ist noch zu wenig bekannt. Daher forcieren wir unsere Experts Groups und spezialisierte Arbeitskreise, die die erste Adresse zu Themen wie Digitalisierung/KI, Nachhaltigkeit, Datenschutz, IT-Security/NIS2, HRM oder Betriebsübergabe sind. Aber wir sind auch treibende Kraft im Bereich Glasfaserausbau und fordern den Aufbau eines internationalen Daten-Hubs in Kärnten. Mit bereits messbaren Erfolgen und Partner:innen wie der Alpen-Adria-Universität, kümmern wir uns zudem um die Ausbildung im IKT-Bereich. Über vier Prozent aller in Kärnten Beschäftigten arbeiten in diesem Bereich, was österreichweit den zweiten Platz ergibt, nur Wien liegt vor Kärnten!
Sie sind seit 2023 Vorsitzender des KWF-Kuratoriums. Wodurch zeichnet sich die Neuausrichtung des KWF aus?
Eine breite Einbindung aller Stakeholder, um das Optimum mit den limitierten Budgetmitteln des KWF zu erreichen. Landes-, Bundes- und EU-Mittel zusammen, ergeben ein Jahresbudget von rund 40 Mio. Euro. Das ist nicht viel. Aber gezielt eingesetzt ein ernst zu nehmender Hebel, um einen Beitrag zur positiven Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Kärnten zu leisten. Gerade die aktuell schwierige Wirtschaftslage zeigt, dass rasches Anpassen der Förderprodukte eine deutliche Steigerung der Anzahl der Förderanträge bewirkt. Das war eine erste Bewährungsprobe, die der „KWF-neu“ bestanden hat.
Ein wesentliches Ziel der Neuausrichtung ist die Kundennähe und Serviceorientierung. Das geht nicht von heute auf morgen, aber wir werden jeden Tag ein Stück besser und freuen uns über positive, aber auch kritische Anregungen. Zu guter Letzt, geht es auch beim KWF um effiziente Prozesse. Ich unterstütze den Kurs von Neo-Vorstand Roland Waldner zu 100 Prozent, der aus dem KWF eine High-Performance-Organisation machen will und wird! Wir sind auf dem besten Wege, DIE Vorzeigeorganisation im öffentlichen Bereich zu werden und zu zeigen, dass öffentliche Hand und Kundenorientierung, Effizienz, Flexibilität und Innovation kein Widerspruch sind!