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Wirtschaft
31.05.2022

Verantwortung gegenüber Mensch und Natur ernst nehmen

Als größter Mobilitätsanbieter und als einer der größten Arbeitgeber Österreichs setzt die ÖBB bereits seit vielen Jahren auf das Thema Nachhaltigkeit. Klimafreundliche Mobilität und Transporte zu ermöglichen ist ihre Mission.

Um dieser breiten Verantwortung – insbesondere auch gegenüber künftigen Generationen – gerecht zu werden, aber auch im Sinne einer langfristigen wirtschaftlichen Ausrichtung, hat die ÖBB Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen zu einer der wesentlichen Handlungsmaximen gemacht. Im Mittelpunkt der Überlegungen und Handlungen stehen dabei ökologische und ökonomische Fragen sowie soziale Aspekte. „Unsere große Mission, so viele Menschen wie möglich zum Umstieg auf Bahn und Bus zu bewegen, entlastet die Umwelt, schont Ressourcen, spart Energie und verursacht einen vergleichsweise geringen CO2-Ausstoß. Wir setzen uns in unserem täglichen Geschäft genauso wie in einer Vielzahl an Projekten und Partnerschaften für eine nachhaltige und klimafreundliche Verkehrswende ein und verstehen uns als wesentlicher Treiber der nachhaltigen Entwicklung in Österreich“, erklärt der Nachhaltigkeitskoordinator der ÖBB-Infrastruktur AG Thomas Schuh.

Drei Säulen der Nachhaltigkeit

Der ÖBB-Konzern lebt Nachhaltigkeit gesamthaft und orientiert sich an den klassischen drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Denn, eine nachhaltige Unternehmensausrichtung verknüpft erfolgreiches Wirtschaften, ökologische Verträglichkeit sowie soziale Verantwortung miteinander und bringt sie in ein ausgeglichenes Verhältnis. Der Nachhaltigkeitsbericht 2021 orientiert sich an den 17 Bausteinen der neuen ÖBB Nachhaltigkeitsstrategie, die auf Basis der Ergebnissen der 2018 konzernweit durchgeführten Wesentlichkeitsanalyse als auch auf Basis der Sustainable Development-Goals der Vereinten Nationen (SDGs) erstellt wurde.

Wesentlicher Teil der Lösung

„Der erste Baustein beruht auf dem Klimaschutz. Der Mobilitätssektor ist ein zentraler Bestandteil des Klimaproblems. Die Bahn und der öffentliche Verkehr aber sind ein wesentlicher Teil der Lösung, um die Klimaschutzziele erreichen zu können“, erklärt der Nachhaltigkeitskoordinator. Im Jahr 2019 (vor Beginn der Pandemie) ersparten die ÖBB durch ihre Verkehrs­leistungen mit Bahn und Bus der heimischen Umwelt rund vier Millionen Tonnen Treibhausgase pro Jahr. Damit sind die ÖBB nicht nur ein wichtiges Klimaschutzunternehmen des Landes, sie leisten auch einen wesentlichen Beitrag, um mögliche Straf- oder Kompensationszahlungen bei Nichteinhaltung der österreichischen Klimaziele 2030 gering zu halten.

Strom aus erneuerbaren Quellen

„Im Bereich der Nachhaltigkeit konnten wir in den vergangenen Jahren bereits einiges umsetzen. So verfügen wir über 75 Prozent Anteil an elektrifizierten Strecken in ganz Österreich. Generell werden über 90 Prozent der Betriebsleistung auf der Schiene elektrisch erbracht. Seit 2018 hat das Unternehmen auf erneuerbaren Strom umgestellt. „Das heißt, überall dort, wo Strom der Treibstoff ist stellen wir diesen zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung. Seit 2019 wurde auch der Drehstrombedarf für Bahnhöfe, Werkstätten, Büros, etc. auf 100 Prozent erneuerbar umgestellt. Die ÖBB verfügt auch über eigenen Kraftwerke. Heuer geht unser erstes Windkraftwerk in Betrieb“, erklärt Schuh.

Vorbeugemaßnahmen entwickeln

Der zweite Baustein der Nachhaltigkeitsstrategie fußt auf dem Thema Anpassung an den Klimawandel. Der Klimawandel stellt weltweit eine der größten Herausforderungen dar. Klimabedingte Veränderungen beeinflussen eine Reihe von Sektoren, Systemen und Institutionen. Bei den ÖBB betrifft das im Besonderen die Infrastruktur und Assets des Unternehmens sowie in weiterer Folge den Umfang und die Qualität ihrer Mobilitätsdienstleistungen. Darüber hinaus müssen die ÖBB mögliche Beeinträchtigungen durch den Klimawandel sowohl für ihre Kunden wie auch für ihre Mitarbeiter in Betracht ziehen. „Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, gezielt geeignete Vorbeugemaßnahmen zu entwickeln und diese zu erweitern. Des Weiteren bauen wir das bestehende Monitoring und Frühwarnsystem für Naturgefahren und Extremwetterereignisse ständig aus“, erklärt Thomas Schuh. Auch der Erhalt der Schutzfläche an bewirtschaftetem Schutzwald und ein bedarfsgerechtes Anlagenmanagement bei den Steinschlag- und Lawinenverbauungen liegen der ÖBB am Herzen. „Rund 3.370 Hektar Schutzwald befinden sich derzeit entlang der Bahnstrecken. Der Bestand ist seit 2017 konstant. Insgesamt besitzen die ÖBB 4.239 Hektar Waldfläche.“

„Wenn wir durch den Bau unserer Anlagen Lebensräume beeinträchtigen, müssen diese Eingriffe durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert werden.
Am Ende entstehen in dieser Bilanz mehr naturnahe Flächen also durch die Bahn in Anspruch genommen werden.“

Thomas Schuh, Nachhaltigkeitskoordinator der ÖBB-Infrastruktur AG

Klimafreundlichstes Verkehrsmittel

Der Sektor Verkehr ist in Österreich für etwa 16 Prozent der Staubemissionen und für rund 55 Prozent der Stickstoffoxidemissionen verantwortlich – Hauptverur­sacher ist der Straßenverkehr. Schallemission ist eine weitere Umweltbelastung. Hauptquelle der Schallbelastung ist der Verkehr, wobei der Straßenverkehr auch hier als Hauptlärmerreger dominiert. „Die Bahn ist das mit Abstand klimafreundlichste Verkehrsmittel, dennoch verursacht die Bahn auch Emissionen. Im Sinne einer nachhaltigen Ausrichtung des Unternehmens wollen die ÖBB alle Arten von Emissionen, die eine Belastung für Mensch und Umwelt darstellen können, reduzieren“, so der Nachhaltigkeitskoordinator. Mit wirkungsvollen Maßnahmen wollen die ÖBB mögliche Belastungen für Anrainer und Natur durch Emissionen minimieren und zugleich den Komfort und die Sicherheit für ihre Kunden maximieren.

Berücksichtigung von Arten- und Naturschutz

Ein weiterer wichtiger Baustein der ÖBB-Nachhaltigkeitsstrategie ist der Schutz der Artenvielfalt und der Biodiversität. „Die Modernisierung von Bahnstrecken steht für uns nicht im Widerspruch zum Erhalt und Schutz von Pflanzen- und Tierarten“, erklärt Thomas Schuh. Als Nachhaltigkeits­champion wollen die ÖBB zur Wahrung von Artenvielfalt und Biodiversität bei­tragen. Negative Auswirkungen auf die Umwelt sollten so gering wie möglich gehalten werden, um natürliche Lebensräume zu erhalten. Die Berücksichtigung von Arten- und Naturschutz erfolgt bereits bei der Planung von Bau- und Erhaltungsmaßnahmen auf Grundlage der entsprechenden Bundes- und Landesgesetze. Maßnahmen, die einen Eingriff in die Natur bedeuten, werden so umgesetzt, dass negative Auswirkungen so gering wie möglich gehalten oder durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ausgeglichen werden. Darüber hinaus unterstützen die ÖBB Naturschutzprojekte, die den Erhalt der biologischen Vielfalt fördern.

Ausgleichsflächen werden geschaffen

„Wenn wir beim Bau unserer Anlagen Lebensräume beeinträchtigen, geben wir die gleiche Fläche der Natur als Ausgleichs­fläche auch wieder zurück. Wenn wir zum Beispiel einen Laubmischwald durch den Bau von Schienenanlagen roden müssen, wird an anderer Stelle ein neuer Wald aufgeforstet“, so Schuh. Diese sogenannten Ausgleichs­flächen gibt es in ganz Österreich entlang der Neu- und Ausbaustrecken der ÖBB.

Kein Glyphosat im Einsatz

Österreichweit verzichtet die ÖBB seit heuer auch auf den Einsatz von Glyphosat. „Dieses Mittel kennen die meisten natürlich aus der Landwirtschaft um Beikräuter zu bekämpfen. Aber auch bei uns müssen die Gleisanlagen von Bewuchs freigehalten werden, da ansonsten die Gleisstabilität beeinträchtigt werden könnte.“ Seit Anfang des Jahres wird von der ÖBB jedoch kein Glyphosat mehr eingesetzt. „In diesem Bereich testen wir wahnsinnig viel und führen auch einige Forschungsprojekte durch, um eine andere Methode zur Aufwuchsbekämpfung zu finden. Derzeit müssen wir leider noch andere Herbizide dafür einsetzen, ohne ist die Aufwuchsbekämpfung zurzeit leider noch nicht machbar“, erklärt Schuh. Jedoch werden die Herbizide von der ÖBB nur gezielt eingesetzt. „Wir haben hierfür einen Zug – Green Tracker genannt – im Einsatz, der genau scannt, wo auf den Gleisen Pflanzen wachsen und die Herbizide dann auch nur dort gezielt einsetzt.“

Gefahrloser Wechsel über die Bahntrassen

Ein weiteres Projekt zum Schutz der Tiere entlang der Bahnstrecken ist die sogenannte Grünbrücke, wie es sie auch an der Koralmbahn im Bereich Aich gibt. Grünbrücken für Wildtiere ermöglichen Tierarten mit großen Lebensraumansprüchen den gefahrlosen Wechsel über die Bahntrassen. „Durch den Bau der Bahnstrecke haben wir leider einen Wanderkorridor der Wildtiere durchschnitten, deshalb wurde diese Grünbrücke gebaut, die den Tieren einen gefahrlosen Wechsel über die Bahntrassen ermöglicht. Gewisse Leitstrukturen führen die Tiere zu dieser Brücke“, führt der Nachhaltigkeitskoordinator der ÖBB aus.

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