VIRIDI: Kreislaufwirtschaft als Chance
Zahlreiche Expert:innen, Unternehmen und Entscheidungsträger:innen aus Österreich und Slowenien fanden sich kürzlich in der Wirtschaftskammer in Klagenfurt ein, um bei der VIRIDI-Konferenz über nachhaltige Geschäftsstrukturen im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu diskutieren. Des Weiteren wurden innovative Ansätze und Best Practices für eine grüne Wertschöpfungskette über Grenzen hinweg vorgestellt. Ein Highlight war die Präsentation der Siegerprojekte der Sustainable Entrepreneurship Week, auch VIRIDIthon genannt, die zeigten, dass es in der Region bereits eine Vielzahl von mutigen und erfolgreichen Ansätzen gibt.
KMUs in der Transformation unterstützen
Im Fokus des Interreg-Projektes VIRIDI SI-AT, das noch bis September 2026 läuft, stehen die Querschnittsthemen Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung in den Branchen Holz Metallverarbeitung, Kunststoffindustrie, Energie und Bauwesen. Das Gesamtprojektvolumen beträgt 1,4 Mio. Euro. 1,1 Mio. Euro werden durch den EFRE gefördert.
Als Leadpartner fungiert die Wirtschaftskammer Kärnten, die gemeinsam mit dem Energieforum Kärnten, dem slowenischen Wirtschaftsverband Kärnten (SGZ) sowie den slowenischen Projektpartnern Gospodarska zbornica Slovenije (Wirtschaftskammer Slowenien), ZRS Bistra, Ptuj (Forschungs- und Entwicklungsinstitut) und Zavod za gradbeništvo Slovenije (Nationales Institut für Hoch- und Tiefbau) daran arbeitet, KMUs im Transformationsprozess zu unterstützen.
Mehrwert für Wirtschaft und Betriebe
„VIRIDI zeigt, wie durch Wissenstransfer und digitale Lösungen Ressourcen effizienter und schonender genutzt werden können. Die heutige Veranstaltung war eine ideale Gelegenheit, erfolgreiche Modelle sichtbar zu machen und neue Kooperationen zwischen Unternehmen aus Slowenien und Österreich zu fördern. Internationale Zusammenarbeit ist entscheidend für eine künftige funktionierende Kreislaufwirtschaft“, betonte Meinrad Höfferer, Direktor der Wirtschaftskammer Kärnten.
Trotz Interesse und Ideen in vielen Betrieben fehlt es aber oft an Zeit für die Umsetzung. „Das Interreg-Projekt bietet Interessierten wertvolle Möglichkeiten, um grenzüberschreitende Herausforderungen gemeinsam anzugehen und nachhaltige Lösungen für wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Fragestellungen zu entwickeln“, so Höfferer.
Wertschöpfungsketten neu denken
Für Dragica Marinič, Projektmitarbeiterin VIRIDI, Slovenian National Building And Civil Engineering Institute (ZAG), hat die verstärkte Zusammenarbeit eine hohe Relevanz: „Nur so können die europäischen Klimaziele erreicht und nachhaltige Lösungen in verschiedenen Wirtschaftssektoren umgesetzt werden. Wir freuen uns darauf, Best Practices kennenzulernen und ein länderübergreifendes Kreislaufwirtschaftsmodell zu entwickeln. Darüber hinaus werden wir zur Entwicklung und Etablierung einer grenzüberschreitenden Wertschöpfungskette beitragen.“
Grenzen gibt es nur im Kopf
In Fokus von VIRIDI steht die Zusammenarbeit der Menschen in den Grenzregionen wie Tadej Novak, Vertragsverwalter des VIRIDI Projektes Interreg SI-AT, hervorhebt: „Es geht vor allem darum, die Grenzen in den Köpfen der Bevölkerung zu verwischen, was in letzter Zeit durch die Wiedereinführung der Grenzkontrollen immer schwieriger geworden ist. Es gibt Menschen, die große Ideen haben und mit Menschen aus dem Nachbarland zusammenarbeiten wollen, weil sie sehen, dass sie die gleichen Herausforderungen und Chancen haben. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einbeziehung der slowenischen Minderheit in Kärnten und die Tatsache, dass der Projektleiter zweisprachig ist.“
Bewusstsein schaffen
Umgesetzt wird VIRIDI in der Wirtschaftskammer Kärnten von Neža Einspieler (Projektmanagerin VIRIDI) und Verena Ogris (Nachhaltigkeitsreferentin in der Wirtschaftskammer Kärnten). Für die beiden Projektverantwortlichen haben die hohe Teilnehmerzahl und die angeregten Diskussionen gezeigt, dass die Unternehmen das Potenzial der Kreislaufwirtschaft erkannt haben: „Dabei geht es nicht nur um Umweltbewusstsein, sondern auch um wirtschaftliche Chancen. Nur durch eine Vernetzung über die Ländergrenzen hinweg kann eine funktionierende Kreislaufwirtschaft entstehen, die ökologische Verantwortung mit wirtschaftlichem Erfolg verbindet.“
Wer Ressourcen im Kreislauf hält, gewinnt – wirtschaftlich und ökologisch. „Sowohl slowenische als auch österreichische Unternehmen benötigen finanzielle Anreize, klare regulatorische Rahmenbedingungen, besseres Wissen, digitale Lösungen sowie Marktzugang und internationale Kooperationen, um die Kreislaufwirtschaft erfolgreich umzusetzen“, so Einspieler.
© WKK I Stefan Reichmann
Wissenswert
VIRIDI ist ein grenzüberschreitendes Interreg-Projekt zwischen Slowenien und Österreich, das kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus Branchen wie Holz-, Metall- und Kunststoffverarbeitung, Bauwesen und Energiewirtschaft beim Übergang zur Kreislaufwirtschaft unterstützt. Das Projekt läuft bis 2026 und bietet Unternehmen kostenlose Workshops, Schulungen und Vernetzungsmöglichkeiten.
Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle, der Förderung von Upcycling-Ideen und digitalen Lösungen. Dafür wird bis Herbst 2026 die VIRIDI-Plattform online gehen, die Unternehmen mit rechtlichen Informationen, Best-Practice-Beispielen und Netzwerkmöglichkeiten versorgt.
Bereits in der ersten Phase des Projekts wurden die größten Herausforderungen für KMU analysiert. Dabei zeigte sich, dass viele Unternehmen nachhaltige Maßnahmen umsetzen möchten, aber oft nicht die Zeit oder personellen Ressourcen haben. VIRIDI setzt genau hier an und bietet praxisnahe Unterstützung.
Best Practise Beispiele
Zahlreiche Betriebe arbeiten bereits aktiv an nachhaltigen Konzepten. Ein Beispiel ist die von Werner Kruschitz gegründete KRM Kunststoff-Recycling-Maschinen GmbH in Unterkärnten, ein führendes Unternehmen im Bereich Kunststoffrecycling. KRM stellt hochwertige Kunststoffregranulate aus Post-Consumer- und Produktionsabfällen her und bietet zudem Dienstleistungen wie Sortieren, Zerkleinern, Waschen und Trocknen von Kunststoffen an. Darüber hinaus handelt es mit thermoplastischen Kunststoffen sowie Recyclingmaschinen und -anlagen.
Ein weiteres Best Practise ist Roto ECO d.o.o., ein Unternehmen der internationalen ROTO Gruppe mit Sitz in Murska Sobota, Slowenien. Die Gruppe ist in vier europäischen Ländern, darunter Österreich, tätig und zählt zu den führenden Herstellern von Polymerprodukten. Mit dem Fokus auf modernste Produktionstechnologien folgt Roto ECO den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und trägt aktiv zur nachhaltigen Entwicklung der Branche bei.