In der Tischlerlehre gibt es die klassische Ausbildung zum Tischler und die vierjährige Lehre zum Tischlereitechniker, wo zwischen dem Schwerpunkt Produktion und Planung gewählt werden kann. – Foto: frischblut
Bildung
17.05.2021

Schwerpunkt Planung begeistert weibliche Tischlereitechnik-Lehrlinge

Valentin Lobnig, Landesinnungsmeister der Tischler, im Interview. Momentan suchen viele Lehrbetriebe dringend Lehrlinge!

advantage: Wie sieht es mit dem Nachwuchs im Traditionsberuf Tischler aus?

Valentin Lobnig: Nach wie vor rangiert der Beruf des Tischlers unter den drei beliebtesten Lehrberufen bei den Burschen, wobei der Anteil an Mädchen steigend ist. Insgesamt ist die Zahl der Lehrlinge in den letzten Jahren stabil geblieben. In Österreich gibt es 10.385 Mitgliedsbetriebe, davon 7.402 Tischlerei-Betriebe mit 27.900 Beschäftigten und 2.440 Lehrlingen.

Gibt es genügen Ausbildungsbetriebe in Kärnten?

Der Facharbeiter-Mangel zieht sich über alle handwerklichen Branchen. Handwerk hat goldenen Boden. Ist man ein guter Facharbeiter, wird man auch gut verdienen. Es gibt genügend Lehrbetriebe, die dringend Lehrlinge suchen.

Wie hat sich der Beruf des Tischlers im Lauf der Zeit verändert?

Der Beruf des Tischlers ist sehr vielfältig. Vor allem gibt es zwei Ausprägungen: den Möbel-Tischler und den Bau-Tischler, wobei viele Betriebe Aufträge aus beiden Genres abwickeln. Österreich verfügt über ein hervorragendes Ausbildungssystem, das stets auf neue Entwicklungen reagieren kann. Das Dreieck zwischen Lehrling, Schule und Betrieb funktioniert. Der Erfolg unseres dualen Ausbildungssystems hängt ganz vom Engagement der Betriebe und der Lehrlingsausbildner ab und hier haben wir in Kärnten sehr engagierte Leute. Nur mit ihrer Hilfe kann den jungen Menschen die Liebe zum Werkstoff Holz vermittelt werden. Dabei müssen Können und Kreativität gleichsam gefördert werden. Das ist die Basis in einer Welt, die sich ständig ändert und zu einer hohen Berufszufriedenheit beiträgt. Egal, wie sich die Technologien ändern, die Liebe zum Handwerk bleibt erhalten.

In der Tischlerlehre gibt es die klassische Ausbildung zum Tischler und die vierjährige Lehre zum Tischlereitechniker, wo zwischen dem Schwerpunkt Produktion und Planung gewählt werden kann. Letzterer begeistert immer mehr die weiblichen Lehrlinge.

Und natürlich ist die Lehre mit Matura auf dem Vormarsch – ein super Modell, das viele Betriebe anbieten, um gute Facharbeiter auszubilden.

Valentin Lobnig

"In der Tischlerlehre gibt es die klassische Ausbildung zum Tischler und die vierjährige Lehre zum Tischlereitechniker, wo zwischen dem Schwerpunkt Produktion und Planung gewählt werden kann. Letzterer begeistert immer mehr die weiblichen Lehrlinge."

Welche Möglichkeiten hat man mit einer abgeschlossenen Tischler-Ausbildung?

Grundsätzlich stehen alle Wege offen. Man kann als gesuchter Facharbeiter durchstarten, die Meisterprüfung ablegen, welche nach dem nationalen Qualifizierungsrahmen der EU auf der gleichen Stelle mit dem Bachelor steht, und nach Ablegung der Berufsreifeprüfung kann auch ein Studium begonnen werden. Der Weg in die Selbständigkeit oder die Übernahme eines Betriebes bietet sich für viele Tischler an.

Was sollte man von sich aus mitbringen, wenn man eine Tischlerlehre beginnen möchte?

Handwerkliches Geschick, gute Rechenkenntnisse, keine Angst vor Planzeichnungen, körperliche Fitness und Spaß am Arbeiten mit Kollegen. Stolz, etwas Reales zu schaffen, das einen richtigen Wert darstellt, Verantwortungsbewusstsein und Verlässlichkeit, Genauigkeit und Freude, mit Holz und anderen Werkstoffen zu arbeiten. Interesse an Design und Gestaltung.

Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es für Tischler?

Nach der Ausbildung ist oft der logische Schritt, die Meisterprüfung abzulegen. Dies kann über das Wifi oder in Meisterschulen wie der Ortweinschule, der MK Pöchlarn oder in Hallstatt passieren. Darüber hinaus bietet das Wifi viele Seminare an und auch die Bundes- und Landesinnung der Tischler bietet Seminare für den zertifizierten Einbau von Fenstern und Türen und viele spezifische Fachbereiche an.

Wie hat sich die Corona-Situation auf die Branche ausgewirkt?

Natürlich hat sich die Schockstarre 2020, in der das ganze Land lag, ausgewirkt. Aber relativ schnell waren die Auftragsbücher wieder voll, weil die Privaten vermehrt in die eigenen vier Wände investieren und das Wort Region und Nachbarschaft gelebt wird. Da viele Auftraggeber der Tischler aus der Tourismusbranche kommen, fürchtet man hier Einbrüche. Momentan können diese aber noch kompensiert werden.

Zahlen und Fakten

Landesinnung der Tischler und Holzgestalter:

  • 777 aktive Mitglieder mit ca. 2.350 Beschäftigten
  • Lehrlinge in der Landesinnung: 190
In der Tischlerlehre gibt es die klassische Ausbildung zum Tischler und die vierjährige Lehre zum Tischlereitechniker, wo zwischen dem Schwerpunkt Produktion und Planung gewählt werden kann. – Foto: frischblut
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