Ein Teil des Teams von 4everyoung: Franz Himmelbauer, Sonja Mitsche und Kristijan Rehsmann (von links) © Vanessa Pichler
Bildung
20.07.2021

Sie geben Älteren eine faire Chance!

4everyoung begleitet ältere Arbeitssuchende wieder in ein Beschäftigungsverhältnis, bei dem sie dann auch die Pension antreten. Die Dankbarkeit ist groß, man wird wieder gebraucht.

Die Geschichte der gemeinnützigen Organisation 4everyoung begann vor mehr als 20 Jahren. Damals fokussierte man sich auf EDV-Kurse für ältere Personen. Ältere sind auch heute jene Personengruppe, um die sich das Team um Geschäftsführerin Sonja Mitsche kümmert. Eines der Projekte nennt sich „Chance Ältere“, die Projektleitung hat Sozialpädagoge Franz Himmelbauer inne.

Wie alles begann ...

„2012 haben wir im Rahmen eines EU-­Projekts und vom AMS beauftragt begonnen, mit älteren Arbeitssuchenden zu arbeiten. Unsere Aufgabe dabei: die älteren Arbeitssuchenden mit nicht gewinnorientierten Organisationen zusammenzubringen, die Mitarbeiter benötigen würden, sich es aber nicht leisten können“, erzählt Himmelbauer. Bedarf meldeten etwa Vereine oder auch Gemeinden an. So konnten Personen über 50 Jahren für höchstens 3,5 Jahre (maximale AMS-Förderdauer) einen Job ­finden. Himmelbauer: „Wir konnten Teilnehmer zu Feuerwehren für die Geräte- oder Fahrzeug-Instandhaltung vermitteln, zum Soma-Markt im Verkauf, zu Gemeinden für die Grünanlagen-Pflege oder zum SOS-­Kinderdorf in Moosburg als Büro-Verstärkung.“

Chance Ältere

Dieses Projekt entwickelte sich weiter, seit 2014 heißt es „Chance Ältere“ – mit einer etwas veränderten Zielgruppe. Es handelt sich um ältere Arbeitssuchende, die noch maximal 3,5 Jahre bzw. 42 Monate bis zum Pensionsantritt haben. Das Beschäftigungsprojekt wird sozialpädagogisch begleitet. „Bei dieser Begleitung geht es um Hilfestellungen in persönlichen Lebenssituationen.“ Laufend gibt es zehn Teilnehmer im Projekt. Nicht gewinnorientierte Organisationen können sich bei Bedarf melden. Beschäftigt sind die Fast-Pensionisten zum Beispiel bei Kulturvereinen, pro mente, beim Hilfswerk-Kindergarten in der Küche, bei 4everyoung in der hauseigenen Schneiderei oder bei Jugend am Werk ...

Stimmt die Chemie?

Finanziert werden Lohn und Lohnnebenkosten zu einem Sechstel vom jeweiligen Verein und zu fünf Sechstel von AMS und Land. „Bei einem Job von 38,5 Stunden zahlt dann der Verein knapp unter 500 Euro monatlich“, weiß Himmelbauer. In der Clearing-Phase, die sechs Wochen dauert, wird von 4everyoung zwischen Organisation und neuem Arbeitnehmer abgeklärt, ob die Chemie stimmt, der Job „passt“ oder auch die optimale Stundenzahl vereinbart wurde. 4everyoung fungiert bei diesem Projekt als gemeinnütziger Arbeitskräfte-Überlasser.

Selbstwert leidet

Himmelbauer kennt die Sorgen älterer Arbeitssuchender: „Durch die ungewohnte Situation verspüren sie einen großen Druck, worauf sie hunderte Bewerbungen versenden und auf ein paar wenige überhaupt eine Antwort bekommen. Eine meist negative Antwort. Darunter leidet der Selbstwert ungemein. Sie hätten unglaublich viel Erfahrung zu bieten, doch es entsteht der Eindruck, dass diese keiner braucht.“ Viele ziehen sich zurück, schließlich ist es auch im Bekanntenkreis nicht „schick“, als arbeitslos zu gelten. Was viele vergessen: Für die älteren Arbeitssuchenden geht es auch meist um wichtige Versicherungsmonate, die für die Pension fehlen.

Pflegende Angehörige

Warum Ältere ihren Job verlieren, hat verschiedenste Gründe. Oft ist es in gewissen Berufen der Umstand, dass nach 30 Dienstjahren und mehr körperliche Probleme auftreten, die ein Weitermachen im erlernten Beruf unmöglich machen. Der Sozialpädagoge merkt aber auch immer mehr folgendes Problem: „Viele pflegen Eltern oder Partner zu Hause und darunter leidet oft der Job, den sie dann verlieren. Und die Jobsuche gestaltet sich für pflegende Angehörige sehr schwierig.“

Tandem-Prinzip

Zu den Erfahrungen aus dem Projekt „Chance Ältere“ kann er nur sagen: „Es ging jedem Teilnehmer wesentlich besser! Die Dankbarkeit ist groß, man wird wieder gebraucht. Die Teilnehmer leben richtiggehend auf.“ Dass ältere Arbeitnehmer ganz viele Vorzüge haben, kann auch Mitsche nur bestätigen: „Ältere identifizieren sich viel mehr über Arbeit als Junge. Am besten funktioniert im Betrieb immer das Tandem-Prinzip Alt und Jung – man lernt voneinander. Das sehen wir auch bei unseren laufenden Projekten. Ältere wollen viel mehr beweisen, dass sie noch etwas können. Bei ,Chance Ältere’ haben wir Personen schon in für sie komplett fremde Berufe begleitet und sie haben sich dabei voll ins Zeug gelegt!“

Ein Teil des Teams von 4everyoung: Franz Himmelbauer, Sonja Mitsche und Kristijan Rehsmann (von links) © Vanessa Pichler
Schlagwörter