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Gesundheit
25.07.2024

Tierschutzpreis 2024: Konzepte für neue Kurspflicht gesucht

Vor Anschaffung bestimmter Tierarten muss künftig ein Training absolviert werden. Der Landes­tierschutz­preis Kärnten honoriert die besten Ideen für die Umsetzung.   

Bereits zum fünften Mal wird heuer der Tierschutzpreis des Landes Kärnten ausgeschrieben. „Der Landestierschutzpreis steht jedes Jahr unter einem anderen und ganz speziellen Motto. Etwa 'Landwirtschaftliche Nutztiere', 'Schwein gehabt' oder 'Mensch-Tier-Beziehung'. Im Vorjahr haben wir uns an die Kleinsten, an Volksschulkinder gewandt. Und heuer werden wir Bezug auf die Anfang Juli im Nationalrat beschlossene Novelle des Tierschutzgesetzes nehmen“, kündigte Tierschutzreferentin Beate Prettner kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz an.

Einheitliches Kurs­angebot geplant

Ein zentraler Punkt der Gesetzesnovelle: Halter:innen von Hunden, Amphibien, Reptilien und Papageienvögeln müssen künftig vor Anschaffung des Tieres einen Sachkundekurs im Ausmaß von mindestens vier Stunden absolvieren. Für Hundehalter:innen kommt zusätzlich ein praktisches, mindestens zweistündiges Hundetraining dazu. Der Sachkundenachweis tritt mit 1. Juli 2026 in Kraft. Somit haben auch die Bundesländer Zeit, entsprechende Kursangebote zu generieren. „Genau gesagt sind es die jeweiligen Bezirksbehörden, also Magistrate und Bezirkshauptmannschaften, die diese Kurse anbieten müssten. Kärnten strebt aber eine Vereinheitlichung an: Das Land wird sich daher federführend um die Umsetzung kümmern und Vorgaben präzisieren“, betont Prettner.

Wichtiges Basiswissen vermitteln

„Mit dem Sachkundekurs will man verhindern, dass sich Menschen unüberlegt und blauäugig einen Hund zulegen. Sie sollen und müssen wissen, worauf sie sich einlassen, wie zeitintensiv eine Hundehaltung ist und mit welchen Kosten sie verbunden ist“, so die Landesrätin. Tatsächlich kostet ein Hund im Laufe seines Lebens etwa so viel wie ein Kleinwagen. „Viele Hundebesitzer:innen stellen nach wenigen Monaten fest, dass sie völlig überfordert sind. Die Folge ist: Der Hund wird im Tierheim abgegeben.“ Weshalb der Sachkundekurs zukünftig Basiswissen zu Hundeverhalten und Hundebedürfnissen vermitteln soll. Auch Pflichten von Hundebesitzer:innen – wie die Anmeldepflicht in den Gemeinden und die Registrierung in der Hundedatenbank – werden thematisiert.

„Wir gehen aktuell davon aus, dass viele Hunde nicht registriert sind. Mit Stand 22. Juli 2024 sind in der Heimtierdatenbank 41.741 Hundehalter und 52.960 Hunde in Kärnten gemeldet. Die Dunkelziffer liegt wohl um einige Tausend höher“, schätzt Prettner. Auf 100.000 Einwohner kommen in Kärnten 9378 Hunde: „Damit weist unser Bundesland die dritthöchste Hundedichte Österreichs auf.“

„Mit dem Sachkundekurs will man verhindern, dass sich Menschen unüberlegt einen Hund zulegen. Sie müssen wissen, worauf sie sich einlassen, wie zeitintensiv Hundehaltung ist und mit welchen Kosten sie verbunden ist."

Landesrätin Beate Prettner

Konzepte und Erfolgs­storys gefragt

„Der heurige Landestierschutzpreis wird den verpflichtenden Sachkundenachweis in den Mittelpunkt rücken. Wir wenden uns konkret an zwei Zielgruppen: Einerseits an tierschutzqualifizierte Hundetrainer, von denen es in Kärnten 49 gibt. Andererseits an Hundebesitzer:innen. Von den Hundetrainer:innen wünschen wir uns Konzepte für die Ausgestaltung des künftigen Sachkundenachweises. Die Hundebesitzer:innen rufen wir auf, uns eine Geschichte, gerne mit Video und Fotos, über ein erfolgreiches Hundetraining zu schicken. Also: Wie hat ein Hundetraining ein bestimmtes Verhalten des Hundes verändert?“, erklärt die Landesrätin.

Top-Jury kürt beste Beiträge

Eingereicht werden können die Beiträge für den Tierschutzpreis bis 3. September 2024 (an abt5.tsk@ktn.gv.at; bis maximal 5 Mb). „Die Preisverleihung findet am 4. Oktober, das ist der Welttierschutztag, im Spiegelsaal im Amt der Kärntner Landesregierung statt“, so die Tierschutzreferentin. Als Gewinn wartet ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro, zudem gibt es Hundetrainingsstunden. Bewertet werden die Beiträge von einer Top-Jury: So konnte u. a. Karl Weissenbacher, Leiter des Messerli-Institutes (vom Bund beauftragtes Institut für Tierverhalten, Ausbildung für Therapiehunde und Ausbildung für Tierschutztrainer) als Juror gewonnen werden. Außerdem in der Jury: Tierschutzombudsfrau Jutta Wagner und Tierärztekammerpräsident Josef Schantl.

"Es kommt oft vor, dass Hundebesitzer:innen de facto nichts oder zu wenig über das Verhalten und über die Bedürfnisse ihres Hundes wissen."

Heidrun Pusch, Hundetrainerin

Stress und Social Media als Problem

Heidrun Pusch, tierschutzqualifizierte Hundetrainerin, betrachtet das Motto des heurigen Landestierschutzpreises als großes Thema: „Es kommt oft vor, dass Hundebesitzer:innen de facto nichts oder zu wenig über das Verhalten und über die Bedürfnisse ihres Hundes wissen. Was ist artgerechte Hundehaltung? Welches Hundeverhalten deutet auf welches Verlangen des Hundes hin? Wie lese ich die Körpersprache eines Hundes? Fragen, mit denen wir im Hundetraining immer öfter konfrontiert werden.“ Pusch registriert, dass das Verhalten Hunden gegenüber wieder ruppiger wird. Als mögliche Ursache nennt sie den immer stressiger werdenden Alltag: „Wenn der Mensch selbst im Stress ist, sucht er nach vermeintlich schnellen Lösungen. Das äußert sich dem Hund gegenüber etwa mit Schupsen oder Stoßen. Leider sehen wir, das auch wieder mehr Stromhalsbänder, die verboten sind, im Umlauf sind.“

Ebenso problematisch sieht Pusch die vielen „wunderbaren, aber realitätsfernen Videos auf Social-Media-Kanälen: Da sieht man Hunde, die das Herrchen oder Frauchen den ganzen Tag mit besten Manieren begleiten. Das ist illusorisch. Und es widerspricht den Hundebedürfnissen.“

Landesrätin Beate Prettner mit dem English Springer Spaniel Houdini und Hundetrainer Martin Sadounik. © Büro LRin Prettner
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