© Sabine Biedermann
Gesundheit
26.07.2024

Stress: Gesunde Bewältigungs­strategien statt Alkohol­konsum

Von beruflichen Herausforderungen bis hin zu persönlichen Verpflichtungen: Stress kann unser Wohlbefinden beeinträchtigen und anfällig für ungesunde Bewältigungsmechanismen machen.

Stress kann eine starke Triebkraft für süchtiges Verhalten sein: Zum Abschluss eines stressigen Tages ein Feierabendbier oder ein gemütliches Glaserl Wein auf der Couch, um runterzukommen und „abzuschalten“. Der Mensch sucht im gestressten Zustand nach raschen Entspannungsmöglichkeiten bzw. Belohnungen, um sich besser zu fühlen. Der Griff zum Alkohol kann kurzfristig Erleichterung bringen, sich jedoch langfristig – je nach Konsum – negativ auswirken.

„Sorgen ertrinken nicht in Alkohol. Sie können schwimmen.“

Heinz Rühmann, Schauspieler

Genuss oder Sucht?

Alkohol oder auch andere Suchtmittel – sogar Schokolade – wirken schnell auf das Belohnungssystem in unserem Gehirn. In geringen Mengen wirkt Alkohol stimmungshebend, entspannend, sogar angstlösend und mindert das Stresshormon Cortisol. Also alles in allem positive Effekte. Gesellschaftlich ist Alkohol zudem „anerkannt“. Dadurch fällt man auch lange nicht mit einem vermeintlichen Problem auf. Und Alkohol macht vor keiner Schicht halt: Von der gestressten Mutter zu Hause bis zu einem Manager einer großen Firma – Alkohol beruhigt scheinbar die Nerven. Doch was passiert, wenn der Konsum zu exzessiv wird, wenn die Person die Kontrolle über den Konsum und schließlich über sich selbst verliert? Sowohl Stress als auch Alkohol können unsere Denkmuster verzerren, was dazu führt, dass kurzfristige Belohnungen über langfristige Konsequenzen gestellt werden. Sollte der Stressabbau und das Abschalten nur mehr mit dem Konsum von Alkohol möglich sein, sollten die Alarmglocken schrillen. Stressabbau wird deswegen nicht vermieden, sondern nur verlangsamt. Die Chance damit gezielt in ein Burn-Out zu laufen, ist sehr groß.

Übrigens: Alkohol lässt schlechter schlafen, verhindert die Regeneration und macht empfindlicher, gereizter und dadurch stressempfindlicher. Ein Teufelskreislauf, dem man nur sehr schwer wieder entkommen kann!

Selbst­fürsorge ist angesagt

Der erste Schritt zur Bewältigung von Stress und der Vermeidung von Suchtverhalten ist, sich der eigenen Stressoren bewusst zu werden. Die Identifikation und die Reflexion dessen, was einen stresst, kann gesunde Bewältigungsstrategien hervorrufen und begleitend unterstützen. Selbstfürsorgepraktiken, wie gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und Schlaf sind entscheidend für die Bewältigung von Stress. Diese Praktiken stärken nicht nur unseren Körper, sondern auch unseren Geist. Techniken wie Meditation, Atemübungen und progressive Muskelentspannung können dabei helfen, Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu steigern. Unterstützung in Form von Gesprächen im Freundes- und Bekanntenkreis, bei Therapeut:innen, Coaches oder Berater:innen können von großem Wert sein. Das Sprechen über Gefühle und Erfahrungen kann helfen, Belastungen zu verarbeiten und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

ZUR PERSON

MARINA SALMHOFER

ist ganzheitliche Beraterin und begleitet Einzelpersonen, Teams und Unternehmen in Fragen der psychosozialen Gesundheit. Sie ist zudem Landessprecherin des Berufsverbandes der sozialen Arbeit Kärntens.

Schlagwörter