Risikomanagement in Zeiten des European Green Deals
Die KOBAN Südvers Gruppe bietet zukunftsorientierte Lösungen, um die mit den ökologischen Herausforderungen verbundenen Risiken zu mindern.
Erneuerbare Energien im Vormarsch
Der technologische Fortschritt sowie gesetzliche Förderungen haben Österreichs Versicherungsbranche in den letzten zwei Jahren vor enorme Herausforderungen gestellt. Mehrere Millionen Euro an Fördermitteln wurden in die österreichische Wirtschaft investiert. Der Ausbau von erneuerbaren Energien ist zudem mit den regulatorischen Vorgaben des European Green Deals sowie den hohen Energiekosten begründet. Steigende Zinsen haben massive Auswirkungen auf die Rentabilitätsrechnung bei Investitionen bekommen.
Versicherungen und der Green Deal
Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien erfordern erhebliche Kapitalinvestitionen, der Zugang zu Finanzmitteln ist für ihre Entwicklung entscheidend. „Die Versicherungsbranche kann innovative Finanzierungslösungen wie grüne Anleihen und grüne Versicherungen anbieten. Diese können Investoren helfen, das notwendige Kapital zur Verfügung zu stellen. Zudem können Versicherer die Entwicklung erneuerbarer Energien auch durch die Bereitstellung von Risikomanagementlösungen unterstützen“, erklärt Florian Traußnig, Risikomanagement-Experte der KOBAN Südvers Gruppe.
Die Grenzen der Versicherbarkeit
Um maßgeschneiderte Versicherungslösungen zu entwickeln und Prämien korrekt zu berechnen, sind genaue Daten über Risiken erforderlich. Da sich erneuerbare
Energien rasch weiterentwickeln, ist es fürVersicherer schwierig Schritt zu halten. „In vielen Bereichen befinden wir uns oftmals im Bereich des sogenannten Prototypenrisikos. Ein Prototyp ist ein funktionsfähiges, aber vereinfachtes Versuchsmodell eines geplanten Produktes. Abseits eines Risikotransfers für mögliche Schäden durch Elementargefahren ist die Versicherbarkeit dieser Prototypen im Bereich der technischen Versicherung kaum gegeben – dies in erster Linie aufgrund der bereits genannten mangelnden Erfahrungswerte des Versicherers. Nicht außer Acht zu lassen ist auch das unternehmerische
Risiko für den den Anlagenerzeuger/Hersteller“, so Traußnig.
Neue Herausforderungen
Erhöhte Lieferzeiten und eine mangelhafte Verfügbarkeit von Material und Professionisten sind zu enormen Herausforderungen geworden. „Erfahrungswerte zeigen
meist eine Streckung des Haftungszeitraumes von bisher 12 auf zumindest 24 bis 36 Monate“, so Traußnig. Während in Deutschland Photovoltaik-Bodenanlagen Gang und Gebe sind, ist dies in Österreich nur vereinzelt der Fall. Ähnlich gelagert ist dies bei Windkraftanlagen. Versicherer aus Deutschland konnten daher bereits Erfahrungen sammeln und die Prämien an das Risiko anpassen. Die Bedingungswerke der deutschen Versicherer sind demnach in vielen Bereichen meist fortschrittlicher als am österreichischen Versicherungsmarkt.
Alternative Risiken und Risikotransfer
Parametrische Versicherungen als Ergänzung oder Alternative im Risikotransfer sind mittlerweile Usus. Es handelt sich dabei um sehr einfache Versicherungsprodukte, welche einen im Vorfeld definierten Betrag durch Auslösen bzw. Überschreiten eines sogenannten „Triggers“ an den jeweiligen Versicherungsnehmer ausschütten und ein gezielt auf die Klimarisiken zugeschnittenes Versicherungsprodukt darstellen. Gerade in Zeiten hoher Zinsen bei Finanzierung von erneuerbaren Energien besteht hier die Möglichkeit entweder die Rentabilität zu steigern, mögliche Ertragsschwankungen zu glätten oder das Kostenrisiko im Rahmen der Investition zu verringern. Weiters hat sich die Risikolandschaft von Unternehmen in den letzten Jahren sehr stark gewandelt. War vor mehreren Jahren noch das Feuerrisiko eines der größten Risiken, haben sich in den letzten zwei Jahren Cyber Risiken und Risiken rund um das Thema Klimawandel als die Zukunftsthemen im Risikomanagement etabliert. Viele Betreiber gewerblich genutzter Anlagen fallen unter das Netz- und Informationssystemsicherheitsgesetz (NISG). Darunter sind Maßnahmen zur Gewährleistung eines hohen gemeinsamen Sicherheitsniveaus von Netz- und Informationssystemen in der Europäischen Union („NIS-Richtlinie“) zu verstehen. Das zielt darauf ab, ein höheres Sicherheitsniveau von Netz- und Informationssystemen in der EU zu erreichen.
Risikotransfer als individueller Prozess
Je genauer die Risikoinformationen vorliegen, desto eher ist ein Risikotransfer bzw. eine Risikoauslagerung auf einen Versicherer möglich. „Generell empfehlen wir aber, Versicherungen als letzte Verteidigungslinie zu sehen und im Vorfeld einen qualitativen Risikodialog auf technischer als auch betriebswirtschaftlicher Ebene vorzunehmen“, so Traußnig. Je nach Risikoappetit und Risikokultur versteht sich der Risikotransfer als ganz individueller Prozess, welcher sich im Rahmen eines klar definierten Beratungsauftrages widerspiegelt.