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Wirtschaft
17.12.2020

Vielfalt mit gemeinsamem Nenner

Verantwortung zeigen! ist ein einzigartiges Netzwerk, das ungleiche Partner zusammenbringt und Verstand und Herz vereint.
Es wächst seit über zehn Jahren stetig in Intensität und Qualität.

„Es ist ein Netzwerk für Menschen mit Haltung“ so beschreibt es die Gründerin und Organisatorin Iris Straßer. Gleichgesinnte aus unterschiedlichen Bereichen haben hier die Möglichkeit, mit ihrem persönlichen Einsatz die Welt im Kleinen etwas besser zu machen. „Verantwortung zeigen!“ ist auf lange Sicht angelegt. Wer auf kurzfristige Erfolge hofft, sei falsch am Platz und habe die Idee nicht verstanden, sagt Straßer. Nachhaltigkeit präge schließlich auch die langfristige Perspektive im Unternehmen.

Im Rahmen des Netzwerks kooperieren Unternehmen und gemeinnützige Einrichtungen auf unterschiedliche Weise. Dabei geht es nicht darum, Geld zu spenden, sondern Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. „Eine Begegnung auf Augenhöhe, das ist das Grundprinzip“, erklärt die Netzwerkgründerin. Für die landesweiten Engagementaktionen, die mittlerweile zweimal jährlich in mehreren Bundesländern stattfinden und vor zehn Jahren als kleiner Aktionstag begonnen haben, sammelt das Team im Netzwerkbüro regelmäßig Wünsche der Sozialeinrichtungen. Die Unternehmen können aus der Liste wählen, auf der in jedem Jahr rund 150 unterschiedliche Projekte – von handwerklichen Tätigkeiten über Assistenz bei Ausflügen bis zur Vermittlung von fachlichem Know-how und vieles mehr – standen. Nicht selten wählen die Unternehmen ihnen bereits bekannte Einrichtungen. Auf diese Weise wurden langfristige Beziehungen aufgebaut, wertvolle Freundschaften sind entstanden.

In Vorbereitungsgesprächen werden offene Fragen geklärt. Dann machen sich die Firmenteams gemeinsam mit KlientInnen und MitarbeiterInnen von Sozialeinrichtungen frisch ans Werk. Das Team im Netzwerkbüro begleitet jedes Projekt und sorgt dafür, dass Gutes nicht nur an-, sondern auch vor den Vorhang kommt.

Brücken schlagen

„Verantwortung zeigen!“ bietet vielfältige Möglichkeiten, die Perspektive zu wechseln. So tauchen beim „Brückenschlag“ Führungskräfte eine Woche lang in die Arbeit einer sozialen Einrichtung ein. „Dabei werden sie auf unterschiedlichen Ebenen mit ihren eigenen Grenzen konfrontiert“, erzählt Straßer. Es seien zutiefst menschliche Erfahrungen, die sie daraus mitnehmen. So bekommt ein Banker eine neue Sicht auf seinen Beruf, wenn er eine Woche lang in der Schuldnerberatung gearbeitet und sich die Schicksale der Menschen angehört hat.
Beim alljährlichen VZ Thementag erarbeiten Führungskräfte ein gesellschaftlich relevantes Thema in einem entspannten Ambiente. Über Branchengrenzen hinweg entsteht hier ein Raum, wo man in Kreis Gleichgesinnter offen diskutieren kann und aus den üblichen Rollenmustern herauskommt. „Im Laufe der Jahre ist dadurch ein kostbarer Ort der Verbindung entstanden, an dem ein langfristiger Dialog darüber stattfindet, wie sich die Partner eine gute Zukunft vorstellen“, sagt Straßer.

Der Gewinn für die Unternehmen ist die andere Sichtweise, das Über-den-Tellerrand-Hinausblicken, die Schärfung der sozialen Intelligenz. So hat Straßer die Erfahrung gemacht, dass sich in Unternehmen, die sich bei „Verantwortung zeigen!“ engagieren, auch Unternehmenskultur und Betriebsklima positiv verändern.

80 Mitglieder

Mittlerweile hat das Netzwerk 80 Mitglieder, davon mehrheitlich Wirtschaftsbetriebe, etwa 25 Prozent sind Non-Profit-Unternehmen und 15 Prozent Institutionen Institutionen, wie die österreichische Gesundheitskasse, die FH Kärnten und die FH Campus02 oder die CHS als erste Höhere Schule. Es ist über die Grenzen Kärntens längst hinausgewachsen. Neue Mitglieder, die etwas zur Gesellschaft beitragen und sich intern mit Nachhaltigkeit und unternehmerischer Verantwortung in all ihren Facetten beschäftigen wollen, sind stets willkommen.

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Der Kopf und das Herz des Netzwerks „Verantwortung zeigen – VZ“
ist Iris Straßer, die das Netzwerk vor mittlerweile 13 Jahren gründete.

Eigentlich hätte Iris Straßer Steuerberaterin werden sollen. Ihr Vater hatte eine der größten Kanzleien des Landes und hoffte, dass die Tochter sie nach Abschluss des humanistischen Gymnasiums übernehmen würde. Doch Iris‘ Interessen lagen jenseits des Zahlenuniversums. Dennoch entschloss sie sich für das Studium der Betriebswirtschaft in Graz, klopfte aber gleichzeitig an die Pforte des Franziskusheimes in Klagenfurt, das damals von Nonnen geführt wurde. Dort teilte sie der überraschten Klosterschwester mit, dass sie Interesse habe, den Sommer über hier unentgeltlich zu arbeiten. Man habe zwar noch nie Praktikanten gehabt, meinte die Nonne, aber warum nicht. Man könne es ja einmal probieren, meinte sie. Diese Tätigkeit zwei Sommer hintereinander war eine prägende Erfahrung für die junge Iris.

Während ihrer Dissertation entdeckte sie ihre Freude am und ihr Talent fürs Netzwerken. Sie arbeitete in einer großen Steuerberatungskanzlei in Graz und koordinierte ein österreichweites Wirtschaftstreuhandnetzwerk. Daraus erschloss sie ‚ihr‘ Geschäftsfeld, als sie mit ihrem Mann die Beratungsgesellschaft Strasser & Strasser – heute der Rechtsträger von VZ – in Klagenfurt aufbaute. Die junge Mutter dreier Kinder moderierte im Rahmen privater und öffentlicher Aufträge Kooperationen und innovative Rahmenstrukturen, koordinierte Möbelhändler, aber auch Erwachsenenbildungseinrichtungen, evaluierte Gesetze, bereitete Richtlinien vor und entwickelte Förderrichtlinien.

Ein Beitrag für die Gesellschaft

Vielfältige Einsatzfelder, aber irgendwie blieb da das Gefühl: „Das ist zu wenig. Ich kann nichts bewegen.“ Das Thema Corporate Social Responsibility – der Beitrag der Wirtschaft für die Gesellschaft – hatte es ihr angetan. So initiierte sie 2006 das EU-Projekt „Verantwortung zeigen“ gemeinsam mit WK, IV, der katholischen Kirche und Partnern aus Südtirol und Wien. Über einen Zeitraum von sechs Monaten waren 45 Unternehmen und Sozialpartner mit über 25.000 Mitarbeitern allein in Kärnten in dieses INTERREG-Projekt eingebunden.
Der Erfolg bestärkte sie und sie beschloss: „Da machen wir weiter!“ Anfangs begann sie ehrenamtlich mit der Vernetzung über die Branchen hinweg, bis sie das Netzwerk „Verantwortung zeigen - VZ“ 2008 auf professionelle Beine stellte. Mittlerweile ist Straßer nur mehr im Netzwerk tätig und als Expertin für Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung geschätzt. Die Finanzierung des Netzwerks erfolgt durch die Unternehmen, die Beiträge sind nach Größe gestaffelt. Niemand kann sich „einkaufen“, jeder ist gleichberechtigter Partner. Das Netzwerk steht so auf vielen tragfähigen Beinen. Es kommt ohne öffentliche Förderung aus und möchte sich diese Unabhängigkeit weiter bewahren.

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