Fotocredit: Kärntnermilch
Wirtschaft
09.01.2023

„Regionalität sichert Qualität und Arbeitsplätze“

Kärntnermilch ist seit nunmehr 95 Jahren Vorreiter in Sachen Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit. 

2023 feiert die Kärntnermilch ihr 95-jähriges Bestehen. Geschäftsführer Dir. Helmut Petschar spricht im Interview mit advantage über die aktuellen Herausforderungen der heimischen Milchwirtschaft, den Stellenwert von Regionalität und die Pläne der Kärntnermilch im Jubiläumsjahr.

 

advantage: Von der Pandemie in den Ukrainekrieg – welche Auswirkungen spürt die heimische Milchwirtschaft?

Helmut Petschar: Nachdem die Coronakrise (noch) nicht beendet war, sind wir schon in die nächste Krise geschlittert. Die Folgen des Ukrainekriegs haben uns stark getroffen. Das Thema Teuerung – vor allem im Bereich Verpackungsmaterial, aber auch bei Gas, Strom und Treibstoff – beeinflusst uns massiv. Daraus resultieren auch Mehrkosten bei den Vorlieferanten. Der Bauernauszahlungspreis musste deutlich angehoben werden, damit wir die flächen­deckende Milchproduktion aufrechterhalten konnten. Daher sind auch die Preise für die Konsumenten gestiegen. 2022 war geprägt von extrem großen ­Herausforderungen. Die heimische Milch- und Landwirtschaft hat jedoch bereits während der Pandemie bewiesen, dass die Bauern die Versorgungssicherheit der Bevölkerung gewährleisten. Es hat sich gezeigt, dass Regionalität und Qualität stark an Bedeutung gewonnen haben. 

 

Warum ist es wichtig, auf regionale Lebensmittel zurückzugreifen?

Unsere Bauern leisten wesentlich mehr, als es scheint. Sie liefern nicht nur frische Milch, sondern erhalten auch unsere Natur- und Kulturlandschaft. Jedes Kärntnermilch-Produkt sichert zudem Arbeitsplätze. Zu unseren 200 Mitarbeitern und rund 1.000 Bauern kommen zahlreiche Mitarbeiter in den ausgelagerten Betrieben hinzu. Auch das sollte man beim Griff ins Regal im Hinterkopf bewahren. 

Wir plädieren zudem seit vielen Jahren für eine EU-weit verpflichtende Herkunfts-
kennzeichnung. Der Konsument hat das Recht zu wissen, woher die einzelnen Produkte kommen. Kärntnermilch nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. Unsere Naturprodukte bestehen aus Milch, die zu 100 Prozent aus unseren Mitgliedsbe­trieben stammt.

 

Kürzlich wurde die Genussmeierei in Spittal wiedereröffnet. Gibt es Pläne für weitere Genussmeiereien in Kärnten?

Bereits vor drei Jahren wurde Hermagor, vor zwei Jahren Villach und heuer wurde Spittal umgebaut. Wir wollen 2023 auch Feldkirchen adaptieren. Unser mittelfristiges Ziel ist es, in jeder Bezirkshauptstadt in Kärnten eine Genussmeierei zu betreiben. In den Genussmeiereien können wir den Konsumenten ein breites Sortiment an hochwertigen, regionalen Produkten anbieten. Gleichzeitig haben bäuerliche Direktvermarkter die Möglichkeit ihre kulinarischen Spezialitäten zupräsentieren.

 

Kärntnermilch ist bereits seit 20 Jahren EMAS-zertifiziert, der Nachhaltigkeitsgedanke steht im Vordergrund. Welche Maßnahmen werden in punkto Energieeffizienz gesetzt?

2022 wurde die komplette chemische ­Reinigung neu gebaut, vor drei Jahren die komplette Kanalisation modernisiert. Ab Frühjahr 2023 werden wir Sonnenstrom auf unseren Dächern produzieren. Geplant sind zwei Photovoltaik-Anlagen mit je
600 kWp Leistung. Zudem wird ein Biomassekraftwerk errichtet, um Gas zu 100 Prozent durch Biomasse zu ersetzen. Wir möchten auch den Bauern die Möglichkeit geben, das Hackgut zu liefern.

 

Kärntnermilch legt viel Wert auf Ausbildung und Mitarbeitermotivation. Welche Möglichkeiten gibt es mit einer Lehre?

Mitarbeiter, die wollen, haben die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln. Wir haben 16 Käsemeister im Betrieb, die allesamt eine Lehre als „Milchtechnologe“ absolviert und sich als Führungskräfte weiterent­wickelt haben. 

 

2023 ist das große Jubiläumsjahr der Kärntnermilch. Wie wird gefeiert? 

Wir planen einen Tag der offenen Tür mit einer Leistungsschau der Mitarbeiter und der Bauern, der in der „Woche der Landwirtschaft“ rund um den Weltmilchtag am 1. Juni stattfinden soll.

Dir. Helmut Petschar

"Jedes Kärntnermilch-Produkt sichert Arbeitsplätze. Auch das sollte man beim Griff ins Regal im Hinterkopf bewahren.“ 

Wissenswert

Bereits 1994 hat Kärntnermilch begonnen, Bio-Milch zu Bio-Produkten zu verarbeiten. Die Kärntnermilch-Spezialitäten wurden bereits unzählige Male bei nationalen und internationalen Qualitätswettbewerben ausgezeichnet. Bei den „World Cheese Awards“ 2022 in Wales gab es erneut einen Medaillenregen: Neben einer Goldmedaille für den „Bio Wiesenmilch Draudamer“ wurde die Kärntnermilch mit zwei Silbermedaillen und sechs Bronzemedaillen prämiert.

Weitere Informationen:
www.kaerntnermilch.at

Fotocredit: Kärntnermilch

Schlagwörter