Daniel Weidlitsch
© AK Kärnten/Helge Bauer
Daniel Weidlitsch und Anna Enderle sind bei der Arbeiterkammer Kärnten zuständig für das Referat „Geschichte, Gesellschaft und politische Bildung.“ Die Ausstellung „Kärntner Arbeitswelten im Wandel“, die von den beiden organisiert und kuratiert wird, ist bis März 2025 im ÖGB/AK Bildungsforum in Klagenfurt zu sehen.
Daniel Weidlitsch: Die Idee, sich mit der Kärntner Arbeitswelt zu befassen, entstand aus dem Anliegen der Arbeiterkammer Kärnten, die historischen und gesellschaftlichen Veränderungen der regionalen Arbeitswelt zugänglich zu machen sowie Impulse für zukünftige Entwicklungen zu geben. Die Ausstellung zeigt, wie sich die Arbeitsbedingungen der Kärntner:innen im Laufe der Jahrzehnte verändert haben und welche Rückschlüsse sich daraus für aktuelle Arbeits fragen ziehen lassen. Wie sah Kärntens Wirtschaft vor 150 Jahren aus?
Anna Enderle: Das Arbeitsleben der Kärntner:innen war von der Landwirtschaft und dem Bergbau geprägt. Die industrielle Revolution kam erst sehr spät zu uns, circa ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Neue Erkenntnisse und Entwicklungen haben aber dazu geführt, dass der Bergbau sukzessive nachließ.
Daniel Weidlitsch
© AK Kärnten/Helge Bauer
Enderle: Das südliche Österreich gewann als Produktionsstandort an Bedeutung, man denke etwa an die einstige Lederwarenfabrik Neuner. Die Industrialisierung hat neben dem Ausbau der Eisenbahn auch die Elektrifizierung und damit den Bau von Kraftwerken vorangetrieben; im Jahr 1885 brannte die erste Glühbirne in einer Kärntner Fabrik. Einerseits war es dadurch möglich, unabhängig vom Tageslicht zu produzieren, andererseits wurde die Arbeitszeit aufgeweicht. Die beiden Weltkriege bedeuteten Zäsuren in der Industrialisierung Kärntens.
Anna Enderle
© AK Kärnten/Helge Bauer
Enderle: Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Industrie am Boden. Ab den 1960er Jahren siedelten sich aber wieder große Betriebe an, was vor allem der „Gesellschaft zur Förderung der Entwicklungsgebiete Kärntens“ (später „Gesellschaft zur Förderung der Kärntner Wirtschaft“) zu verdanken ist. Die Textil- und Schuhindustrie verlor jedoch an Bedeutung. Auch die einst starke Zellulose- und Papierindustrie ist großteils verschwunden, heute zeugt noch das Verpackungsunternehmen Mondi in Frantschach davon.
Enderle: Ich denke, dass die Digitalisierung viele Chancen für Kärnten bereithält. Man muss dabei aber aufpassen, dass die Änderungen in der Arbeitswelt nicht auf Kosten der Arbeitnehmer:innen gehen. Künstliche Intelligenz ist etwa eine Technologie, die dem Menschen dienen sollte – und nicht umgekehrt.