Katharina Hofer-Schillen (lizenzierte Auditorin) begleitet den gesamten Zertifizierungsprozess in Betrieben. © Privat
Leben
15.11.2021

Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Fokus

Nahezu an erster Stelle bei der Jobsuche steht mittlerweile die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, das zeigen auch einige Studien. Für viele Betriebe ist das Thema Vereinbarkeit längst selbstverständlich, denn es ist nicht nur ein emotionales Thema, vor allem auch ein Wirtschaftliches.

Fachkräftemangel, Mitarbeiterbindung, Motivation und Produktion sind nur einige Schlagwörter, wenn es um die Mitarbeitergewinnung geht. Die besten Köpfe kriegt heute nur, wer den Fokus auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie legt. Und: zufriedene und leistungsstarke Mitarbeiter bilden das Fundament für den Erfolg des Unternehmens. „Wer sein Unternehmen zukunftsfit machen will, muss versuchen, diesem Anspruch gerecht zu werden und nach außen hin sichtbar machen, dass hier Familienfreundlichkeit gelebt wird“, erklärt Katharina Hofer-Schillen, lizenzierte berufundfamilie Auditorin. Das staatliche Gütezeichen berufundfamilie hat dabei eine wichtige Signalwirkung. Unternehmen, die familienfreundliche Maßnahmen in ihrem Betrieb leben und umsetzen nehmen an einem Zertifizierungsprozess teil und erhalten daraufhin eine Auszeichnung vom zuständigen Bundesministerium mit dem Gütezeichen „Wir sind ein familienfreundlicher Arbeitgeber“.

Ein klarer Wettbewerbsvorteil

Als familienfreundlicher Arbeitgeber sind Maßnahmen definiert, die Mitarbeiter dabei unterstützen, die Balance von Beruf und ­Privatleben zu finden und zu erhalten. „Das schafft Vertrauen und signalisiert die Botschaft: Sie sind uns wichtig. Der Arbeitgeber, der den Fokus stärker auf die Vereinbarkeit legt, hat einen klaren Wettberwerbsvorteil“, so Hofer-Schillen. Um Mitarbeiter zu begeistern, ein Wir-Gefühl zu schaffen und vor allem um die neue Generation anzusprechen ist es wichtig, Wertschätzung durch Familienfreundlichkeit zu schaffen und die Menschen in ihrer gesamten Persönlichkeit wahrzunehmen. „Denn, Familie hat jeder. Das sind die Eltern, die Geschwister,der Partner, die Kinder, die Freunde. Und der Spagat, allen gerecht zu werden, dem Arbeitgeber und auch dem privaten Umfeld gegenüber, ist für Berufstätige ein großer Balance-Akt“, erklärt die Auditorin. Die Unterstützung seitens des Arbeitgebers, den Arbeitsalltag zu erleichtern ist der absolute Motivationsbooster. „Respekt und ein erfolgreiches Miteinander bilden eine Allianz.“

„Wer sein Unternehmen zukunftsfit machen will, muss versuchen, diesem Anspruch gerecht zu werden und nach außen hin sichtbar machen,
dass hier Familienfreundlichkeit gelebt wird.“

Katharina Hofer-Schillen, lizenzierte berufundfamilie Auditorin

Familienfreundliche Gesamtstrategie

Unternehmen, die darüber nachdenken auch ein familienfreundlicher Betrieb zu werden, empfiehlt Katharina Hofer-Schillen „diesen Schritt zu gehen. Darauf kann man stolz sein. Auch die Bedenken, dass eine Zertifizierung ein Mammutprojekt ist, möchte ich nehmen.“ Ihr Ziel als lizenzierte Auditorin ist es, eine familienfreundliche Gesamtstrategie für das Unternehmen zu erarbeiten. „Dazu finden zwei Workshops mit einer qualifizierten Projektgruppe statt. Ich präsentiere, wie einfach es sein kann, die Vereinbarung von Familie und Beruf zu verbessern und sichtbar zu machen.“ Nach einer positiven Begutachtung des Prozesses durch eine externe Zertifizierungsstelle, wird das Unternehmen vom zuständigen Bundesministerium mit einem staatlichen Gütezeichen ausgezeichnet.

Kleine Maßnahmen verändern viel

Dabei zeigt sich immer wieder: schon kleine Maßnahmen können viel positiv verändern. „Beispielsweise ein schwarzes Brett als Kommunikationsforum für Angebote rund um die Vereinbarkeit, Besprechungen werden terminlich familienfreundlich angesetzt, Pausensnacks oder gesundheitsfördernde Maßnahmen. Vereinbarkeitsfördernde Maßnahmen funktionieren und werden nur dann geschätzt, wenn sie sichtbar und in der Führungskultur fest verankert sind und nicht als selbstverständlich angesehen werden“, führt die Auditorin aus.

Förderung für teilnehmende Unternehmen

Am Zertifizierungsprozess können bereits Unternehmen mit fünf Mitarbeitern teilnehmen. Das Land Kärnten und die Familie und Beruf Management GmbH fördern das bei nicht öffentlich-rechtlichen Unternehmen mit bis zu 7.500 Euro. „Bei Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern umfasst das nahezu die gesamten Projektkosten“, so Hofer-Schillen. Derzeit tragen mehr als 600 Betriebe in Österreich das Gütezeichen berufundfamilie. In Kärnten sind rund 40 Betriebe zertifiziert familienfreundlich, darunter unter anderem die Stadtwerke Klagenfurt, die Griffnerhaus GmbH, die Infineon Technologies Austria AG und die Kelag Kärntner Elektrizitäts Aktiengesellschaft, „Zahlreiche Unternehmen befinden sich derzeit im Zertifizierungsprozess und die Zahl der auditierten Unternehmen steigt stetig.“

Katharina Hofer-Schillen (lizenzierte Auditorin) begleitet den gesamten Zertifizierungsprozess in Betrieben. © Privat
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