Südösterreichs Gründerlandschaft im Vormarsch
In Kärnten wurden im Vorjahr 2.266 Firmen gegründet – das sind 3 % mehr als im Jahr 2022, wie aus der Statistik der Wirtschaftskammer Österreich hervorgeht. Die Steiermark konnte 2023 sogar den bisher zweithöchsten Gründungswert aller Zeiten verzeichnen: Mit 4.912 Neugründungen wurde im Vergleich zum Jahr 2022 ein Plus von 3,8 % erreicht. Lediglich das Rekordjahr 2021 konnte 33 Neugründungen mehr verzeichnen. Österreichweit gab es im Vorjahr 36.380 Firmengründungen, um 5,2 % mehr als 2022 (34.587).
Gründergeist in Kärnten
Der Gründergeist ist in Kärnten weiter hoch. Immer mehr Menschen wagten den Schritt in die Selbständigkeit. Im Vorjahr gab es insgesamt 2.266 Gewerbeanmeldungen (ohne den Berufszweig Selbständige Personenbetreuer). Die Zahl ist gegenüber 2022 gestiegen (2022: 2.191, 2021: 2.190, 2020: 1950). Die meisten Neugründungen verzeichnete der Bezirk Klagenfurt Stadt mit 488, gefolgt von Villach-Land mit 317 und Spittal an der Drau mit 309 Neugründungen. Gemessen an der Einwohnerzahl (Gründungen pro 1.000 Einwohner) war Villach-Land der gründungsintensivste Kärntner Bezirk im Jahr 2023. „Unsere Gründer:innen blicken, trotz allgemein schlechter Stimmung in der Wirtschaft, positiv in die Zukunft und setzen damit auch ein starkes Zeichen für den Standort Kärnten“, so Lucija Wakounig, Leiterin des WK-Gründerservice Kärnten.
Steiermark verzeichnet zweithöchsten Gründungswert
„2023 war angesichts der internationalen Entwicklungen ein wirtschaftlich höchst herausforderndes Jahr. Trotzdem haben sich im Schnitt 13 Steirer:innen pro Tag selbständig gemacht und damit Leistungswillen und Eigenverantwortung unter Beweis gestellt“, zollt WKO Steiermark Präsident Josef Herk den Gründer:innen Respekt. Weder die Energiekrise noch die dadurch ausgelöste hohe Inflation und die damit einher gehende Konjunkturflaute haben dem Trend, sein eigener Chef zu werden, einen Abbruch getan – im Gegenteil: Mit 4.912 Neugründungen verzeichnete die Steiermark 2023 den zweithöchsten Gründungswert aller Zeiten. Lediglich 2021 haben sich mehr Personen selbständig gemacht (4.945). Auf die Steiermark entfallen damit 13,5 % aller bundesweiten Firmengründungen. Rechnet man noch die selbständigen Personenbetreuer dazu, waren es sogar 5.958 Neugründungen. Für Herk ist das ein „positives Zeichen für den Gesamtstandort“. Schließlich belegen die Zahlen, „dass die Selbständigkeit auch oder gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen eine echte Alternative für die Steirer:innen ist. Trotz erschwerter Planbarkeit haben diese Menschen Eigenverantwortung und echten Leistungswillen bewiesen. Genau jene Eigenschaften, die gefordert sind, um den Standort weiterzuentwickeln und durchzustarten. Denn die Unternehmer:innen schaffen Arbeitsplätze und damit Wohlstand im Land“, so Herk.
Motive für die Selbständigkeit
Laut Wakounig, Leiterin des WK-Gründerservice Kärnten, wird die Selbständigkeit immer beliebter: „Die meisten entscheiden sich bewusst, eine Firma zu gründen. Hauptmotive sind flexibel in der Zeit- und Lebensgestaltung zu sein (71 %), sein eigener Chef zu sein (69 %) und die Verantwortung, die man bereits als Angestellter getragen hat, in das eigene Unternehmen einzubringen (63 %).“ Rund 48 % der Neugründungen in Kärnten erfolgten hauptberuflich, 43 % nebenberuflich. Fast Dreiviertel (74%) der nebenberuflichen Unternehmer:innen sind weiterhin unselbständig erwerbstätig. Auch Markus Reiter, Leiter des Gründerservice in der WKO Steiermark, bestätigt: „Wir erleben im Gründerservice seit geraumer Zeit einen Trend zur nebenberuflichen Tätigkeit, dieser hat sich auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. Unsere Arbeitswelt wird hier immer bunter und vielfältiger.“ Dahinter stecke laut Reiter vor allem der Wunsch nach mehr Flexibilität und Eigenverantwortung, was sich auch in der aktuellen Motivumfrage der WKO widerspiegelt: Demnach war der Wunsch ein zweites berufliches Standbein zu schaffen für 17,1 % der Gründer:innen das Hauptmotiv, gefolgt vom Ziel sein Einkommen zu steigern (13,3 %) sowie dem Streben nach flexiblerer Zeit- und Lebensgestaltung (11,4 %).
Favoriten in Rechtsformen und Branchen
Einzelunternehmen bleiben in Kärnten die beliebteste Form bei Neugründungen. So haben sich 76 % aller Gründer:innen für diese Rechtsform entschieden (2022: 74,7 %), gefolgt von der GmbH mit 13,8 % (2022: 14,5 %). Die meisten Unternehmen wurden in Kärnten in den Sparten Gewerbe und Handwerk sowie Handel gegründet. Dabei sind die stärksten Gründungsbranchen Unternehmensberatung (8,7 %), Versand-, Internet und allgemeiner Handel (7,9 %), Werbung und Marktkommunikation (7,2 %) sowie persönliche Dienstleister (6,4 %).
Ähnlich verlief es in der Steiermark: Die meisten Firmengründungen (ohne Personenbetreuung) gab es 2023 in den Branchen Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) mit 8,7 %, Versand- und Internethandel (7,9 %), Werbung und Marktkommunikation (7,2 %), Persönliche Dienstleister (6,4 %) sowie Direktvertrieb (5,3 %). Bei der Wahl der Rechtsform, stellen die Einzelunternehmen mit einem bundesweiten Anteil von 82,1 % ebenso den Großteil der Gründungen dar, gefolgt von der GmbH mit 13,8 %.
So alt sind Südösterreichs Neugründer:innen
Laut Statistik beträgt das Durchschnittsalter bei den weiß-grünen Einzelunternehmen (ohne selbständige Personenbetreuer) aktuell 35,7 Jahre, der Bundesschnitt liegt mit 36,2 Jahren leicht darüber. Im Vergleich dazu sind Kärntens Gründer:innen im Schnitt 37,3 Jahre alt.
Weitere statistische Details hinsichtlich der Altersstruktur der steirischen Gründungslandschaft zeigen, dass nur 2,8 % der steirischen Gründer:innen von Einzelunternehmen unter 20 Jahre alt waren. Weitere 29,4 % waren zwischen 20 und 30 Jahren, 34,2 % waren bei der Gründung zwischen 30 und 40 Jahre alt. 19,9 % gründeten im Alter zwischen 40 und 50 Jahren, weitere 10,2 % zwischen 50 und 60 Jahren. 3,7 % der Gründungen entfielen auf Über-60-Jährige.
Hohe Frauenquote in der Gründerstatistik
In der Steiermark weist die Gründerstatistik auch für 2023 einen hohen Frauenanteil aus – von den gegründeten Einzelunternehmen (ohne selbständige Personenbetreuer) liegen 45,8 % in weiblicher Hand. Ein Blick auf die Regionen zeigt, dass die meisten Gründungen in der Landeshauptstadt erfolgten (1.452), gefolgt von Graz-Umgebung (613), Leibnitz (375) Hartberg-Fürstenfeld (347), Weiz (325) und Liezen (316). Im Schnitt sind 94,3 % der neugegründeten Unternehmen auch ein Jahr später noch am Markt tätig, nach drei Jahren sind es 76,6 % und nach über fünf Jahren 66,6 %. In Kärnten liegt der Frauenanteil bei den Neugründungen mit 46,5 % ebenso hoch.
WISSENSWERT
Erste Anlaufstelle für Neugründungen ist das Gründerservice sowie die Bezirksstellen der Wirtschaftskammer.
Weitere Infos unter: https://www.wko.at/gruendung/start