Obfrau Julia Petschnig / © Verein Together
Leben
26.09.2023

Together: Lebens­mittel retten statt ver­schwenden

Die „Together Points“ dienen als Drehscheibe für gerettete Lebensmittel und gespendete Sachgüter in Kärnten und der Steiermark.

Zum Internationalen Tag der Lebensmittelverschwendung (29. September - International Day of Awareness of Food Loss and Waste) haben wir mit Julia Petschnig gesprochen. Sie ist Gründerin und Obfrau des gemeinnützigen Vereins „Together“, der eine Vielzahl an nachhaltigen Projekten umsetzt.

advantage: Welche Mission und Ziele verfolgt der Verein „Together?

Julia Petschnig: Der Grundgedanke des gemeinnützigen Vereins „Together“ ist, dass jeder Mensch das Recht auf ausreichend Güter zum Leben haben soll. Das heißt, sowohl Menschen mit wenig Geld als auch Menschen, die das Wegwerfen von wertvollen Ressourcen verhindern wollen, sollen regelmäßig das bekommen, was sie für sich und ihre Familie benötigen. Die Wahrung des Allgemeinwohls ist oberste Prämisse.

In den Together Points hat jeder Mensch die Möglichkeit sich einzubringen, ob als Freiwillige/r, beim Lebensmittel-Retten, als Mitglied, als Networker:in oder als Sponsor:in. Der Verein ist offen für alle Menschen, die etwas zur erfolgreichen Umsetzung und zum Gelingen des Projekts beitragen möchten. Der Verein Together fördert die unterschiedlichsten Projekte, die dem Menschen und damit dem Allgemeinwohl dienen. Die zentralen Aufgabengebiete des Vereins ist das Betreiben von „Together Points“, in denen der Austausch von Gütern und Ideen stattfinden kann.

Wie bist du persönlich mit der Organisation verbunden?

Als Gründerin und Obfrau des Vereins bin ich sehr stark mit der Organisation verbunden. Es ist sozusagen meine Lebensaufgabe mich diesen Themen zu widmen und mich mit vollem Herzen und klarem Kopf für diese Mission zu engagieren. Weil mir das Wohle der Menschen und unserer Erde wesentlich ist.

Welche Meilensteine wurden bisher erreicht?

Der Verein wurde vor neun Jahren als Garagenprojekt in Maria Elend gegründet. Aktuell gibt es 12 Standorte. Es geht darum möglichst viele Waren weiterzuverwenden. Ziel ist die Wertschätzung von Lebensmitteln und Alltagsgegenständen. Unser Motto lautet: "Verwenden statt verschwenden und miteinander wertschätzend wirken“. Der Together Verein unterstützt Menschen in Notlagen und schafft Bewusstsein im Umgang mit Ressourcen aller Art. Jeder Mensch ist willkommen, ohne Einkommensnachweis.

Neben den Together Points, die als Drehscheibe für gerettete Lebensmittel und gespendete Sachgüter dienen, werden vom Together Verein noch weitere Projekte umgesetzt: „Essbar – das Nachernte Projekt“, „Together-Online“, „Together – Wortreich“, „Eat together – Essen für Alle“ und Hilfsaktionen.

Wie können sich Interessierte aktiv bei "Together" beteiligen?

Das Ehrenamtliche Engagement ist der Motor des Vereins. Aktuell unterstützen den Together Verein ca. 500 ehrenamtliche Personen. Bei Interesse kann sich jede:r unter info@act2gether.at, oder direkt in einem Point an uns wenden.

Gibt es besondere Herausforderungen, die ihr in eurer Arbeit erlebt habt?

Die größte Herausforderung ist die Deckung der Fixkosten der Together Points (Miete, Betriebskosten und Strom), da sich der Verein hauptsächlich über Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert und nur ein Bruchteil der Kosten von öffentlichen Geldern gedeckt werden kann. Die zwischenmenschliche Arbeit ist ebenso immer wieder herausfordernd. Knapp 500 Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen zusammen zu halten und ein gutes Klima zu ermöglichen ist nicht immer einfach.

Welche langfristigen Ziele hat der Verein?

Die Wahrung des Allgemeinwohls ist wohl das wichtigste Ziel. Der Versuch einen Ausgleich von Überschuss und Mangel zu erzielen hat oberste Priorität. Besonders wo die aktuelle Teuerung so vielen Menschen und besonders Familien zusetzt hat merken wir, dass unser Angebot dringend gebraucht wird.

Der Weg ist das Ziel – trifft auf die Art unserer Arbeit wohl am besten zu. Wir planen nicht unbedingt langfristig, da unsere Arbeit sehr dynamisch ist und wir immer versuchen mit den vorhandenen Mitteln auf die benötigten Anforderungen einzugehen, soweit es uns möglich ist. Natürlich ist eine Erweiterung der Standorte ein mögliches Ziel, da es im Grunde in jedem Ort, jeder Gemeinde einen Together Point geben könnte.

Was genau steckt hinter dem Projekt „Eat together“ und wo ist es zu finden?

Das Projekt „EAT TOGETHER – Essen für Alle“ gibt es seit April diesen Jahres. Die geretteten Lebensmittel, die in den Together Points überbleiben, werden verwertet und in Form eines warmen Mittagessens jedem Menschen angeboten. Es sind alle Hungrigen eingeladen, ob aus finanzieller oder ressourcenschonender Überlegung. Nahrung als Grundrecht darf nicht von finanziellen Kriterien abhängig sein. Nach dem „pay-as-you-wish“ Prinzip kann jede:r seinen möglichen finanziellen Beitrag leisten. Es gibt auch die Möglichkeit Gutscheine zu erwerben, die weitergeschenkt werden können. Die zwei Standorte befinden sich in Villach Drauparkstraße 2, geöffnet von Montag – Samstag 10 – 14 Uhr und in Klagenfurt, Rosentalerstr. 40 geöffnet von Montag – Freitag 11 – 15 Uhr.

Kannst du Beispiele teilen, die zeigen, wie der Together Verein positive Veränderungen in der Gemeinschaft bewirkt hat?

Der Together Verein und jeder Together Point ist ein Ort für gelebte Gemeinschaft. Nur in der Gemeinschaft ist es möglich, täglich Lebensmittel zu retten, auszusortieren und in den Together Points anzubieten. Die Gemeinschaft der Abholer:innen und Kund:innen vertreten die Philosophie des Vereins „Verwenden statt verschwenden“ und bemühen sich um einen achtsamen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. Viele unserer Helfer als auch unserer Kunden, erleben durch die Teilnahme an den Vereinsaktivitäten eine Verbesserung ihrer sozialen und zwischenmenschlichen Situation, ebenso wie ihrer finanziellen Situation. Das hat bereits zahlreiche Leben nachhaltig zum besseren verändert.

Was kann jede:r Einzelne dazu beitragen, um die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren?

Auf Regionalität beim Einkauf achten, nur so viel kaufen wie tatsächlich gebraucht wird – Einkaufszettel helfen! Auch wenn das Mindesthaltbardatum der Ware erreicht ist, die Lebensmittel prüfen und nicht gleich in den Müll werfen. Foodsharing-Aktionen nutzen, bei den „Together Points“ einkaufen und sich auch mal im „Eat Together – Essen für Alle“ mit geretteten Lebensmitteln bekochen und inspirieren lassen.

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