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Wirtschaft
03.07.2025

„Sich vorab umfassend zu informieren, ist das A und O“

2024 übernahm Andrea Maria Neumann das Juwelier­geschäft Time & Design – ein Traditions­betrieb, der auf eine fast 150-jährige Geschichte im stei­rischen Juden­burg zurück­blickt.

Der Übergang von Betrieben in neue Hände schafft Potenziale für Innovation und unternehmerisches Wachstum – und stärkt langfristig die regionale Wirtschaft. Bei advantage spricht die gelernte Uhrmacherin Andrea Maria Neumann darüber, worauf es bei einer erfolgreichen Betriebsnachfolge ankommt.

advantage: Was hat Sie zur Betriebs­über­nahme motiviert?

Andrea Maria Neumann: Als ich mit 18 in Klagenfurt in einem kleinen Geschäft gearbeitet habe, das auch diesen besonderen Charme hatte – ein kleines Gewölbe mitten in der Stadt – begann ich davon zu träumen, selbst einmal einen solchen Shop zu führen. Im November 2023 habe ich durch Zufall davon erfahren, dass dieses Juweliergeschäft zur Übergabe freisteht – und Ende November hatte ich bereits gekündigt. Kein halbes Jahr später war die Übergabe erfolgt.

Was waren die wichtigsten Schritte für eine erfolg­reiche Über­nahme?

Sich vorab umfassend zu informieren, ist das A und O. Ich kannte den Vorbesitzer des Geschäfts bereits, da wir vor 20 Jahren bereits Kollegen waren. Wir haben uns im Rahmen des Übergabeprozesses einmal wöchentlich getroffen. Dabei haben wir alles Wichtige besprochen – vom Handling mit Kund:innen über Bestellungen, allgemeine Abläufe bis hin zu Sicherheitsvorkehrungen etc.

„Ich hätte nie erwartet, von der Stadt so umfassend bei meinem Neustart unterstützt zu werden.“ 

Andrea Maria Neumann

© Time & Design

 

Was waren die größten Heraus­forder­ungen?

Meinen alten Job an den Nagel zu hängen, war tatsächlich herausfordernder als die Entwicklung des neuen Konzepts und einer klaren Markenlinie. Auch die vielen Fristen und Förderanträge haben mich mehr auf Trab gehalten als die eigentliche Übergabe. Wichtig ist, sämtliche Termine stets schriftlich zu vereinbaren. Handwerkstermine würde ich mit dem jetzigen Wissen früher ansetzen, ebenso wie Lieferungen – weil es sonst zeitlich sehr knapp werden kann, wenn die Eröffnung ansteht. In jedem Fall sollte man den Eröffnungstermin erst nach außen kommunizieren, wenn alles zu 100 Prozent steht.

Was hat Ihnen am meisten Rücken­wind gegeben?

Im Rückblick bin ich sehr dankbar für die ersten informativen Gespräche mit dem Stadtmarketing. Ich hätte nie erwartet, so umfassend bei meinem Neustart unterstützt zu werden, auch seitens der anderen Wirtschaftstreibenden in der Stadt. Zum Glück ist mir auch meine Familie stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Und heute höre ich oft von Kund:innen, wie froh sie sind, dass das Geschäft weiterbesteht. So viel Wertschätzung habe ich in früheren Positionen nie erlebt.

NEUSTART MIT BESTAND

Die Übergabe von Betrieben wird für die wirtschaftliche Stabilität und den Erhalt von Arbeitsplätzen innerhalb Österreichs wichtiger denn je.

In den nächsten Jahren steht eine Übergabewelle an:

  • Prognosen zufolge suchen bis 2029 rund 51.500 Unternehmen eine Nachfolge, davon etwa 7.000 in Kärnten und 6.400 in der Steiermark.
  • Österreichweit entspricht dies knapp 23 Prozent aller Arbeitgeberunternehmen, mit denen mehr als 692.000 Arbeitsplätze verbunden sind.
  • Aktuell werden jährlich ca. 450 Betriebe in Kärnten und 900 Firmen in der Steiermark in neue Hände übergeben.
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