Fotocredit: JOANNEUM RESEARCH/Schwarzl
Gesundheit
12.04.2023

Hilfe bei Demenz durch digitale Aktivierungs­trainings

Spezielle Übungen auf Tablets fördern die Gedächtnisleistung im Alter, wie die neue Studie „multimodAAL“ eindeutig zeigt. 

JOANNEUM RESEARCH, die Medizinische Universität Graz, die digitAAL life GmbH, das Österreichische Rote Kreuz sowie  HS&I HealthSystemIntelligence  führten gemeinsam eine Studie mit dem Fokus auf Demenz durch, die nun erfolgreich abgeschlossen ist. Die Beweislage spricht eindeutig dafür, dass die Leistung des Gedächtnisses im Alter durch kognitive Aktivierungstrainings mit Tablets aufrechterhalten werden kann und den Krankheitsverlauf von Demenz verzögert. Ab sofort sind die Übungen frei für jeden zugänglich. 

Projekterfolg: Lebensqualität bleibt aufrechterhalten 

Die Projektarbeiten zu  multimodAAL liefen drei Jahre und können nun Ergebnisse vorweisen. Der Fokus der Forschung war auf eine flexible, personalisierbare und kostengünstige technische Gesamtlösung gesetzt. Es sollte ein kognitives, bewegungsorientiertes und soziales Trainingssystem entwickelt werden unter der Berücksichtigung von kognitiven und physischen Leistungsdaten und Lifestyle-Einflussfaktoren. Das System soll als Unterstützung für ältere Personen dienen, die an einem frühen Stadium von Demenz leiden. Die Leistungsfähigkeit kann somit so lange wie möglich aufrechterhalten blieben. Nach einer 6-monatigen Testphase zeigte sich, dass die Leistungsfähigkeit der Testpersonen konstant blieb– ohne Verschlechterung.  „Wir beschäftigen uns intensiv mit Technologien, die älteren oder beeinträchtigten Menschen helfen und sind stolz, dass uns im Projektkonsortium ein so eindeutiger Projekterfolg gelungen ist. Damit können wir vielen Menschen helfen, ihre Lebensqualität aufrechtzuerhalten“, so JOANNEUM-RESEARCH-Projektleiterin Silvia Russegger vom Institut DIGITAL.  

Frühstadium erkennen durch Digitale Datenanalyse 

„Wir können von digitalen Biomarkern objektive, quantifizierbare Charakteristiken biologischer und physiologischer Prozesse ableiten. Im Rahmen der Demenzforschung interessieren wir uns für die Schätzung der Scores neuropsychologischer Screening-Instrumente aus einfach zu ermittelnden digitalen Daten des Verhaltens im täglichen Leben. Damit lassen sich sogenannte Frühwarnsysteme definieren, die auf erste Anzeichen von Demenz schließen lassen. Das gibt mehr Spielraum für eine frühzeitige Behandlung“, äußert sich Lucas Paletta, Experte im Bereich Human-centered Computing vom Institut DIGITAL. Digitale Biomarker können als datenverarbeitende Verfahren verstanden werden. „Wir haben festgestellt, dass die Betroffenen sich am Anfang des Trainings am meisten damit beschäftigen und bis zu 2 Themen pro Tag durchspielen. Diese Intensität nimmt in einer exponentiellen Fallkurve bis zu knapp einem Thema pro Tag ab“, meint Christiane Aschlener vom Roten Kreuz Österreich. 

 

 

Vorgehensweise und teilnehmende Personen 

Die Studie wurde als sogenannte Mixed-Methods-Studie durchgeführt. Der quantitative Anteil belief sich auf eine randomisierte kontrollierte Studie (RCT), wohingegen der qualitative Anteil in Form von ergänzenden Interviews (Einzelinterviews und Fokusgruppen) mit einer Inhaltsanalyse abgehalten wurde. Die Durchführung der Forschung fand in der Steiermark statt. Alle teilnehmenden Personen mit Alzheimer-Demenz stammten aus einem häuslichen Umfeld, dem betreuten Wohnen oder aus dem Pflegeheimbereich. Insgesamt nahmen im Verlauf der Studie 53 Erkrankte mit Alzheimer-Demenz als Testpersonen teil. 26 der untersuchten Personen konnten schließlich in die Studie eingeschlossen werden, wobei nach Studienabbrüchen eine finale Stichprobe von 23 Personen gezählt wurde. Die Medizinische Universität Graz führte unter Leitung der Abteilung für Neurologie die neurologischen sowie neuropsychologischen Untersuchungen, die Blutabnahme, das Angehörigen-Interview und die MRT-Untersuchungen durch.  

Die  JOANNEUM RESEARCH  mit Hauptsitz in Graz ist eine Innovations- und Technologieanbieterin im Bereich der angewandten Forschung. Als Forschungsgesellschaft der Länder und Regionen prägen wir mit unseren Forschungskompetenzen die Entwicklung unserer modernen Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig und menschenzentriert.  

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