© advantage Media
Bildung
24.01.2025

Streifzug durch Kärntens Arbeits­geschichte

Die aktuelle Ausstellung der Arbeiter­kammer Kärnten zeigt, dass unsere heimische Arbeits­welt schon oft von großen Umwäl­zungen betroffen war.

Von Markus Arch

Daniel Weidlitsch und Anna Enderle sind bei der Arbeiterkammer Kärnten zuständig für das Referat „Geschichte, Gesellschaft und politische Bildung.“ Die Ausstellung „Kärntner Arbeitswelten im Wandel“, die von den beiden organisiert und kuratiert wird, ist bis März 2025 im ÖGB/AK Bildungsforum in Klagenfurt zu sehen.

advantage: Woher stammt die Idee, sich mit der Kärntner Arbeitswelt zu befassen?

Daniel Weidlitsch: Die Idee, sich mit der Kärntner Arbeitswelt zu befassen, entstand aus dem Anliegen der Arbeiterkammer Kärnten, die historischen und gesellschaftlichen Veränderungen der regionalen Arbeitswelt zugänglich zu machen sowie Impulse für zukünftige Entwicklungen zu geben. Die Ausstellung zeigt, wie sich die Arbeitsbedingungen der Kärntner:innen im Laufe der Jahrzehnte verändert haben und welche Rückschlüsse sich daraus für aktuelle Arbeits fragen ziehen lassen. Wie sah Kärntens Wirtschaft vor 150 Jahren aus?

Anna Enderle: Das Arbeitsleben der Kärntner:innen war von der Landwirtschaft und dem Bergbau geprägt. Die industrielle Revolution kam erst sehr spät zu uns, circa ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Neue Erkenntnisse und Entwicklungen haben aber dazu geführt, dass der Bergbau sukzessive nachließ.

„Die Idee entstand daraus, die Verän­derungen der regio­nalen Arbeits­welt zugäng­lich zu machen und Impulse für zukünftige Entwick­lungen zu geben.“ 

Daniel Weidlitsch

© AK Kärnten/Helge Bauer

Wie hat die Industrialisierung unser Land verändert?

Enderle: Das südliche Österreich gewann als Produktionsstandort an Bedeutung, man denke etwa an die einstige Lederwarenfabrik Neuner. Die Industrialisierung hat neben dem Ausbau der Eisenbahn auch die Elektrifizierung und damit den Bau von Kraftwerken vorangetrieben; im Jahr 1885 brannte die erste Glühbirne in einer Kärntner Fabrik. Einerseits war es dadurch möglich, unabhängig vom Tageslicht zu produzieren, andererseits wurde die Arbeitszeit aufgeweicht. Die beiden Weltkriege bedeuteten Zäsuren in der Industrialisierung Kärntens.

„Kärnten war einst für seine Textil­industrie bekannt. Heute ist die Digitali­sierung eine große Chance für uns.“

Anna Enderle

© AK Kärnten/Helge Bauer

Wie hat sich Kärntens Wirtschaft seit den Weltkriegen entwickelt?

Enderle: Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Industrie am Boden. Ab den 1960er Jahren siedelten sich aber wieder große Betriebe an, was vor allem der „Gesellschaft zur Förderung der Entwicklungsgebiete Kärntens“ (später „Gesellschaft zur Förderung der Kärntner Wirtschaft“) zu verdanken ist. Die Textil- und Schuhindustrie verlor jedoch an Bedeutung. Auch die einst starke Zellulose- und Papierindustrie ist großteils verschwunden, heute zeugt noch das Verpackungsunternehmen Mondi in Frantschach davon.

Wohin geht die wirtschaftliche Reise Kärntens?

Enderle: Ich denke, dass die Digitalisierung viele Chancen für Kärnten bereithält. Man muss dabei aber aufpassen, dass die Änderungen in der Arbeitswelt nicht auf Kosten der Arbeitnehmer:innen gehen. Künstliche Intelligenz ist etwa eine Technologie, die dem Menschen dienen sollte – und nicht umgekehrt.

Eröffneten die Ausstellung in der AK: Kuratorin Anna Enderle (AK-Referat Bildung, Jugend und Kultur), AK-Bildungsreferent & Projektleiter Daniel Weidlitsch, AK-Präsident Günther Goach, AK-Direktorin Susanne Kißlinger und AK-Direktorin-Stellvertreterin Irene Hochstetter-Lackner ©AK Kärnten
Schlagwörter