Im Tourismus und in der Veranstaltungswirtschaft ist es schon fünf nach zwölf! – Foto: Pixabay/Tama66
Wirtschaft
15.01.2021

Tourismus und Veranstaltungswirtschaft: banges Hoffen auf Aufsperren am 25. Jänner

„Wir sind bereit für ein Aufsperren und dafür, Maßnahmen mitzutragen“, sagen die Sprecher in Tourismus und Veranstaltungswirtschaft. Sie haben Konzepte, brauchen aber schnellstens praktikable Rahmenbedingungen und Planungssicherheit. Finanzielle Hilfen müssten rascher ankommen. Immer noch hofft man auf einen Neustart am 25. Jänner.

Wie es in Kärnten mit Tourismus und Veranstaltungswirtschaft weitergehen könnte, war Inhalt eines Online-Pressegespräches der Wirtschaftskammer (WK) Kärnten mit Josef Petritsch (Obmann Tourismus und Freizeitwirtschaft), Stefan Sternad (Obmann Fachgruppe Gastronomie) und Hannes Dopler (Sprecher des WK-Veranstaltungsbeirats). Man habe gehofft, dass es heute bereits nähere Informationen gibt: Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist der 25. Jänner das kolportierte Öffnungsdatum, das allerdings gewaltig wackelt.

Klarer Zeitplan gefordert

„Wir hoffen auf den 25. Jänner. An einem Aufsperren führt kein Weg vorbei. Dieses Wochenende brauchen wir zumindest Planungshorizont“, so Petritsch. Betriebe bräuchten Vorlaufzeiten, um wieder aufzusperren, fordert er einen klaren Zeitplan ein. „Ob Bars, Fitnessstudios oder Tanzschulen: Unsere Betriebe brauchen Planungssicherheit!“

Probleme mit Abwicklung des Umsatzersatzes

Dass die Corona-Fallzahlen nach wie vor nicht zufriedenstellend sind, dessen sei man sich bewusst. Aber Tourismus und Veranstaltungswirtschaft „stehen mit dem Rücken zur Wand“. Täglich erreichen besorgte Anrufe die Wirtschaftskammer. Es gibt Schwierigkeiten bei der Auszahlung des Umsatzersatzes. Sternad: „Teilweise müssen Löhne ausgesetzt werden, weil der Umsatzersatz von Dezember noch nicht da ist, manche haben ihn von November noch nicht erhalten.“ Petritsch appelliert an den Bund: „Es gilt, bei den Auszahlungen in die Gänge zu kommen. Die monetären Hilfen sind gut, müssen aber rechtzeitig in den Betrieben ankommen.“ Denn eine Liquiditätsdecke ist teils gar nicht mehr vorhanden.

"Eintrittstests" in Hotellerie unproblematisch

Selbstverständlich sind für Petritsch regelmäßige Corona-Tests der Mitarbeiter und umfassende Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen. In der Hotellerie wäre es auch kein großes Problem, Corona-Testergebnisse von Gästen einzufordern und zu kontrollieren. Eine App könnte helfen, in der Testergebnisse abgebildet sind. „Es gibt von uns den Vorschlag eines zusätzlichen Passus im Meldeblatt, dass der Gast angibt, dass er negativ getestet oder geimpft ist. Der Gast muss das aber garantieren, wir dürfen nicht verantwortlich gemacht werden“, gibt Petritsch zu bedenken. Tests für die Mitarbeiter müsse man noch ausbauen – auf mindestens zweimal die Woche.

Testmöglichkeiten für Touristen

„Wir haben dem Gesundheitsministerium ein kompaktes und umsetzbares Konzept zur Teststrategie in der Beherbergungsbranche vorgelegt. Es handelt sich dabei um Maßnahmen, die den Betrieben betriebswirtschaftlich zumutbar sind und gleichzeitig medizinisch sinnvoll sind.“ Besonders abreisende Gäste bräuchten für die Einreise in ihr Heimatland unkomplizierte Testmöglichkeiten, weshalb gefordert wird, dass die Teststraßen des Landes auch für sie zur Verfügung stehen.

Petritsch pocht auch darauf, dass bei einem Aufsperren alle Einrichtungen in einem Hotel nutzbar sein müssen, also etwa auch Spa-Bereiche. Man wünscht sich den Status, der nach dem ersten Lockdown galt.

Dürfe man endlich zeigen, dass Konzepte greifen, könnte Vorbildwirkung entstehen. Petritsch: „Inklusive Lockerung der Quarantäne-Bestimmungen in Nachbarländern.“ In einem ersten Schritt liege der Fokus aber natürlich auf dem österreichischen Gast.

"Das Erweitern des Lockdowns um eine Woche war schon verheerend genug. Jetzt muss es endlich weitergehen! Dieser Stillstand verursacht enorme volkswirtschaftliche Schäden."

Josef Petritsch

"Sind Teil der Lösung!"

Gastronomie-Sprecher Sternad unterstreicht auch für seinen Bereich: „Wir sind flexibel und können uns der Situation anpassen. Aber an Ungewissheit können wir uns nicht anpassen.“ Petritsch wie Sternad sagen: „Wir sind nicht das Problem, wir sind Teil der Lösung!“

Sperrt die Gastronomie nicht am 25. Jänner auf, würde man einen ganzen Wirtschaftszweig langfristig gegen die Wand fahren.

Dass Gastro-Betriebe nicht offen haben dürfen, habe zu einer Verlagerung von Treffen in Privaträume geführt, Infektionszahlen blieben hoch. Deshalb meint Sternad: „Das Ziel muss sein, private Treffen wieder aus dem unkontrollierbaren Privatraum in den öffentlichen Raum zu verlagern, der entsprechend behördlich geregelt und bei Bedarf kontrolliert werden kann. Unsere Betriebe sind mit Sicherheit die bessere Alternative. Die Gastronomie war nie Infektions-Multiplikator, sondern hat in schwierigen Zeiten für sichere Rahmenbedingungen gesorgt.“ Man habe Konzepte, die Treffen sicher machen.

Man verliere auch mit jedem Sperr-Tag Mitarbeiter an andere Branchen oder an die Arbeitslosigkeit. Auch die Sperrstunde müsse man diskutieren. „Wir müssen unsere Betriebe zumindest bis 23 Uhr offenhalten können, um betriebswirtschaftlich arbeiten zu können.“

Viele Fragen offen

Einem „Eintrittstesten“ steht man offen gegenüber. Doch viele Fragen seien hier noch offen: Zählen auch privat durchgeführte Tests? Wer übernimmt die Kontrolle der Tests bzw. die Verantwortung für falsche Angaben? Was macht man mit Gästen, die Tests verweigern oder nicht vorzeigen wollen?

Vorstellen kann sich Sternad einen verbindlichen Aushang (wie beim Jugendschutzgesetz), dass nur negativ Getestete den Betrieb betreten dürfen. „Türsteher können wir nicht spielen.“ Die Letztverantwortung müsse der Gast haben, stichprobenartige Überprüfungen durch den Wirt seien aber machbar.

Für private Feiern wie Hochzeiten oder Geburtstage wären „Eintrittstests“ unkomplizierter machbar als beim normalen Gasthaus-Besuch.

Fahrplan für Veranstaltungsbranche fehlt

Bei den Veranstaltungen ist die Lage noch dramatischer. Großevents sind bis Mitte des Jahres ohnehin abgesagt. „Doch wir brauchen einen Fahrplan von der Regierung, klare Richtlinien, was die nächsten Monate möglich ist“, verlangt Dopler. „Eintrittstests“ seien eine Lösung, vor allem für kleinere Events eine „gute Methodik“. „Die Veranstaltungswirtschaft steht für kontrolliertes Feiern. Ab Frühling sollten private Feiern im kleineren Rahmen wieder ermöglicht werden“, hofft Dopler. Das gelte vor allem für Hochzeiten. Man hofft, das Personen-Limit dann schrittweise steigern zu können und auf einen Normalbetrieb im Sommer.

Im Tourismus und in der Veranstaltungswirtschaft ist es schon fünf nach zwölf! – Foto: Pixabay/Tama66
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