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Umwelt
29.01.2025

Startschuss für erstes europäisches Wasserstoff-Valley

In Kürze beginnen die Planungen für Europas erstes Wasserstoff-Valley. Kärnten, Oberösterreich und die Steiermark werden bis 2030 insgesamt 578 Mio. Euro in die Wasserstoffwirtschaft investieren.

Kärnten, die Steiermark und Österreich stehen vor ähnlichen Herausforderungen als Industriestandorte, insbesondere bei der Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Um diesen Wandel zu fördern, sind große Investitionen in Wasserstofftechnologien nötig. Daraus entstand die Idee eines "Wasserstoff-Valley" als bundesländerübergreifendes Projekt. 48 Partner:innen aus Kärnten, der Steiermark und Oberösterreich beteiligen sich daran.

Startschuss

Demnächst erfolgt der Startschuss:  Rund 100 Teilnehmer:innen werden sich in Graz treffen, um mit den Planungen zu beginnen. Bis 2030 sollen in den drei Bundesländern 578 Mio. Euro investiert werden. Die EU unterstützt das Wasserstoff-Valley mit einer Start-Förderung von 20 Mio. Euro, die von der EU-Kommission bereits fix zugesagt wurde.

"Als Industrienationen sind wir besonders gefordert, die Dekarbonisierung der Industrie voranzutreiben. Das Wasserstoff-Valley wird wesentlich dazu beitragen."

Barbara Eibinger-Miedl, Sebastian Schuschnig und Markus Achleitner, Wirtschaftslandesräte in der Steiermark, Kärnten und Oberösterreich

„Kärnten konnte sich erfolgreich als Wasserstoffregion bewerben", sagt Sebastian Schuschnig, Wirtschaftslandesrat in Kärnten. Jetzt gehe es darum, eine regionale Wasserwirtschaft aufzubauen und in einen nachhaltigen Standort zu investieren.

Meilenstein für die In­dustrie

„Der Start des gemeinsamen Wasserstoff-Valleys ist ein Meilenstein für unsere drei Bundesländer. Als DIE Industrieregionen in Österreich sind wir besonders gefordert, die Dekarbonisierung der Industrie voranzutreiben. Das Wasserstoff-Valley wird wesentlich dazu beitragen. Außerdem können wir damit unsere Position als international führende Regionen in der Wasserstoff-Forschung weiter stärken“, sind sich Barbara Eibinger-Miedl, Wirtschafts- und Forschungslandesrätin der Steiermark, Markus Achleitner, Wirtschafts- und Forschungslandesrat von Oberösterreich und Sebastian Schuschnig, Wirtschaftslandesrat von Kärnten, einig.

10.000 Tonnen Wasser­stoff pro Jahr

Die einzelnen Projekte im Rahmen des Wasserstoff-Valleys umfassen die gesamte Wertschöpfungskette. Sie reichen von der Erzeugung über den Transport bis zur Speicherung und Anwendung von grünem Wasserstoff. Geplant sind neue Anlagen. Sie sollen in den drei Bundesländern mehr als 10.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr erzeugen. Der gesamte Bedarf in der Steiermark, Oberösterreich und Kärnten wird für 2028 auf über 13.000 Tonnen geschätzt.

17 Projekte

Das Wasserstoff-Valley wird unter der Leitung des Forschungsinstituts WIVA P&G umgesetzt. Es beteiligen sich 48 nationale und internationale Partner:innen in 17 Projekten. Diese setzen auf Anwendungen in der Industrie (56 Prozent), sowie in den Bereichen Energie (23 Prozent) und Mobilität (21 Prozent). Von den 17 Projekten werden je sechs in der Steiermark und Oberösterreich sowie fünf in Kärnten umgesetzt.

Ab 2028 in Betrieb

Der Zeitplan sieht bis Ende 2026 die konkrete Planung vor, anschließend erfolgt die Errichtung der Anlagen. Sie sollen bis Ende 2028 in Betrieb gehen. Bis zum Jahr 2030 werden die Anlagen weiter optimiert werden.

„Durch die Unterzeichnung des Fördervertrags wurde der nächste große Meilenstein für die Umsetzung des HI2-Valleys erreicht. Nun geht es um die Umsetzung der einzelnen Projekte innerhalb des Valleys und darum neue Synergien zu schaffen. Wir freuen uns auf eine enge Zusammenarbeit aller Valley-Partner in den nächsten sechs Jahren und hoffentlich auch darüber hinaus“, so Margherita Matzer, Projektleiterin HI2-Valley bei WIVA P&G.

Von Afrika nach Deutsch­land

Zudem wird die geplante Wasserstoffpipeline „SoutH2Corridor“, die eine Strecke von knapp 4.000 Kilometern von Nordafrika über Italien und Österreich weiter nach Deutschland umfasst, beim weiteren Wasserstoff-Ausbau vor Ort berücksichtigt. Erst vor wenigen Tagen wurde bei der Ministerkonferenz in Rom durch Österreich, Deutschland, Algerien, Italien und Tunesien die Absichtserklärung zur Entwicklung dieses südlichen Wasserstoffkorridors unterzeichnet.

Kärnten profi­tiert von seiner Lage

Kärnten hat aufgrund seiner günstigen strategischen Lage entlang der Pipeline von Norditalien Richtung Wien beste Voraussetzungen als ‚Hydrogen Valley‘. „Kärnten wird beim Aufbau des bundesländerübergreifenden ‚Hydrogen Valleys‘ federführend sein. Wir haben die Chance, im Süden Österreichs zu einer EU-weiten Pilotregion zu werden“, so Schuschnig, der betont: „Ziel ist es, durch den verstärkten Einsatz von Wasserstoff in den verschiedensten Branchen noch viele Jahre zu profitieren.“

Vervierfachung der Menge

Bereits 2020 wurde durch die HyCentA GmbH, eine Wasserstoff-Potentialanalyse für Kärnten erarbeitet. Darauf aufbauend wurde mit der „Wasserstoff-Roadmap 2030“ eine eigene Landesstrategie aufgelegt, mit dem Ziel, die Nutzung von Wasserstoff in Industrie, Schwerlastmobilität sowie im öffentlichen Verkehr in Kärnten bis 2030 zu vervierfachen und die Produktion von Wasserstoff in Kärnten zu starten. Dabei wird ausschließlich auf grünem, aus nachhaltiger Energie erzeugten Wasserstoff gesetzt. Die ersten Wasserstoff-Busse sind bereits im Einsatz.

Industrie im stei­rischen Fokus

Gerade die in der Steiermark stark vertretenen und sehr energieintensiven Wirtschaftssektoren Stahl, Zement und Rohstoffe gelten laut EU als die am schwersten zu dekarbonisierenden Industrien. Umso essenzieller ist hier der Einsatz von grünem Wasserstoff. Auch deshalb, da der in diesem Bereich teilweise schon jetzt eingesetzte konventionell erzeugte Wasserstoff in der EU bis 2030 auf 50 Prozent grüne Erzeugung umgestellt werden soll. Hier besteht also hoher Handlungsbedarf, diese Sektoren werden allesamt in der Steiermark im Wasserstoff-Valley pilotartig dekarbonisiert. Durch die im Rahmen des Wasserstoff-Valleys in der Steiermark errichteten Anlagen sollen ab 2028 rund 5.500 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr produziert werden.

Mehr Wasserstoff als Strom

Laut „Masterplan Grüne Energie 2040“ der steirischen IV und der Energie Steiermark rechnet die heimische Industrie damit, bereits in zehn Jahren mit 2,8 bis 4,6 TWh mehr Wasserstoff als Strom zu benötigen (derzeit 2,4 TWh, 2035 rund 3,4 TWh).  Bis 2030 werden rund 0,6 TWH oder mehr als 18.000 Tonnen grüner Wasserstoff jährlich aus lokaler Produktion benötigt.

Lokale Produktion schafft 1.000 Jobs

Im Green Tech Valley Cluster und dem ACstyria sind bereits jetzt rund 1.000 Mitarbeiter:innen in Forschung und Industrie im Bereich Wasserstoff beschäftigt, beispielsweise bei der Andritz, der AVL, dem HyCentA, der Montanuniversität Leoben oder der TU Graz. Um den zuvor genannten Bedarf an grüner Wasserstoffproduktion von 18.000 Tonnen bis 2030 zum größten Teil regional zu erzeugen, würde das laut aktuellen EU-Studien weitere rund 1.000 Jobs bringen.

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