© KI-basierte Grafik von Michael Katzlberger
Wirtschaft
03.11.2023

So durch­dringt Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt

Ob Startup, Bank oder Holzbranche – KI ist längst in der Wirtschaft angekommen.

In der aktuellen advantage Ausgabe beleuchten wir den Megatrend Digitalisierung und haben Persönlichkeiten im Wirtschaftsraum Südösterreich die Frage gestellt: Welchen Einfluss hat der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) auf das Unternehmen bzw. die Branche, wo Sie tätig sind?

Christian Tippelreither, Geschäftsführer Holzcluster Steiermark

„In der Holzbranche wird tatsächlich mehr KI eingesetzt, als man vermuten würde. Als Holzcluster Steiermark erkennen wir eine klare Steigerung bei der Nachfrage von KI-gestützten Lösungen, etwa um die Qualität von Holzprodukten zu verbessern und die Produktion zu optimieren. Zurzeit begleiten wir Projekte in der Forstwirtschaft, um durch autonome Transport- und Erntesysteme die Kosten zu senken und nachhaltiger agieren zu können. Eine Echtzeit-Datenanalyse bei der Weiterverarbeitung liefert Informationen über die Qualität des Holzes, um Ausschuss zu minimieren und die Rentabilität zu steigern. Durch die Implementierung der Routenoptimierung werden Transportrouten des Holzes optimiert. Kurz gesagt: KI transformiert auch die Holzbranche und wir als steirischer Holzcluster unterstützen Unternehmen und entwickeln Projekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette.“

© Holzcluster Steiermark

Delphine Rotheneder, Social Media-Expertin bei „rothi.media“

„Bei rothi.media nutzen wir KI-Tools aktuell für Strategien, Analysen und in der Contenterstellung. Unsere Praxiserfahrung zeigt: KI-Tools wie Chat GPT ersetzen kreative Köpfe nicht – sie unterstützen und fördern sie. Das Ergebnis: Mehr Effizienz und Erfolg. Vielen Unternehmern macht die Entwicklung von KI Angst, sie fühlen sich unter Druck gesetzt und testen die Tools daher gar nicht selbst. Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig und die wollen wir als Pioniere auf diesem Gebiet vorantreiben. Daher bieten wir KI-Vorträge und Workshops für Firmen an. Zusätzlich haben wir mit der rothi.member Academy ein Online-Programm für Unternehmer ins Leben gerufen, bei dem wir sie Schritt für Schritt zu mehr Sicherheit und Selbstverständnis im Umgang mit den sozialen Medien und KI-Tools bringen.“

© rothi.media

Horst Bischof, Rektor der TU Graz

„Artificial Intelligence (AI), im Deutschen oft fälschlicherweise als KI übersetzt, spielt an der TU Graz seit vielen Jahren eine große Rolle. Allen voran in der Forschung, wo wir mit dem interdisziplinären Forschungsnetzwerk Graz Center for Machine Learning (GRAML) die vorhandene Expertise bündeln und die neuesten Ergebnisse der Grundlagenforschung in allen Fakultäten zur Anwendung bringen wollen. Der Forschungsprozess kann dadurch erheblich beschleunigt werden. In der Lehre bieten AI-Systeme ganz neue Möglichkeiten der individuellen Unterstützung von Studierenden (Stichwort: Learning Analytics). Aber auch in der Verwaltung beginnen wir, AI-Systeme zur Optimierung von administrativen Prozessen einzusetzen (TU Graz GPT). Wir sehen viele neue spannende Möglichkeiten, wenn AI-Systeme als Unterstützung für den Menschen eingesetzt werden.“

© TU Graz/Lunghammer

Anita Kloss-Brandstätter, Professorin an der FH Kärnten

„Die Künstliche Intelligenz (KI) ist ein essentieller Bestandteil meines Alltags als Mathematikprofessorin an der Fachhochschule Kärnten. In den Studiengängen Applied Data Science und Health Care & IT vermitteln wir Algorithmen des maschinellen Lernens. Im Rahmen des AICI-Forums (Artificial Intelligence in Clinical Imaging) widmen wir uns zudem der KIin der radiologischen Diagnostik. KI-gestützte Algorithmen analysieren medizinische Bilder schneller und präziser und erhöhen dadurch die Diagnosegenauigkeit. Das Forum fördert den Austausch von Erkenntnissen, um KI-Technologien in der klinischen Praxis zu integrieren. Zusätzlich organisieren wir die jährliche Konferenz ,Women in Data Science‘ (WIDS) in Villach, welche Wissen und Vernetzung im KI-Bereich fördert und die Präsenz von Frauen in der Datenwissenschaftsgemeinschaft stärkt.“

© J. Dulnigg/ FH Kärnten

Bernhard Weber, Geschäftsführer Unicorn Startup & Innovation Hub

„Künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Ein markanter Wendepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung war die Veröffentlichung von Chat GPT. In meiner Arbeitswelt hat KI einen festen Platz eingenommen, auch als praktisches Tool im täglichen Einsatz. KI ist vom Buzzword in Pitchdecks zum zentralen Motor der digitalen Geschäftsmodelle geworden. Im Unicorn in Graz sitzen Startups, die Energiesensordaten in Gebäuden mittels KI nutzbar machen oder Anwendungsgebiete von Enzymen erforschen. Sie stehen jedoch auch vor großen Herausforderungen, nicht nur durch Giganten wie Microsoft und Co., sondern auch durch Kosten für Rechnerleistungen, Daten und Training der Algorithmen. KI-Expertise ist ein Engpass und für Startups nicht immer bezahlbar. Das umfasst für mich übrigens neben technischem Know-how auch den Umgang damit in rechtlichen und ethischen Fragen.“

© Unicorn

Marc Gfrerer, Geschäftsführer Logmedia GmbH & Berufsgruppensprecher IT der Fachgruppe UBIT

„Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben. Sie wird aus meiner Sicht nicht nur viele Geschäftsprozesse, sondern nahezu alle Branchen radikal verändern. In meiner Branche beginnt das beim Thema Kundensupport, Wissenstransfer und geht hin bis zur automatisierten Erstellung von Präsentationen und Grafiken. Klug ist der, der weiß, wo er findet was er nicht weiß! Und KI ,weiß‘ mittlerweile recht viel. Daher rate ich allen Unternehmen sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Jeder Betrieb kann davon profitieren, wenn er es annimmt. KI ist keine Modeerscheinung. Man kann vieles optimieren.“

© WKK/UBIT

Gabriele Semmelrock-Werzer, Vorständin Kärntner Sparkasse AG

„In der Kärntner Sparkasse arbeiten wir bereits seit einigen Jahren mit ,Machine Learning Tools‘, um einfach Arbeitsschritte automatisiert zu erledigen. KI ist für uns die natürliche Weiterentwicklung, in der wir große Chancen sehen. Wesentlich für die Kärntner Sparkasse ist allerdings, dass unsere Kundendaten streng geschützt bleiben und nicht an Dritte weitergeben werden können. Derzeit experimentieren unsere Expert:innen in speziellen abgeschlossenen Systemen intensiv mit KI und prüfen die Einsatzmöglichkeiten in verschiedensten Bereichen. Die Kärntner Sparkasse ist das älteste und gleichzeitig modernste Finanzinstitut Kärntens. In unserer fast 190-jährigen Geschichte hat sich das Bankwesen massiv verändert und wir werden uns auch künftig für unsere Kund:innen weiterentwickeln.“

© D. Waschnig

Michael Katzlberger, KI-Experte aus der Kreativindustrie und Geschäftsführer Katzlberger Consulting GmbH

„Der verstärkte Einsatz von KI hat unser Unternehmen in ein aufregendes Kreativlabor verwandelt. Diese bahnbrechende Technologie ermöglicht es uns, datengetriebene Einblicke in Echtzeit zu gewinnen und revolutioniert unsere Entscheidungsfindung (früher: Bauchgefühl). KI fungiert dabei wie ein zusätzlicher Mitarbeiter, der datengetriebene Erkenntnisse in – teils ausgesprochen kreative – Meisterwerke (Text, Bild, Video und Musik) verwandelt. Zudem steigern wir die Effizienz und Produktivität durch automatisierte Prozesse bei 3LIOT.ai erheblich. Die Synergie von Mensch und Maschine treibt unsere Wettbewerbsfähigkeit an und ebnet den Weg für zukünftiges Wachstum in einer KI-getriebenen Welt. Intelligente Chatbots werden dabei zu virtuellen Geschichtenerzählern und persönlichen Kuratoren. Wir sehen KI nicht als Werkzeug, sondern als kreativen Partner, mit dem wir Seite an Seite die Zukunft gestalten. Schon bald wird KI das Rückgrat eines jeden Teams sein, egal in welcher Industrie oder Branche man sich bewegt.“

© Wolfgang POHN

Bildgeneratoren, die mittels künstlicher Intelligenz Bilder aus Text erzeugen, sind im Vormarsch und zaubern innovative Grafiken wie diese. © Katzlberger
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