Julia Kröger, selbstständige IT-Werkerin bei ESIT
Traumjob abseits von Rollenklischees
Die alleinerziehende Mutter eines siebenjährigen Sohnes entdeckte schon früh ihre Leidenschaft für technische Berufe. Das Programm „FiT-Frauen in Handwerk und Technik“ der zam Steiermark Stiftung unterstützte ihren Werdegang und nach der Ausbildung wagte sie über die Erste Steirische IT-Genossenschaft (ESIT) den Weg in die Selbstständigkeit.
advantage: Wodurch zeichnet sich der Job als IT-Werkerin aus?
Julia Kröger: Gestartet bin ich bei der Firma ESIT über die zam-Stiftung, wo ich mich in Ausbildung befand. Danach habe ich mich im September 2023 dazu entschlossen, mich selbstständig zu machen. Das bedeutet, dass ich nun Mitglied der Genossenschaft bin und mir Firmenanteile gehören. Meine Tätigkeit als IT:Werkerin bleibt die gleiche, ich habe jetzt nur mehr Verantwortung und muss mich auch selbst um Steuern und die Buchhaltung kümmern.
Wie werden Sie in Ihrer selbstständigen Tätigkeit gefördert?
Die Selbstständigkeit war ein persönlicher Wunsch von mir und mir war schnell klar, dass ich diesen Weg bei ESIT einschlagen möchte. Von den beiden Gründern Thomas Rauch und Gerald Harrer habe ich viel Rückhalt erfahren. Sie haben mir sehr auf meinem Weg in die Selbstständigkeit geholfen und mir viele offene Fragen beantwortet. Hier konnte ich mich immer auf einen tollen Background verlassen. Ich bin die erste Frau bei ESIT, die sich nach einer Ausbildung bei der zam selbstständig gemacht hat. Meine Kolleg:innen sind bereits als selbstständige Mitarbeiter:innen zu ESIT gekommen.
Wie lässt sich die Selbstständigkeit mit Ihrer Rolle als Mutter vereinbaren?
Der Hauptvorteil ist, dass ich mir meine Zeit besser und flexibler einteilen kann. Dadurch ist alles etwas entspannter. Ich kann mir selbst aussuchen, wann ich arbeite, und kann auch einmal früher gehen, wenn mit meinem Sohn etwas sein sollte. Zudem wird mein Sohn in der Firma super akzeptiert. Alle kennen ihn schon und ich kann ihn problemlos mitbringen, wenn z. B. länger Ferien sind. Ein Nachteil, der zumindest am Anfang relevant war, ist dass man kein fixes Einkommen mehr hat. Aber wenn das Rad erstmal läuft, hat man seine Kund:innen und einen geregelten Ablauf und das Einkommen kann besser vorhergesehen werden.
Was ist Ihr Tipp an junge Mädchen, die einen technischen Beruf ausüben möchten?
Ich bin seit 2011 in einem technischen Beruf tätig und hatte am Anfang sehr damit zu kämpfen, dass ich eine junge Frau war. Viele Kund:innen wollten nicht mit mir sprechen, da sie lieber eine Auskunft von einem „richtigen“ Techniker wollten. Ich musste immer durch mehr Wissen als meine männlichen Kollegen überzeugen, um zu beweisen, dass ich meine Arbeit gut kann. Das ist heute definitiv nicht mehr so und ist mir in meiner Zeit bei ESIT kaum bis gar nie passiert. Die Gesellschaft ist dahingehend viel offener geworden. Mein Tipp an die jungen Mädchen ist: „Traut euch einfach, habt keine Scheu und seid einfach so wie ihr seid!“ Jeder sollte das machen, was einem Spaß macht und man sollte sich hier niemals von Rollenklischees beeinflussen lassen. Man soll sich einfach trauen und es durchziehen.
WISSENSWERT
ESIT ist ein Gemeinschaftsprojekt von IT-Dienstleister:innen mit Standort in Graz, die als Genossenschaft zusammenarbeiten. Im Fokus stehen persönliche Betreuung, eine hohe Servicequalität und ein sicheres IT-Gefühl bei fairen und transparenten Preisen. Mission ist es, ökologisch nachhaltig und mit sozialer Verantwortung gegenüber Mitmenschen und Partnern zu handeln.