Foto: WKO Steiermark
Wirtschaft
18.12.2022

Steirisches Wirtschafts­barometer unterstreicht Rezessions-Gefahr

Bei der aktuellen Konjunkturumfrage der WKO Steiermark rutschen die Saldenwerte beim allgemeinen Wirtschaftsklima sowohl beim Ist-Stand als auch bei den Erwartungen deutlich ins Minus.

Der Ukrainekrieg und die damit verbundenen Folgen haben massive Auswirkungen auf die heimische Konjunktur. WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg fordern von der Politik endlich „Taten statt Worte“, vor allem, was die Eindämmung der Energiepreise betrifft. Diese werden von 78,4 % der Unternehmer als größte Herausforderung für 2023 genannt, dicht gefolgt vom Arbeits- und Fachkräftemangel (77 %). „Wir stehen vor enormen Herausforderungen, für die es endlich praktikable Lösungsansätze braucht. Nicht alle Probleme sind auf den Ukrainekrieg zurückzuführen, wir müssen endlich auch im Land selbst unsere Hausaufgaben erledigen“, so Herk und Dernoscheg.

Konjunkturumfrage der WKO Steiermark

Fast schon ein Jahr tobt der Ukrainekrieg. Massive Teuerungen, ausgelöst durch horrende Energiepreise sind eine der Folgen. Das trübt auch die Stimmung in der steirischen Wirtschaft massiv, wie die Einschätzung des allgemeinen Wirtschaftsklimas im neuen Wirtschaftsbarometer zeigt. 755 Unternehmen haben an der großen Konjunkturumfrage der WKO Steiermark teilgenommen: 43,8 % geben an, dass das Wirtschaftsklima sich verschlechtert habe, 18,0 % sehen eine Verbesserung. Dass ergibt unterm Strich einen Negativsaldo von -25,8 %-Punkten. Beim Erwartungssaldo für die kommenden zwölf Monate sinkt dieser Wert sogar auf -74,2 %-Punkte, ein neuer Tiefstand im langjährigen Vergleich. Zumindest etwas besser – in Relation zum allgemeinen Wirtschaftsklima – wird die Entwicklung des eigenen Unternehmens bewertet. Sämtliche Salden befinden sich hier bei den Ist-Werten noch im Plus, wenngleich mit negativem Ausblick. Das steirische Konjunkturprofil im Detail: Gesamtumsatz +25,5 %-Punkte, Auftragslage +15,8 %-Punkte, Preisniveau +82,2 %-Punkte, Investitionen +17,3 %-Punkte und Beschäftigung +17,6 %-Punkte.

Situation ist ernst

Bei den Erwartungen kippen aber auch hier sämtliche Saldenwerte – mit Ausnahme des Preisniveaus (+64,8 %-Punkte) – ins Negative. So sinkt der Wert für die künftige Entwicklung des Gesamtumsatzes auf -20,9 % -Punkte, jener der Auftragslage auf -33,8 %-Punkte, bei den Investitionserwartungen auf -20,0 %-Punkte und bei der Beschäftigung auf -18,3 %-Punkte. „Die Situation ist ernst, die Herausforderungen groß. Diese dürfen von der Politik nicht länger nur verwaltet werden. Es braucht endlich entschiedene Taten, vor allem zur Senkung der horrenden Energiepreise“, betonen WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Konkret fordern sie die Einführung eines Strom-Gewerbetarifs für Klein- und Mittelbetriebe, der – wie in Salzburg – mit 15 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt ist, darüber hinaus müsse der Energiekostenzuschuss bis Ende 2023 verlängert werden. Zusätzlich brauche es eine Strom- und Gaspreisbremse, „idealerweise auf europäischer Ebene und wenn das nicht möglich ist, auf Österreich-Ebene“, so Herk und Dernoscheg, die auch ein verstärktes Augenmerk auf die Sicherung der Energieversorgung im Land einfordern.

Hohe Energiepreise

78,4 % der befragten Unternehmer sehen die hohen Energiepreise jedenfalls als eine der größten Herausforderungen für 2023. Auf Platz zwei (77,0 %, Mehrfachnennungen möglich) folgt knapp dahinter der Arbeits- und Fachkräftemangel. „Angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen ist dieser Wert bemerkenswert und zeigt, wie akut der Handlungsbedarf hier ist“, so Herk und Dernoscheg. Sie fordern darum eine grundlegende Reform. „Hier darf es bei Lösungsansätzen keine Denkverbote geben, speziell was Fachkräfte aus Drittstaaten betrifft. Wir dürfen beim Wettbewerb um die hellsten Köpfe und die geschicktesten Hände nicht ins Hintertreffen geraten. Deutschland hat dieser Tage ein neues Punktesystem mit wesentlichen Erleichterungen für den Fachkräfte-Zuzug angekündigt. Eine vergleichbare Reform der RotWeiß-Rot-Karte wäre dringendst notwendig. Darüber hinaus müssen wir natürlich auch alle Potenziale im Land heben. Das beginnt beim Ausbau der Kinderbetreuung und reicht hin zu einer Reform des Arbeitslosengeldes und einer Forcierung der überregionalen Vermittlung“, betont die WKO-Führungsspitze.

Was die Steirische Wirtschaft von der Politik fordert

ENERGIEKOSTEN: unternimmwas.at

  • Gewerbetarif für KMU einführen
  • Strom- und Gaspreisbremse sowie Verlängerung Energiekostenzuschuss bis Ende 2023
  • CO2-Steuer: Aussetzen der Stufe zwei im Jänner
  • Sicherung und Ausbau einer sauberen Energieversorgung im Land

FACHKRÄFTE: Maßnahmenpaket zur Fach- und Arbeitskräftesicherung umsetzen

  • Qualifizierte Zuwanderung: Weitere Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte für Fachkräfte aus Drittstaaten nach deutschem Vorbild.
  • Mobilisierung des heimischen Arbeitskräftepotentials: überregionale Vermittlung forcieren, Arbeitslosengeld-Reform, Ausbau Kinderbetreuung, Teilkrankenstand etc.
  • Bildungsoffensive: Bildungskarenz reformieren, Lehre nach der Matura etc.

STANDORT: Jahrhundertchance Koralmbahn nutzen

  • Infrastruktur-Bottlenecks beseitigen: Ausbau Phyrn-Schober-Achse und Graz-Bruck
  • Ausgleichsmaßnahmen in peripheren Regionen: Ausbau S-Bahn-System KlagenfurtAichfeld und Vollausbau B317-S37
  • Öffentlicher Verkehr: Taktung in beiden Bundesländern optimieren
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